myheimat Neusäß: WER WAR PETER ROSEGGER?
STRASSENNAMEN IN NEUSÄSS AUF DEN GRUND GEGANGEN Teil 7
Wenn man von Westheim kommend auf der Lohwaldstraße Richtung Kaufland fährt, weisen die Schilder der Querstraßen auf beiden Seiten einträchtig die Namen deutscher Dichter auf. Das beginnt mit deren Elite wie Goethe, Schiller und Lessing und man fühlt sich gleich wie beim Monopolyspiel auf den gelben Strassen rund ums Wasserwerk. An der östlichen Seite hat man einigen sogenannten „Heimatdichtern“ ein Andenken bewahrt, z.B. dem Ludwig Ganghofer und dem Ludwig Thoma, die man bestens aus schicksalträchtigen Heimatfilmen und krachledernen Schwänken kennt. In dieses Genre fügt sich auch der Name des Peter Rosegger passend ein, aber diesen Literaten wird so mancher jüngere Leser nicht sofort buchstäblich „auf dem Bildschirm“ haben. Ich schon, aber das hat einen Grund, der lange zurückliegt!
Wie komme ich nur beim Anblick des Straßenschilds der Peter-Rosegger-Straße in Neusäß ausgerechnet auf meine kindlichen Erlebnisse vor dem Schwarzweiß-Fernseher in den frühen 60er Jahren? Nun, damals begann das Programm des einzigen Senders am späten Nachmittag mit der "Kinderstunde" und die dauerte auch altersgerecht nie länger als 60 Minuten. Deshalb war es für uns überaus wichtig, daß von der wertvollen Zeit möglichst jede Sekunde mit lustigen oder spannenden Sendungen gefüllt war und lustig und spannend fanden wir fast alles was uns Medienneulingen auf der flimmernden Mattscheibe präsentiert wurde. Fast alles!!! Zwei Sendungen waren für aufgeregte Jungs, die sehnsüchtig auf Dick & Doof oder den Schwarzen Ritter Ivanhoe warteten die absoluten Stimmungskiller: da war dieser langweilige Südtiroler Opa Luis Trenker, der einfach in seiner Stube saß und ganz ohne bewegte Bilder altmodische Geschichten aus seiner Jugend erzählte und es gab die noch ödere Serie "Als ich noch der Waldbauernbub war" nach den Erzählungen des österreichischen Heimatdichters Peter Rosegger (1843 – 1918). Das war für uns nichts als wertvolle, verschenkte Sendezeit, die unwiederbringlich verloren ging, denn einfache Dorfbuben, die im Sommer barfuß rannten, waren wir selber, das wollten wir partout nicht im nagelneuen Fernsehapparat beim besten Freund sehen!
Nichts desto trotz werde ich mir heute aus der Distanz von 60 Jahren Roseggers Erzählband bestellen, denn wenn ich gerade die Helikopter-Eltern vorbeilaufen sehe, die ihren rundumversorgten Kindern die Schultaschen tragen oder sie den einen Kilometer mit dem SUV zur Schultür bringen, werde ich die Erinnerungen des Heimatdichters an das karge Leben damals in der Steiermark vermutlich mit ganz anderen Augen neu einsortieren.
Aber da wir schon im Neusässer Dichterviertel sind, sollten wir uns auch die zwei Ludwige näher betrachten, denn die beiden nach ihnen benannten Straßen passen gut hierher. Ludwig Thoma (1867 – 1921) hätte sein Theaterstück „Die Lokalbahn“, das er 1901 verfaßte, auch in Neusäß ansiedeln können, denn das 1903 eingeweihte „Weldenbähnle“ hätte genau in dieses Lokalkolorit gepaßt und ist nur wenige Meter von hier vorbeigezuckelt. Statt der Schienen führt heute der beliebte Radweg zur Marktgemeinde Welden und dort stößt man auf die Spuren von Ludwig Ganghofer (1855 - 1920). Der Sohn eines Försters verbrachte am Dienstort des Vaters von 1859 bis 1865 mehrere Jahre seiner unbeschwerten Kindheit und besuchte danach das Realgymnasium in Augsburg. Eine „Ludwig-Ganghofer-Hütte“, die „Ludwig-Ganghofer-Lauschtour“ und der„Ludwig-Ganghofer-Lausbubenweg“ halten in Welden touristisch die Erinnerung an den bodenständigen Dichterfürsten aufrecht und das „Schweigen im Walde“ kann man in der umliegenden Region „Holzwinkel“ nebenbei hautnah und gratis erleben.
Mehr dazu unter:
https://markt-welden.de/ludwig-ganghofer.html