AuGuSTheater Neu-Ulm: Gewandelte Rolle zwingt zum Fortschritt

Vor dem Start in die neue Spielzeit - Neue Stücke, neue Gesichter, neu gestaltetes Theater

Für das AuGuSTheater Neu-Ulm steht der Start in die neue Spielzeit 08 / 09 unmittelbar bevor. Es wird etliche Premieren geben, wobei im Herbst eine Komödie im „Großen Haus“ und eine aktuelle zeitkritische Produktion im Studio parallel laufen werden. Außerdem leistet sich das Theater den Kraftakt, noch im Herbst eine Produktion anzubieten, die bei Aufführungen in Schulen aller Art Schülerinnen und Schüler ab Jahrgangsstufe 10 erreichen soll. Dazu mehr auf Anfrage per Mail augus (at) theater-neu-ulm.de.

Erstmals wieder eröffnet das Theater eine neue Spielzeit mit einer Premiere, die parallel zu den (wirklich tollen) Gastspielauftritten im Landkreis Neu-Ulm und in Kiel in der ansonsten vorstellungsfreien Zeit erarbeitet worden ist. Die zweite Premiere folgt bereits vier Wochen später. Auch da ist jede Menge Vorarbeit zu leisten.

Ansonsten möbeln die Neu-Ulmer Theatermacher gerade kräftig das "Große Haus" auf. Dazu Theaterleiterin Claudia Riese: „Wir sind für manche unbemerkt längst dem Status einer Kleinbühne entwachsen und haben uns zur größten professionellen Privatbühne der Region gemausert. Das zwingt zum Fortschritt, da dürfen wir uns nicht erlauben, auf der Stelle zu treten. Künstlerisch sowieso nicht, aber auch nicht von der Infrastruktur her. Da sind weitere Investitionen unabdingbar.“

Nach reiflichen Überlegungen haben sich die Theatermacher entschlossen, den Zuschauerraum nach hinten ansteigen zu lassen. Dabei fallen zwar rund 60 Plätze weg. Aber insgesamt wird mehr Theaterflair hergestellt und dem Publikum gedient. Außerdem wird die Beleuchtung des Zuschauerraumes wird modernisiert und entscheidend verbessert, wobei Claudia Riese stolz darauf ist, für eine selbst entworfene Lösung eines „Kronleuchters“ nur ein Bruchteil der anderswo verlangten Summen ausgeben zu müssen. Zusätzlich wird die Bühnenbeleuchtung um ein Drittel aufgestockt. Zur ersten Premiere im "Großen Haus", bei "Ganze Kerle" also, sollen die mit einem finanziellen Kraftakt verbundenen Neuerungen sichtbar sein.

„Über Männer“
Die erste Premiere der neuen Spielzeit läuft unter dem Titel "Über Männer". Drei Frauen machen aus ihrem Herzen (k)eine Mördergrube. Der Autor Xavier Durringer ist in Deutschland weniger bekannt; dabei gilt er heute als einer der bekanntesten und erfolgreichsten zeitgenössischen Theaterautoren Frankreichs.

"Über Männer" ist eine Folge von Szenen ohne Regieanweisungen und Vorgaben, der die in dieser Hinsicht erfahrenen Neu-Ulm Theaterprofis einen passenden Rahmen gegeben und die dramaturgisch aufgepeppt haben. Sie wollen einen gleichermaßen berührenden und unterhaltsamen Abend bieten.

Dabei setzen sie auf ein Trio, das so noch nie zusammen gespielt hat. Den Hauptpart hat Theaterchefin Claudia Riese (auf dem Foto links) übernommen. Sie wird ihre gerühmte Wandlungsfähigkeit einsetzen und etliche Facetten modernen Erzähltheaters liefern. Daneben agieren zwei sehr junge Schauspielerinnen - einmal: Lena Böhm (auf dem Foto Mitte) aus Günzburg, die für eine erkrankte Kollegin kurzfristig eingesprungen ist und eine tolle Chance beim Schopfe fasst. Sie bekommt beim Theater Neu-Ulm ein Stipendium und eine ganz besondere Förderung. Und die Dritte im Bunde, Regina Hellmann aus dem Landkreis Neu-Ulm, bringt ihr Können und ihre Erfahrung als Musicaldarstellerin und Sängerin einer viel beschäftigten Top-Band ein. Als Schauspielerin in einer Sprechrolle debütiert sie im Theater Neu-Ulm.

