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Der ewige Gehorsam

Die monströse Steintreppe des "Sacrario di Redipuglia" kann der gen Triest strebende Tourist sogar von der Autobahn aus sehen. Heldenverehrung wurde im faschistischen Italien stets im großen Stil betrieben, aber an keinem anderen Ort ist die Perversion des Krieges hautnaher spürbar, als an diesem in Stein gemeißelten Massengrab unweit der Adria. Der ganze Hügel besteht aus riesigen Betonstufen, auf denen hundertfach immer nur das gleiche Wort prangt: "PRESENTE", das ist die Antwort "HIER", mit dem der Soldat antwortet, wenn sein Name beim Appell aufgerufen wird. 100.000 von ihnen, als Kanonenfutter im Friaul niedergemäht, in die Stachelverhaue getrieben oder in den Erdlöchern am Giftgas erstickt, melden sie sich auf ewig bei ihrem Oberbefehlshaber, einem strategischen Versager, der lange nach dem Krieg friedlich entschlafen ist und unterhalb der Treppe in einem riesigen Monolithen seine pompöse letzte Ruhestätte fand.
Mancher fragt sich verwundert, weshalb ich Bilder von solchen Stätten in ein Urlaubsalbum klebe. Dabei ist es einfach so, daß ich das große Glück Norditalien als Tourist besuchen zu können, nach so einem Gang die Mauer hinauf viel mehr zu schätzen weiß.

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