myheimat Hainhofen
EIN HAINHOFER AKTIVPOSTEN
In so manchem Assum steckt ein Meier
Jeder Dorfverein lebt davon, möglichst viele aktive und passive Mitglieder in seinen Reihen zu haben. Die „Aktiven“ üben die Sportart oder andere Freizeittätigkeit tatsächlich aus, zu deren Zweck der Verein gegründet wurde, die „Passiven“ sind irgendwann zu alt dafür geworden oder leisten seit jeher nur ihren monetären Beitrag, weil sie sich einfach freuen, daß es in ihrem Ort noch Vereine gibt, die ab und an ein Fest oder ein Konzert ausrichten, welche das dörfliche Leben bereichern. Da der Jahresbeitrag für Passive meist deutlich niedriger angesetzt ist, bleibt man der Gemeinschaft nicht selten solange als treues Mitglied erhalten, bis einem die Vereinsfahne das sprichwörtlich letzte Geleit gibt.
Es fanden sich immer schon Jugendliche, die mehreren Ortsvereinen beigetreten sind, aber aktiv wurden sie danach meist nur in einer oder zwei der Dorfgemeinschaften, z.B. gibt es immer wieder aktive Feuerwehrmänner, die an anderen Tagen auch ein Fußballtor oder eine Zielscheibe treffen. Anders sieht das schon bei den Mitgliedern des Männergesangsvereins aus. Die Sänger rekrutierten ihre Mannschaft immer schon aus eher älteren Semestern und aktive Kicker oder Schützen findet man deshalb nur selten unter den Bässen und Tenören.
Bei der Durchsicht alter Vereinsfotos ist mir in diesen Tagen einer meiner Kameraden aufgefallen, der tatsächlich Mitglied in allen Hainhofer Dorfvereinen ist und dort nicht etwa nur als passiver Beitragszahler in den Annalen aufgelistet wird, sondern überall an vorderster Front aktiv in Erscheinung getreten ist. Manche nennen solch rührige Menschen etwas despektierlich einen echten „Vereinsmeier“, in diesem Falle wäre er, wenn schon denn schon, ein echter „Vereinsassum“.
Johann Assum jun., Jahrgang 1954, trat schon während seiner Lehrzeit früh der Freiwilligen Feuerwehr bei und war bereits bei der legendären Brandbekämpfung am Anwesen Welzhofer im Jahr 1970 als Floriansjünger aktiv. Das war ihm wohl in die Wiege gelegt, denn schon sein Großvater Heinrich Landes hatte lange Jahre der aktiven Löschtruppe als Kommandant vorgestanden. Neben der Uniform der Feuerwehr trägt Hans Assum aber auch den jagdgrünen Anzug der Hainhofer Schützengilde, wobei die persönliche Trefferquote nie für die Königswürde ausreichte. Als 1972 der Hainhofener SV gegründet wurde, war „Hennes“ als begeisterter Hobbyfußballer von Beginn an dabei, erlebte die ersten vernichtenden Niederlagen des neuen Vereins und in den Folgejahren des Aufstiegs in höhere Klassen die erfolgreichste Phase des „Kleinen HSV“. Recht ungewöhnlich für seine „Altersklasse“ ist hingegen sein langjähriges Engagement im Männergesangsverein „Liederkranz Hainhofen“ und der dort angesiedelten Theatergruppe. Als Sänger war und ist er seit Jahrzehnten an den Erfolgen des Chors beteiligt und auch auf den Brettern, die zwar nicht die ganze Welt, aber ein begeistertes Publikum von Nah und Fern zu den beliebten Theatertagen in den Saal des Gasthofs zum Lamm lockten, konnte man ihn als Hauptdarsteller sehen. Chorgesang ist heute noch seine Leidenschaft, aber inzwischen führt er nebenbei den gesamten Verein als Vorstand des MGV und in Personalunion als Leiter der Theatergruppe durch eine ungewisse Zeit, die durch Pandemie und fehlenden Nachwuchs beinahe das Aus bedeutet hätte.
„Gut, daß es solche Menschen gibt“, lautet die oft zu beiläufig dahin gesagte Einschätzung zum unentgeltlichen und zeitaufwendigen Engagement solcher „Aktivposten“, die den Erhalt von Vereinen erst ermöglichen und damit der dörflichen Kultur in den immer schwierigeren Zeiten einen fruchtbaren Nährboden bereiten. Die vom „Aussterben bedrohten“ Hainhofer Sänger konnten ihren akuten altersbedingten Abwärtstrend zunächst stoppen, doch für die inzwischen heimatlos gewordene Laienbühne bleibt zu hoffen, daß sich die Stadt Neusäß den existentiellen Sorgen des Hainhofer Theaters nicht gänzlich verschließt, sondern mit einem offenen Ohr an der gemeinsamen Planung von Alternativen fördernd mitwirkt. Es wäre bedauernswert, wenn demnächst ein weiterer Baustein aus dem kulturellen Leben der Neusässer Stadtteile herausbricht und die mühevolle Basisarbeit rühriger „Vereinsmeier“ wie die eines Hans Assum still und leise verpufft.