"Ganze Kerle"
"Ganze Kerle" ist der Titel der großen Herbst-Inszenierung des Theater Neu-Ulm. Es spielen fünf Männer, die am Schluss fünf "Frauen" spielen: Das Stück gipfelt in einer großen, fast halbstündigen Travestie-Show. Eigentlich wollte dass Theater Neu-Ulm schon lange "Ein Käfig voller Narren" auf die Bühne bringen. Aber der französische Verlag hat alle Rechte eingezogen. Kein Theater darf diese turbulente und (vor allem auch durch die Verfilmung) berühmte Geschichte spielen. Auf der Suche nach einem „Ersatz-“Stück in größerer Besetzung stieß die Dramaturgie auf "Ganze Kerle". Eigentlich war schon alles in trockenen Tüchern, Aufführungsrechte, Besetzung, die Lernphase hatte längst begonnen, als im Zuge der sommerlichen Theaterreise in die Bundeshauptstadt der Besuch von "Ganze Kerle" im "Theater am Kurfürstendamm" so einiges über den Haufen warf.

In Berlin wurde die Düsseldorfer Fassung gespielt. Die hatte dramaturgisch bearbeitet und dann inszeniert der gestandene Regisseur und bekannte Film- und TV-Schauspieler Matthias Freihof, (der zum Beispiel in dem schon vor Erscheinen vieldiskutierten Film "Valkyrie" neben dem Stauffenberg-Darsteller Tom Cruise den Heinrich Himmler spielt). Wir haben uns sofort mit ihm in Verbindung gesetzt, und er hat uns erfreulicherweise seine (vom Publikum und von der Presse gefeierte) Fassung überlassen.

Allerdings: Jetzt musste nochmals umbesetzt (sogar neu gecastet) und - oje – von einigen umgelernt werden! Das war dann ein Mordsact. Aber am kommenden Montag fangen die Proben an. Regie führt Claudia Riese, die auch für die aufwendigen Kostüme verantwortlich zeichnet. Und für die Choreografie konnte Johnny Warrior gewonnen werden, der im Theater Neu-Ulm schon einige Male ("Hot Stuff", "Machos, Memmen und Mimosen") gearbeitet hat.

Zweimal wieder Kultprogramm
Tatsächlich wird "Liebe & andere Katastrofen" immer wieder nachgefragt. Am ersten Oktober-Wochenende hat es sich nun gefügt, dass das Kultprogramm, mit dem das Theater zuletzt im Sommer in Kiel wieder eine Punktlandung gemacht und die schleswig-holsteinischen Hauptstädter begeistert hat, wieder ins Programm genommen werden konnte.
Es gibt aber nicht wenige, die das Programm nicht bloß zweimal, sondern noch häufiger angeguckt haben. Schließlich gibt es doch eine nicht ganz alltägliche Antwort auf die Frage "Passen Männer und Frauen üüüberhaupt zusammen?"

Silvester: Loriot-Abend
Szenen von Loriot stehen laut der neuesten Werkstatistik des Deutschen Bühnenvereins in der Liste der Werke mit den höchsten Aufführungszahlen an siebter Stelle. 48 222 Menschen waren in den 17 Inszenierungen mit 442 Aufführungen. Die Zahlen wären noch höher, wenn das Theater Neu-Ulm seine Zahlen mit eingebracht hätte, was wegen der Überbürdung im bürokratischen Bereich ausgeblieben ist.

Wer das AuGuSTheater kennt, weiß, dass es den "Loriot-Abend" seit knapp 15 Jahren im Repertoire hat. Zu Beginn hat der eine oder andere schief geguckt, dass ein Theater "Loriot" spielt. Die AuGuS-T-Macher waren nicht die ersten - aber etliche sind durch die Neu-Ulmer auch auf die Idee gekommen. „Und wenn die ‚Loriot-Szenen’ im Herbst sogar am Schiller-Theater in Berlin gezeigt werden - Anlass ist in dem Fall der im November anstehende 85. Geburtstag Vicco von Bülows (alias Loriot) – dann können wir doch auch mal wieder…“ haben die Neu-Ulmer gedacht, als sie im Sommer die Riesenplakate in Berlin dazu gesehen haben. Theaterleiter Heinz Koch: Da wussten wir plötzlich, was wir Silvester bieten: einen, nein ‚unseren’ Loriot-Abend. Na ja, den haben viele schon gesehen, aber vielleicht kommen viele gerade wegen dieses Erlebnisses gerne noch mal. Es sei denn, sie möchten zum 180. Male das Dinner mit Freddie Frinton im Fernsehen angucken.“

Bürgerreporter:in:

Heinz Koch aus Günzburg

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