Altes Brauchtum neu belebt
Brauchtum: Ortsgeschichtlicher Arbeitskreis Ottmarshausen zeigt wie früher Wachsstöcke gelegt wurden. Aufwändig verziert war er auch Ausdruck von Wertschätzung und kostbares Geschenk.
Jahrhunderte lang war der Wachsstock ein Alltagsgegenstand und wurde als Lichtquelle genutzt. Erst durch die Elektrifizierung waren die Wachsstöcke in Vergessenheit geraten. Lioba Konrad vom Ortsgeschichtlicher Arbeitskreis Ottmarshausen hatte sich auf die Spurensuche begeben und die Kunst des Wachsstocklegens wieder neu entdeckt. Lange Wachsfäden in unterschiedlichen Farben werden um ein dünnes Holzbrettchen gewickelt, danach mit Goldwachsfäden und allerlei Bildchen und Figuren bestückt. Aus dem gesamten Landkreis waren Interessenten gekommen um die Kunst des Wachsstockbindens einmal selbst zu versuchen. Der Kreativität waren keine Grenzen gesetzt und eine bunte Vielfalt an selbstgebastelten Wachsstöcken konnten zum Schluss bewundert werden.
„Früher gab es im Jahresverlauf noch Höhepunkte und Feiertag“, erzählte Lioba Konrad und die Menschen hätten sich mit besonderer Aufmerksam darauf vorbereitet. Das sei heute leider verloren gegangen und damit auch die vielen Bräuche aus dem Alltag. Einer davon war das Benutzen von Wachsstöcken. Als Lichtquelle dienten sie oder aber auch zu ganz besonderen Anlässen wurden die gewickelten Wachsbrocken benutzt. Wenn ein heftiges Gewitter tobte, dann zündeten die Menschen einen Waschstock an, im festen Glauben daran, dass dies Schutz über das Haus bringen sollte, so eine alte Überlieferung. Auch die Farben spielten eine wichtige Rolle. Rot war ein Zeichen für höchste Not, „die rote Gnad“, und blau stand für eine gute Wiederkehr nach Reisen. Auch als besondere Geschenke dienten diese kunstvollen Zierstücke. Je schöner und aufwändiger die Verzierung war, umso größer die Wertschätzung des Beschenkten. Auf einer Liste für eine Brautausstattung aus dem Jahr 1874 einer niederbayerischen Großbauerntochter war zu lesen, dass mindestens 25 Kilogramm Wachs zur Aussteuer gehören sollten. Das Bienenwachs war ein teures Gut und hatte somit einen hohen Alltagswert. Eine ganz besondere Bindung zeigte man früher zu den Wachsstöcken, denn sie wurden an Lichtmess, also am zweiten Februar, in der Kirche geweiht. Diese geweihten Wachsgebinde wurden dann an die Töchter, an Bräute oder auch an die Angebetete verschenkt und sollten vor schlimmen Ereignissen bewahren. Oft waren diese Geschenke ein Leben lang im Besitz und verblieben sogar als Grabbeigabe. Aufbewahrt wurden sie meist im „Herrgottswinkel“ oder in Truhen und Wäscheschränken und waren wertvolle Erinnerungsstücke an Taufe, Hochzeit oder auch Wallfahrtsandenken.
Einige alte Schmuckstücke waren von den Anwesenden mitgebracht worden. Angelika Lutzenberger hatte zwei kunstvoll gewickelte Wachsstöcke von ihrer Mutter erhalten. Josef Löflath zeigte ein außergewöhnliches Erbstück seiner Großmutter. Eine verzierte Holzschachtel in der Form eines Buches, die auch zum Aufbewahren von Schmuckgegenständen diente. „Das ist kinderleicht“, meinten die Besucher und hatten die Technik schnell für sich entdeckt. Die Wärme der Hand lässt den Wachsfaden geschmeidig werden und dann wickelt er sich leicht um das kleine Holzbrettchen, das die Grundform bildet. Mit Goldfäden, bunten Wachsplättchen und kleinen Marienbildern lassen sich ganz unterschiedliche Wachsstöcke basteln.
.... und wieder was dazu gelernt. Von Wachsstöcken habe ich noch nie etwas gehört. Wirklich interessant! Schön, wenn altes Brauchtum wieder "aufersteht".