Helmut Dotterweich von der Aktionsgemeinschaft Neusäß im Interview
myheimat: Das Jahr 2017 neigt sich dem Ende zu. Die Wirtschaft boomt. Spüren Sie das auch in Neusäß?
Dotterweich: Die Anmerkung, dass die Wirtschaft boomt, ist eine pauschale Einschätzung der Gesamtwirtschaftslage. Die Mitglieder der Aktionsgemeinschaft sind vorwiegend in der Dienstleistung und im Einzelhandel angesiedelt und müssen dort ihre Marktposition gegenüber den Mitbewerbern aus der Region behaupten und natürlich dem nicht zu unterschätzenden „Klick“ ins Internet Paroli bieten. Je nach Branche ist der Zufriedenheitsgrad größer oder kleiner, aber was man von unseren Mitgliedsfirmen als Resonanz hört, sind alle mit der momentanen Auftrags- und Wirtschaftslage zufrieden.
myheimat: Neuer Zeitpunkt, neuer Standort: Nachdem 2016 der Markt der Möglichkeiten ausfiel, fand er heuer auf dem Schuster-Areal zum Zeitpunkt des Stadtfestes statt. Der Besucheransturm hielt sich jedoch in Grenzen. Welche Lehren ziehen Sie daraus für das nächste Jahr?
Dotterweich: Bedauerlicherweise muss man leider zugeben, dass das Echo auf den Markt der Möglichkeiten verhalten ausgefallen ist. Wir haben daraus gelernt, dass jede Aktion, auch wenn sie schon mehrere Male vorher stattgefunden hat, auf eine optimale Terminierung angewiesen ist. Man sollte bedenken, dass ein Termin für solche Aktionen nicht willkürlich gewählt werden kann, sondern nur im Zusammenhang mit einem Stadtfest bzw. Volksfest-Wochenende von der Stadtverwaltung genehmigt werden darf.
myheimat: Letztes Jahr stellte im Advent die Aktionsgemeinschaft erstmals die Glückswürfelaktion auf die Beine. Wie war die Resonanz?
Dotterweich: Die Idee und die Umsetzung der Glückswürfelaktion 2016, die unser erster Vorsitzender Thilo Wank ins Leben gerufen hat, war rundum ein voller Erfolg und man kann davon ausgehen, dass viele Werbegemeinschaften diese Idee in diesem Jahr kopieren werden. Wir haben deshalb beschlossen, diese Weihnachtsaktion auch in diesem Jahr unverändert zu wiederholen.
myheimat: Welche weiteren Aktionen der Aktionsgemeinschaft gab es 2017?
Dotterweich: Im Jahre 2017 wurden von der Aktionsgemeinschaft Neusäß nur die bewährten Aktionen wie z.B. Markt der Möglichkeiten, Maibaumfeier bzw. Weihnachtsmarkt realisiert. Wir haben in diesem Jahr sehr viel Energie aufgebraucht, um unsere Außendarstellung an die heutige Zeit anzupassen. Wir haben die Internetseite neugestaltet. In der Augsburger Zeitung haben wir regelmäßig mit einer Doppelseite der Neusässer Geschäftswelt eine Werbeplattform ermöglicht.
myheimat: Als Mitglied der Aktionsgemeinschaft stehen Sie im ständigen Kontakt mit anderen Einzelhändlern. Inwiefern ist der Einzelhandel im Wandel? Was sind grundsätzliche Wünsche und Sorgen?
