Magische Mathematik im Land der Čevapćići
Mathematiker: Meist männliche Wesen, welche äußerst verschlossen sind und aufgrund der engen Bindung an ihre abstrakte Formelwelt selten die Gesellschaft anderer Menschen suchen…
Ein Vorurteil, das junge Mathematikbegeisterte aus vier verschiedenen Ländern Europas letzte Woche im Rahmen des Comenius-Projekts “Ins and Outs of the Magic Möbius Strip” erfolgreich widerlegen konnten! Zu den teilnehmenden Schulen gehören das Justus-von Liebig-Gymnasium aus Neusäß, das rumänische “Moise Nicoara National College” aus Arad, die englische “Devonport High School for Girls” aus Plymouth und der Gastgeber: das “XV Gimnazija” aus Zagreb. Bei Comenius handelt es sich also konkret um ein europäisches Programm für die schulische Bildung, das innovative Wege der Zusammenarbeit und Partnerschaft schulischer Einrichtungen in Europa ermöglicht.
Begleitet von der Projektleiterin Frau Sandu (Mathematik/Physik) und Frau Dedić (Deutsch/Englisch) machten sich sieben Schüler des Gymnasiums auf den Weg nach Zagreb in Kroatien, um auch während der dritten Etappe des Projekts dem magischen Möbiusband auf den Grund zu gehen. Ein Möbiusband erhält man, wenn beide Enden eines längeren Papierstreifens ringförmig zusammengeklebt werden, ein Ende aber vor dem Zusammenkleben um 180 Grad gedreht wird. Das Projekt richtet sich vor allem an Naturwissenschaftler und Mathematiker.
In Zagreb angekommen stellte sich jedoch bereits das erste Vorurteil über Mathematiker als falsch heraus: Sie können auch Mädchen sein! Und so freute sich der eine oder andere noch mehr darauf, die Woche bei den herzlichen Gastfamilien verbringen zu dürfen. Von Verschlossenheit, einem weiteren angeblichen Makel der Mathematiker, konnte nun also auch keine Rede mehr sein. Das gemeinsame Interesse an Mathematik und die hervorragende Organisation des kroatischen Gymnasiums führte das multinationale Team in spannende Museen, beeindruckende Schlösser und Naturschutzgebiete, die - für das ungeschulte Auge kaum erkennbar – voller Mathematik steckten. Spaß hatten die jungen Zahlenzauberer auch an den zahlreichen Workshops an Universität und Schule, in denen mathematische Knoten bei Lehrern und Schülern zur verknoteten Annäherung und Völkerverständigung beitrugen. “Die Knotentheorie beschäftigt sich nicht mit dem Knüpfen von Knoten in der Praxis, sondern mit mathematischen Gebilden, die auch äußerst kompliziert sein können. Der Workshop an der Mathematischen Fakultät in Zagreb stellte uns vor spannende Fragen, denen wir im weiteren Projektverlauf auf den Grund gehen wollen. Die Herleitung der Knoten-Formeln klappt nur mit entsprechenden Fachkenntnissen!” behauptet Frau Sandu. Den Abschluss der Woche bildeten Präsentationen der Schülergruppen, die das Möbiusband über Grenzen hinaus verbunden und zu Freunden gemacht hat. Am Ende waren sich alle Teilnehmer einig, dass sie nicht nur neue Freunde dazugewonnen, sondern auch ihre Mathematik- und Englischkenntnisse in regen Diskussionen über Möbius & Co. verbessert haben. Frau Dedic freute sich als Englischlehrerin nicht nur über die Kommunikationsbereitschaft der Schüler: “Besonders beeindruckend ist die Förderung und Entwicklung der interkulturellen Kompetenz der Schüler. Ein vereintes Europa kann nur mit derart aufgeschlossenen Kindern und Jugendlichen gewährleistet werden. “
Kaum aus Zagreb zurück, beginnen nun die Vorbereitungen für die nächste Projektwoche in Arad, Rumänien, die neben Frau Sandu auch der Schulleiter Ernst Weidl begleiten wird, um vor Ort die Erfolge des Comenius-Projekts mitzuerleben.