Ein ganz besondere Frosch von Astrid Schulzke
Es lebte einmal ein Frosch in einem kleinen Teich. Er war natürlich nicht der einzige Frosch dort, doch fühlte er sich unter diesen glitschigen Amphibien geradezu einzigartig. Stolz watschelte er auf seinen stämmigen Froschschenkeln durch das modrige Gras am Rande des Tümpels und erzählte jedem, ob er es nun hören wollte oder nicht, dass er etwas ganz Besonderes wäre. Man hätte es nur noch nicht erkannt und langsam habe er auch die Hoffnung aufgegeben, dass das dumme Froschvolk dieses Tümpels bemerken würde, wie außergewöhnlich er sei. Die anderen Frösche schüttelten nur verwundert über diese Rede ihr pickeliges Haupt, wendeten sich ab und ignorierten ihn fortan.
Das machte den Frosch wütend und er beschloss sich eine neue Heimat zu suchen. Mühselig hüpfte er durch den hohen Farn und das weiche Moos bis an das Ende des kleinen Wäldchens. Der Frosch fluchte vor sich hin, eine Frechheit wäre es, ihn, den ganz besonderen Frosch nicht anzuerkennen und dadurch zu zwingen, diese beschwerliche Reise ins Ungewisse auf sich nehmen zu müssen.
Nach einer langen Weile erreichte er endlich eine Wiese. Auf dieser Wiese lebte eine Schar Gänse. Sie watschelten, ähnlich dem Frosch durch das Gras und schnatterten unaufhörlich vor sich hin. Als sie den ziemlich korpulenten, grünen, glitschigen Burschen entdeckten, verstummten sie verwundert.
Meine Damen, darf ich mich Ihnen vorstellen: Ich bin es, der besondere, außergewöhnliche Frosch. Meine Heimat musste ich verlassen und hoffe doch, dass ich bei Ihnen endlich die Anerkennung finde, die mir seit Geburt zusteht.
Die Gänse hatten niemals eine solche Rede gehört und waren ziemlich beeindruckt. Aufgeregt applaudierten sie, indem sie ihre Schwingen vor dem dicken Federbauch zusammenschlugen.
Von diesem Tage an saß der Frosch, umringt von seiner Gänseschar und quakte, was das Zeug hielt. Manchmal konnte mal den Frosch allerdings kaum verstehen, so laut zischelten und schnatterten die Gänse vor Begeisterung zurück.
Eines Tages, als der Frosch gerade wieder so schön im Mittelpunkt seiner Gänse saß und besonders laut quakte, sah er ein Paar rote, dünne Beine vor sich stehen. Als er seinen Kopf in den Nacken legte, um zu sehen, was sich am Ende dieser langen Dinger befand, schaute er in die schwarzen Knopfaugen einer Störchin. Ihr spitzer Schnabel zeigte direkt auf seinen dicken Froschleib.
Guten Tag, Verehrteste, ich bin der Herr dieser Wiese. Darf ich Ihnen meine Anhängerschar vorstellen, lauter Gänse, die wissen, wer etwas zu erzählen hat.
Die Störchin neigte den Kopf und sprach mit sanfter Stimme: Dann sollte ich wohl auch mein Haupt vor Ihnen neigen und meinen Schnabel an Ihr erlauchtes Froschmaul bringen, damit ich Sie besser verstehen kann.
Zufrieden schloss der Frosch die Augen und bemerkte nicht einmal, wie sich zwei scharfe Schnabelteile öffneten und ihn mit einem Happs verschlangen…
Bürgerreporter:in:Astrid Schulzke aus Neumünster |
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