myheimat Hainhofen: AUS DER ZEIT GEFALLEN?
GEDANKEN ZUM SOMMERKONZERT DES MGV HAINHOFEN
Im Rahmen des Neusässers Musiksommers 2022 luden die Sänger des MGV Liederkranz Hainhofen zu einem sommerlichen Konzert mitten ins Dorf in den Stadel des ehemaligen Anwesens der Familie Seitz. Auf den ersten Blick eine Veranstaltung, die heutzutage so manchem "aus der Zeit gefallen" erscheinen mag, denn sowohl der Männerchor als auch der Bauernhof gehören zu den letzten ihrer Art in der Stadt Neusäß. Doch vielleicht gerade deswegen kamen die Zuhörer in Scharen an diesem sonnigen Sonntag in den Hof an der Schlipsheimer Straße, um dort unter Freunden und Bekannten ein paar entspannte Stunden "wie früher" zu genießen. Der historische Stadel direkt neben der Antoniuskapelle gab die perfekte Kulisse ab für ein dörfliches Sängerfest, Kaffee und Kuchen hatten Frauen aus Hainhofen zubereitet und um das Drumherum sorgten sich viele freiwillige Helfer*innen, so wie es immer bei Dorffesten war.
Zum Start um 15 Uhr waren die Bierbänke voll besetzt und auf der kleinen Bühne brachten die Hainhofer Sänger geleitet vom stets umtriebigen Hans-Ulrich Höfle ein Programm aus traditionellem Liedgut und eingängigem Schlager zu Gehör. Die Damen und die beiden Quotenmänner des zusätzlich eingeladenen gemischten Chors Frohsinn sorgten im Rahmenprogramm für Abwechslung zu den maskulinen Stimmlagen und nach alter Tradition wurden langjährige Mitglieder in den Pausen für ihre Treue zum Verein geehrt. Eine Ehre, die nicht mehr vielen zuteil werden wird, denn der MGV kämpft wie so viele Vereine mit Nachwuchsproblemen und vielleicht war dies gar einer der letzten großen Auftritte vor Publikum? Der zufällige Blick auf ein aufgeschlagenes Notenheft mit Abbas "Thank you for the music" macht nachdenklich und fühlt sich schon ein wenig wie Abschied an, heißt es in Hainhofen bald "Danke für Eure Lieder"?
Knuspriges Spanferkel vom Spieß zum frisch gezapften Bier rundeten diesen Nachmittag in ländlichem Ambiente kulinarisch passend ab. Eine Veranstaltung wie diese mag, wie erwähnt, dem einen oder anderen in ihrer schlichten und im positiven Sinne "altmodischen" Art vorkommen, als sei sie "aus der Zeit gefallen". Aber wenn man anschließend beschwingt nach Hause geht und die düsteren Bilder der Tagesschau im TV sieht, mit dem unsäglichen Krieg mitten in Europa, mit den steigenden Zahlen der Pandemie, mit den wachsenden Preisen fürs tägliche Leben, mit dem ungebremsten Fortschreiten des Klimawandels ... wer möchte da nicht allzu gerne mit einer Rolle rückwärts aus dieser heutigen ungewissen Zeit fallen, zurück in die Jahrzehnte, in denen nicht alles besser, aber vieles unbeschwerter war?