Angehende Azubis im Bewerbungsgespräch: Die Mittelschule Neusäß Am Eichenwald probt für den Ernstfall
Spannung in den Gesichtern. Hektik in den Klassenzimmern. Vermehrte Gänge zu den Schülertoiletten, besonders unter den Mädchen. „Hast du ein Deo dabei?“, „Passt meine Frisur so?“, und „Was sage ich als erstes, wenn ich dann zur Tür hereinkomme?“ waren nur ein Teil der Fragen, die sich die Schülerinnen und Schüler der 9. Klassen in der Mittelschule Am Eichenwald vor Unterrichtsbeginn am 25.01.2018 nervös zuriefen.
Grund zu dieser Aufregung hatten die Neuntklässler allemal: an diesem Tag fand an der Neusäßer Mittelschule ein echtes Bewerbertraining statt. Die Klassenleiter Herr Winfried Mayr (9a) und Frau Carolin Kolb (9b) luden sieben externe „Personaler“ aus Wirtschaft, Handwerkskammer, Berufsbildung und Ehrenamt ein, die den beiden Abschlussklassen die einmalige und äußerst wertvolle Möglichkeit boten, ein echtes Bewerbungsgespräch „mit allem Drum und Dran“ zu führen. Zu den Mitwirkenden zählten Frau Eva Baur und Herr Daniel Rothörl von der Andreas Schmid Logistik AG, Frau Bettina Hümpfner vom IfT (Institut für Talententwicklung), Frau Elisa Krischeu von der Handwerkskammer Schwaben, Herr Klaus Mauder vom Berufsbildungszentrum bbz, sowie Herr David Lenart und Herr Harald Richter, die an der Schule bereits ehrenamtlich als Jobpaten für die neunten Klassen tätig sind.
„Im Fach AWT (kurz für Arbeit-Wirtschaft-Technik) ist natürlich das Thema Bewerbung ein zentraler Bestandteil des Lehrplans. Im Unterricht haben wir unter anderem in beiden Klassen Rollenspiele durchgeführt, die ein Bewerbungsgespräch simulierten,“ erzählt Frau Kolb. Sie gesteht jedoch ein: „Das ist allerdings etwas komplett Anderes. Die Schüler kennen sich untereinander. Mal ist ein Schüler der Bewerber, mal ist der Gleiche der Personaler. Es ist klar, dass die Schüler darin mehr ein Spiel sehen als den puren Ernst, der eigentlich dahintersteckt.“
Frau Eva Baur, die seit vielen Jahren die Ausbildungsleiterin bei der Andreas Schmid Logistik AG ist, stimmt zu: „Es ist leider heutzutage normal, als Ausbildungsplatz-Suchender einige Bewerbungen abzuschicken, um einen Treffer zu landen. Das ist vielen in der neunten Klasse überhaupt nicht bewusst.“ Sie ergänzt: „Ich mache das Bewerbertraining nun schon seit vielen Jahren, auch in Kooperation mit anderen Schulen. Immer wieder bin ich verwundert, mit welcher Einstellung manch angehender Auszubildender in ein Bewerbungsgespräch geht. Es kam sogar schon mal vor, dass ein Bewerber in einem echten Vorstellungsgespräch komplett ohne Unterlagen aufkreuzte. Doch das, was ich heute erlebte, überraschte mich wirklich positiv. Die Schüler nahmen das Training sehr ernst. Auch an den Bewerbungsunterlagen gab es wenig auszusetzen.“
Insgesamt zogen alle Personaler des Bewerbertrainings eine positive Bilanz. Und auch die Schüler waren danach sehr erleichtert und froh, diese Art der „Generalprobe“ mitgemacht zu haben. Jeder war überzeugt, dass durch dieses Training mit anschließendem Feedback wertvolle Erkenntnisse gezogen und so grobe Schnitzer tatsächlich umgangen werden können.
„Es ist total gut gelaufen,“ strahlt ein Schüler erlöst. „Durch dieses Training ist meine Bewerbung gleich dort gelandet, wo ich sie tatsächlich hinschicken wollte, nämlich auf Frau Baurs Schreibtisch, die mich nun bald zu einem echten Vorstellungsgespräch einlade