Die ehemaligen Hainhofer Gaststätten
Die Rechnung bitte!
Andere Zeiten ... andere Preise!
Jedem Leser, der sich diese alte Rechnung ansieht, wird zunächst ein Lächeln übers Gesicht huschen! Sie wurde im April 1959 im Gasthaus Mayr in Hainhofen ausgestellt und mußte von meinem Eltern für die Bewirtung der Feier anläßlich der Erstkommunion meines Bruders bezahlt werden.
Es sind natürlich die niedrigen Preise, auf die wir im Jahre 2024 mit großen Augen starren! Sprachlos sehen wir ganz oben 42 Halbe Bier für ganze 18,90 DM aufgelistet. Das machte gerade mal 45 Pfennig für einen halben Liter und das wären in Euro kaum zu glaubende 0,23 Cent. Auf dem gerade laufenden Neusässer Volksfest muß der Durstige für die Maß Bier 11,50 Euro auf den harten Biertisch legen, das wären für eine dort nicht ausgeschenkte Halbe 5,75 Euro. Auch die Zitronenlimo für 35 Pfennig und die gerade in Mode gekommene Coca Cola für 30 Pfennig in der kleinen Originalflasche erscheinen einem als geradezu geschenkt.
Auch bei dem Preis fürs Essen reibt man sich zunächst verwundert die Augen. Für 28 Mittagessen und Kaffee werden ganze 154 DM berechnet, das sind 5,50 DM pro Person. Nach heutiger Lesart entspräche dies umgerechnet nur 2,25 Euro für jeden Gast.
Besonders kurios erscheint die Auflistung von 7 Schachteln Zigaretten zum Preis von 3 Mark 50 Pfennig. Das Päckchen kostete demnach nur 50 Pfennig. Dieses erhielt zwar nur 10 Zigaretten, aber dessen ungeachtet ist der Preis für die Glimmstängel bis heute um gut 600 % gestiegen. Was mehr verblüfft als der niedrige Preis ist die Tatsache, daß es damals anscheinend üblich war, seinen Gästen bei der Erstkommunion Rauchwaren kostenfrei zur Verfügung zu stellen!
Bevor man beim Studium dieser Rechnung in das heute übliche Lamento über stets steigende Preise verfällt und das Wehklagen darüber erschallt, wie schlecht es uns 2024 doch ginge, sollte man gerechterweise eine Gegenrechnung aufmachen. Als wesentliche Faktoren müssen in den Vergleich der durchschnittliche Verdienst und die dafür zu leistende Arbeitszeit einfließen. 1959 belief sich der Lohn bei einem männlichen Arbeiter auf bestenfalls 450 bis 500 DM monatlich. Wenn er Glück hatte, mußte er dafür nur noch 5 Tage in der Woche arbeiten, während bis in die Mitte der 50er Jahre nur der Sonntag frei war. Die Wochenarbeitszeit betrug meist noch 46 Stunden. In der überwiegenden Mehrheit der Familien waren die 500 DM, die der alleinverdienende Vater bar in der Lohntüte mit nach Hause brachte, auch deren gesamtes Monatseinkommen, da die Ehegattinnen für gewöhnlich unbezahlte Hausfrauen waren. Zusätzliche Leistungen wie Weihnachts- und Urlaubsgeld waren noch lange nicht Usus und der Vorgänger des Kindergelds steckte noch in den Kinderschuhen. Erst seit 1954 gab es eine Beihilfe von 25 DM, die aber nur ab dem 3. Kind (!) einer Familie fällig wurde. Ab dem Jahr 1961 wurde diese Zuwendung bereits ab dem 2. Kind gewährt. Zum Vergleich: 2024 erhält eine Familie mit 3 Kindern 750 Euro im Monat aus Steuermitteln.
Unter dem berühmten Strich bleibt die Erkenntnis, daß heute zwar real alles teurer ist, aber daß sich der durchschnittliche Bürger trotzdem mehr leisten kann als damals, weil das verfügbare Einkommen deutlich höher und das Angebot breiter gestreut ist. Daran ändert auch unser Granteln über die hochpreisige Butter nichts, wenn wir mit dem mit Sonderangeboten vollgepackten Einkaufswagen an der Supermarktkasse anstehen! Die Preise sind nicht die einzigen, die in den letzten Jahrzehnten in die Höhe geschnellt sind, sondern es sind vor allem unsere gestiegenen Ansprüche, die unser gutes Leben so teuer machen.
Wir hatten neben unseren großen Misthaufen einen Stall in dem auch die Schweine gefüttert wurden.
Die bekamen auch die Essensreste.