Dotterweich: Ein sehr großes Problem, was den Einzelhandel und das Handwerk betrifft, ist fachlich gutes Personal zu finden. Es liegt auf der einen Seite daran, dass manche Branchen für Berufseinsteiger nicht attraktiv sind bzw. fragen sich viele, inwieweit das Internet den Einzelhandel umsatzmäßig so weit schädigt, dass Fachpersonal nicht mehr finanzierbar ist und damit verbunden eine Abwärtsspirale bezüglich Fachberatung bzw. Sortimentsgestaltung in Gang gesetzt wird. Wie schon die letzten Jahre habe ich darauf hingewiesen, dass es dauerhaft nicht funktionieren kann, wenn sich Kunden in Fachgeschäften bzw. Handwerksbetrieben umfangreich beraten lassen, um dann mit diesem Wissen im Internet einen vermeintlich günstigeren Preis für das Produkt realisieren zu können. Umgekehrt ist es dann so, dass dann bei Problemen wiederum der Fachhandel zur Lösung herangezogen wird. Wenn diese Schere immer größer wird, sehe ich darin die Zukunft eines gesunden Einzelhandels gefährdet.
myheimat: Neben Läden mit langer Tradition gibt es in Neusäß auch stets Geschäftsschließungen und Neueröffnungen. Wo sehen Sie Bedarf?
Dotterweich: Wenn eine Stadt sowohl Geschäftsschließungen als auch Neueröffnungen hat, sieht man deutlich, dass die kommunale Wirtschaft ständig in Bewegung ist und dies ist doch ein Zeichen dafür, dass ständig bedarfsorientierte Geschäfte und Dienstleister ihr Angebot offerieren.
myheimat: Der Steppacher Edeka-Markt hat seit einigen Monaten ein neues Bezahlsystem. Kunden werfen ihr Geld in einen Automaten, der ihnen das Wechselgeld zurückgibt. Die Verkäufer kommen mit den Münzen und Scheinen nicht mehr in Berührung. Gerade aus hygienischer Sicht ein großer Vorteil. Aber auch Falschgeld wird leichter erkannt und Fehler bei der Wechselgeldrückgabe sind ausgeschlossen. Planen auch andere Firmen den Umstieg auf dieses System?
Dotterweich: Man muss deutlich differenzieren, wie viel Zahlungsvorgänge in einem Geschäft täglich stattfinden. Ich persönlich habe zu diesem Bezahlsystem die unterschiedlichsten Meinungen gehört, wobei natürlich die Fakten Falschgelderkennung, Hygiene und korrekter Geldwechsel im Vordergrund stehen, auf der anderen Seite dauert der #+Bezahlvorgang wesentlich länger. Davon ausgehend, dass neue Methoden immer gerne Anlass zur Diskussion geben, würde ich der Entwicklung dieses Bezahlsystems eine gewisse Zeit gewähren lassen und sollten sich die positiven Aspekte heraus kristallisieren, wird es sich von selber durchsetzen.
myheimat: Anfang des Jahres scheiterte eine Neusässer Firma mit ihrer Klage gegen Google. Die Forderung, negative Kundenbewertungen im Internet zu löschen, blieb erfolglos. Wie sehen Sie Bewertungsplattformen? Ob die Kommentare echt oder gefälscht sind, ist für den Leser nicht so leicht ersichtlich.
Dotterweich: Es ist vielleicht etwas zu einseitig, sich auf sogenannte Kundenbewertungen im Internet zu verlassen. Es ist einfach und anonym möglich, sich gegen Jedermann im Internet - sei es positiv oder negativ - zu äußern. Ich gehe davon aus, dass man durch gezielte Kommentare jedes Unternehmen sowohl schädigen und natürlich auch in ein positives Licht rücken kann. Die Aussagekraft solcher Bewertungen würde sich meines Erachtens dadurch erhöhen, wenn hinter jeder Bemerkung auch eine nachvollziehbare Autorenadresse stehen würde. Dann nämlich könnte man über Bewertungen auch sachlich diskutieren.
myheimat: Ein kleiner Ausblick auf 2018: Verraten Sie uns, was geplant ist?
Dotterweich: Ich bitte Sie um Verständnis, dass wir die Aktionen für 2018 in unseren Sitzungen nach dem Jahreswechsel festlegen werden. Damit verbunden möchte ich meinen Vorstandskollegen noch nicht vorgreifen und verweise Sie bei Interesse auf unsere Internetseite bzw. auch die dann stattfindenden Außenwerbungen.