Mafia-Richter
Allessandro Bellardita über die Mafia-Arbeit in Deutschland
Neusäß. Auf Einladung des Partnerschaftsverein Neusäß – Bracciano berichtete in einer Vortragsveranstaltung Dr. Alessandro Bellardita aus Karlsruhe wie die Mafia in Deutschland arbeitet und das Privatleben der Menschen prägt. Wenige Tage danach geschah eine europaweite Razzia gegen den kalabrischen Zweig der Mafia „Ndrangheta“ mit mehr als 100 Verhafteten. Diese Mafia-Organisation ist vor Allem rund um München tätig.
Die gesetzlichen Grundlagen in Deutschland bieten für schmutzige Geschäfte ideale Voraussetzungen. Daher siedeln sich besonders aus süditalienischen Gebieten Mafia-Organisationen an, die ihren Fokus auf Geldwäsche legen. Dr. Alessandro Bellardita selbst ist in Sizilien geboren und arbeitet seit 2017 als Richter in Karlsruhe, Journalist und Universitätsdozent. Er spezialisiert sich auf die Bekämpfung der Mafia. Das Hauptproblem der Mafia ist, dass sie ihr Bargeld aufgrund des einfachen Rechtsystems in Deutschland einfach investieren können. So berichtete Bellardita von einem Fall aus Pforzheim. Bei diesem wurde monatlich 600.000 Euro Umsatz mit nur wenig hochpreisigen Fahrzeugen erworben. Die deutschen Behörden bemerkten diesen Skandal zunächst nicht. Erst dann, als in Spanien auf denselben Namen, wie der des Autohauses, 80 Tonnen Betäubungsmittel aufgeflogen sind.
Bellardita sieht das Problem an den unterschiedlichen Auffassungen des Rechtssystems in Deutschland und Italien. In Italien gibt es keinen, im deutschen Sinne, Sozialstaat, was die Menschen abhängiger von Mafia-Leistungen macht. In Deutschland werden Mafiosi Verbrechen wie Geldwäsche oder Drogenhandel erst strafrechtlich verfolgt, wenn sie nachweisbar sind.