Urlaub
Mitbringsel
Bei uns hatte die Urlaubsvorbereitungssaison begonnen. Nicht etwa, dass die Zeit knapp wurde, nein, man war ja erst im Juni zurück gekommen und jetzt ist Oktober, aber Ilona, meine Frau, vertrat die Meinung, dass eine rechtzeitige Planung die besten Aussichten auf gute Plätze und ein zeitiges Buchen fette Rabatte versprach. Mir waren die Praktiken meiner Frau bekannt und ich wusste, was die nächsten Monate auf mich zukommen würde.
Nun saßen wir Abend für Abend auf dem Sofa, tranken mal ein Schälchen Tee, auch mal ein Glas Wein und sie, meine Frau, blätterte in den alten nicht mehr aktuellen Katalogen aller möglicher Reiseanbieter. Das alles hätte ja auch gar nicht gestört, wenn ich nicht ständig, in den unmöglichsten Momenten, in diese Planung einbezogen worden wäre. Immer wieder wurde beim spannendsten Krimi, bei hochinteressanten Dokumentationen und anderen sehenswerten Beiträgen der Abend durch einen spitzen Aufschrei der Frau gestört. Sie hatte wieder ein Urlaubsziel gefunden, welches ihrer Meinung nach lohnte, besprochen zu werden. Mir blieb nichts anderes übrig, als Interesse zu heucheln und das Für und Wider eines bestimmten Angebotes zu diskutieren, obwohl mich das nicht so richtig interessierte.
In der ersten Januarwoche musste ich dann los, um die diversen Reisebüros abzuklappern, damit die Kataloge für die nun beginnende Saison zusammengetragen werden konnten. Da wir nur mit dem Bus zu reisen pflegten, das war bequemer und auch zur Betrachtung der Landschaften bestens geeignet, brachte ich die neuesten Angebote ins Haus, welche sich mit dieser illustren Reiseart befassten. Es waren mehrere Beutel, meist Geschenke des Veranstalters, gefüllt mit Prospekten, die dadurch im Haushalt landeten und neben den ungültigen nun in der ganzen Wohnung verstreut rumlagen. Die Auswahl des neuen Zieles wurde intensiviert und beschränkte sich nicht nur auf den Abend, sondern begann bereits am Frühstückstisch, so dass Teller und Tassen in dem Papierwulst kaum noch zu finden waren und auch die sonst regelmäßig gelesene Tageszeitung fristete ein fast unbeachtetes Dasein.
Es prasselte Angebot auf Angebot, vorgelesen von Ilona, also meiner Frau. auf mich ein, immer wieder mit der Frage, was ich denn davon halte, als ob meine Meinung wichtig wäre. Ich druckste jedes mal rum und meinte, man solle sich alles gut überlegen, denn so eine Reise möge ja auch optimal und für beide Seiten erfreulich sein. So ging das mehrere Wochen und Ilona drängte auf eine Entscheidung, da man den Frühbucherrabatt in Anspruch nehmen wolle.
Eines Morgens, die Fragerei wollte wieder kein Ende nehmen, platzte es aus mir heraus, dass ich dieses Jahr noch einmal auf der Insel Krk urlauben möchte. Ilona fiel die halb volle Tasse Kaffee aus der Hand, ich raffte, da ja schuldig an diesem Vorkommnis, die Kataloge zusammen, holte einen Lappen und versuchte den über die ganze Tischfläche verbreiteten Kaffee nebst Scherben zu beseitigen. Eine nie da gewesene Diskussion begann. Hauptargument von Ilona war die Frage ob es denn nicht reiche, dass man früher immer wieder an die selben Urlaubsorte fahren musste und heute..., heute, wo einem die ganze Welt offen stehe, gewillt der Herrn ein zweites mal an den gleichen Ort zu reisen. Egal, irgendwann und aus nicht nachvollziehbaren Gründen setzte ich mich durch, vermutlich das erste Mal , und eine Reise zur Insel Krk wurde gebucht. Die fünf Prozent Frühbucherrabatt und fünf Prozent Treuenachlass im Preis versöhnten Ilona etwas. Allerdings nörgelte sie während der Reise fast pausenlos rum. So gefiel es ihr zum Beispiel nicht, dass die Landschaft, welche durchfahren wurde, wieder die gleiche sei wie bei der letzten Reise und es kaum etwas Neues zu sehen gab. Dieses Argument war aber, typisch für Frauen, an den Haaren herbeigezogen, denn erstens hatte sie während der Busreise im vergangenen Jahr fast nur geschlafen und von der Landschaft kaum etwas mitbekommen und zweitens fuhr der Bus dieses Jahr eine vollkommen andere Strecke.
Alles in allem jedoch konnte dieser Urlaub als voller Erfolg bezeichnet werden. Die Kulturangebote waren etwas ausgedehnter, das Hotel war besser und das Wetter unterschied sich im Vergleich zum Vorjahr erheblich zu seinen Gunsten. Am letzten Abend dieser doch wieder gelungenen Wochen saßen wir noch einmal am Strand und genossen den Sonnenuntergang, als Ilona nach dem wirklichen Grund des Wunsches einer Wiederholung des Urlaub auf der Insel fragte und ich gestehen musste, im vergangenen Jahr vergessen zu hatte, eine Handvoll Sand für die heimische Sammlung mitzunehmen.
Bürgerreporter:in:Karl Heinz Winkler aus Naumburg (Saale) |
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