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Jesus Christ Superstar

Die Karwoche wäre sicher die adäquateste Zeit, um den „Sacro Monte di Varallo“ im nördlichen Piemont zu besuchen. Die Sacri Monti, die „Heiligen Berge“ wurden ab dem 15. Jahrhundert errichtet, um dem leseunkundigen Volk die Lebens- und Leidensgeschichte Christi hautnah näher zu bringen und ihm einen Eindruck der Stadt Jerusalem zu vermitteln. Der Berg von Varallo ist der älteste von ihnen und macht selbst den aufgeklärten Betrachter von heute in seiner Intensität noch sprachlos. Neben der mächtigen Basilika ist das „Neue Jerusalem“ in Form mehrerer Gebäude rund um eine Piazza nachgebildet. In diesen und in über 40 kleinen Kapellen blickt man durch kleine Gucklöcher auf Szenen aus dem Leben des Gottessohns, dargestellt durch ca. 800 lebensgroße und erschreckend lebensecht wirkende Terrakottafiguren, die in Einklang mit der atmosphärisch dichten Hintergrundbemalung eine theatrale, beängstigende Stimmung hervorrufen. Weder in Andrew Lloyd-Webbers kommerzgesteuerter Rockoper noch in Mel Gibsons bluttriefendem Passions-Machwerk gelingt es trotz aller moderner Technik und 3D die unter die Haut gehende Ausstrahlung dieser jahrhundertealten Bühnenbilder zu erreichen. Kaum vorstellbar, wie der mittelalterliche Gläubige den Anblick dieses apokalyptischen Panoptikums verkraftet hat. Dem nicht so bibelfesten Touristen dieser Tage wird spätestens ein leises Stoßgebet über die Lippen kommen, wenn er für die Fahrt hinunter ins tiefgelegene Varallo die Kabine der freischwebenden Seilbahn betritt.

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