BUND Naturschutz kritisiert Flächenverbrauch
Flächenverbrauch in Neusäß schreitet weiter voran
Nach der Sommerpause setzt die Stadt nun die nächsten Schritte für weiteren Flächenverbrauch um und will die Planungen für ein neues Gewerbegebiet mit Heizkraftwerk in der „Frischluftschneise“ weiter vorantreiben. Die Ortsgruppe Neusäß des BUND Naturschutz wird daher das Thema „Flächenschutz“ als Schwerpunktthema mit zahlreichen Veranstaltungen aufgreifen.
Neues Gewerbegebiet östlich der Autobahnanschlussstelle
In der öffentlichen Sitzung des Planungs- und Umweltausschusses vom 12.10.2023 wurde bekannt, dass die Stadtverwaltung Neusäß Planungen für ein neues Gewerbegebiet östlich der Autobahnauffahrt, mit möglichem Heizkraftwerk und einer Wasserstofftankstelle, vorantreiben möchte. Dieses neue Gewerbegebiet liegt in einer Frischluftschneise und an einem überregionalen Grünzug. Die Fläche soll nach dem Regionalplan Augsburg zwischen Bärenkeller und Neusäß von Bebauung freigehalten werden.
Die Notwendigkeit dieses neuen Gewerbegebietes ist fragwürdig. Wie eine aktuelle Auswertung der BUND Naturschutz Ortsgruppe zeigt, gibt es baureife Gewerbeflächen von mindestens 6,5 ha in Neusäß. Ein Spatenstich für eine neue Wasserstofftankstelle wurde erst im September, wenige 100 m entfernt, im Güterverkehrszentrum Augsburg vorgenommen.
In derselben Sitzung des Ausschusses wurde auch die Stellungnahme der Stadt Neusäß zur Neubauplanung der Bahnstrecke Ulm - Augsburg in diesem Bereich diskutiert.
In dieser Diskussion wurde bemängelt, dass die Bahn
- den regionalen Grünzug durchschneidet,
- Frischluftentstehungsräume durchquert,
- und der Landwirtschaft wertvolle Flächen für die Trasse und für Ausgleichsflächen entzieht.
Diese Argumente spielten jedoch bei der anschließenden Diskussion über das Gewerbegebiet für die Stadträte keine Rolle.
Der Landesentwicklungsplan lässt nur in wenigen Ausnahmefällen eine Gewerbegebietsausweisung außerhalb des bestehenden Siedlungsbereiches zu, um Zersiedelung und Flächenverbrauch zu begrenzen. Seit dem Jahr 2019 versucht die Stadt bisher erfolglos, für dieses neue Gewerbegebiet ein Konzept zu entwickeln, für das eine der Ausnahmeregelungen greifen würde. Trotz „Gegenwind“ der oberen Baubehörde hat der Ausschuss nun wieder einstimmig die Stadtverwaltung mit dem Fortgang der Planungen beauftragt.
Neusäß verfehlt in hohem Maße das zukünftige Ziel für Flächenschutz
Nach wie vor scheint der Flächenverbrauch in Neusäß „für alle Parteien" keine Rolle zu spielen. Wäre das von der bayerischen Staatsregierung ausgegebene Flächenschutz Ziel für 2030, den Flächenverbrauch auf 5 ha pro Tag in Bayern zu begrenzen, verbindlich geregelt, dann dürfte Neusäß nur noch 1,77 ha pro Jahr für die kommunale Planung an Flächen „verbrauchen". Dies würde ca. 2,5 Fußballfeldern entsprechen, was immer noch eine nicht unerhebliche Größenordnung an Flächenverbrauch bedeuten würde.
In einer interaktiven Karte haben wir alle uns bekannten und diskutierten Flächenänderungen eingetragen. Die Karte finden Sie unter nachfolgendem Link: https://stopn.de/flaechen
Allein die aktuellen Erweiterungen aus den laufenden Änderungen des Flächennutzungsplans, Bebauungsplänen in Aufstellung, sowie baureifen Gewerbe- und Wohnbauflächen entsprechen mehr als 40 ha. Dies wäre das Flächenbudget von mehr als 23 Jahren, wenn das „5 ha pro Tag“ Ziel umgesetzt würde. Insgesamt sind Flächen von mehr als 78 ha in unterschiedlichen Planungsstufen in Diskussion. Dies wäre das Flächenbudget für fast 45 Jahre.
Schwerpunkt „Flächenschutz“ und Bürgerbegehren
Wir sind der Überzeugung, dass angesichts der Klimaveränderung und des Artensterbens hier dringend auf allen Ebenen gegengesteuert werden muss. Daher werden wir als BUND Naturschutz in Neusäß im nächsten Jahr das Thema „Flächenverbrauch“ zum Schwerpunktthema mit Informationsveranstaltungen machen.
Zum Schutz der Flächen in Neusäß haben wir parallel die Vorbereitungen für ein Bürgerbegehren gestartet, das sich an dem von der bayerischen Staatsregierung ausgegebenen Flächenschutz Ziel für 2030 von „5 ha pro Tag“ orientiert.
Wenn Sie hierzu auf dem aktuellen Stand bleiben möchten, finden Sie stets aktuelle Informationen auf stopn.de.
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