Mit dem Fahrrad von der Saale an die Weser - Teil 1

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Vor einem halben Jahr eröffnete mir meine Frau, dass sie in diesem Sommer mal wieder eine Städtereise mit ihrer Freundin unternehmen wolle, diesmal nach Lissabon. Diese Woche dachte ich mir, könntest du nutzen, um ausgiebig deinem Hobby, dem Fahrradfahren, zu frönen. Doch wohin könnte es gehen? Nach einigem hin und her kam mir die Idee, Frida zu besuchen. Frida ist unsere jüngste Enkeltochter, ganze zweieinviertel Jahre jung. Ihre Eltern hat es im vergangenen Jahr beruflich nach Bremen verschlagen, seitdem sieht man sich leider viel zu selten. Aber ist es überhaupt möglich in sechs Tagen die ca. 600 km lange Strecke mit dem Fahrrad von Naumburg nach Bremen zu fahren? Nach längerem Kartenstudium kam ich zu dem Schluss, ja, es kann klappen, eine ordentliche Kondition und gutes Wetter vorausgesetzt.

Verschiedene technische Vorbereitungen waren nötig. Mein Sportrad musste einen Gepäckträger und eine Lichtanlage bekommen. Dann begann die Feinplanung der Tour. Um bei Tagesabschnitten um die 100 km Zeitverluste und zusätzliche Wegstrecken zu minimieren, erstellte ich mir die notwendigen digitalen Karten und Routendateien.
Wenn nun noch das Wetter passen würde! Je näher der Abfahrtstermin rückte, umso schlechter wurde das Wetter. Trotzdem buchte ich vorab an den einzelnen Etappenzielen Übernachtungsmöglichkeiten. Und das Wunder geschah: zwei Tage vor der Abfahrt besserte sich das Wetter und die weiteren Wetteraussichten waren gut.

Am Abfahrtstag war es kühl aber trocken. Zufällig ergab es sich, dass ich von Katja Blüher vom myheimat-Team des Naumburger Tageblattes verabschiedet wurde und los ging es.
Die ersten 65 km waren quasi ein "Heimspiel", ging es doch den Saaleradwanderweg flussabwärts nach Halle. Danach begann für mich fahrradtechnisch gesehen, das Neuland. Als ersten Etappenort hatte ich Wettin auserkoren. Auf Asphalt, Splitt und Kopfsteinpflaster führte mich der Radweg nach dem Überqueren der Saale mit der Saalefähre Brachwitz bei teilweise heftigem Gegenwind nordwärts. Trotzdem erreichte ich den Zielort schneller als geplant und es blieb mehr als genug Zeit für einen Rundgang.

Am zweiten Tag ging es weiter flussabwärts. Auf größtenteils sehr gut ausgebauten und idyllischen Wegen, die hin und wieder auch von Hasen und Füchsen genutzt wurden und vorbei an verschlafenen Dörfern erreichte ich zunächst Bernburg. Danach wurde das Land offener und der Weg führte mich an endlosen Feldern entlang. Nachdem ich bei Groß Rosenburg die Saale mit der Fähre gequert hatte, rollte ich nach Barby. Nach einer Mittagspause setzte ich mit der Fähre über die Elbe und erkundete vom gegenüber liegenden Ufer die Saalemündung. Den Elberadweg entlang ging es weiter bis Dornburg. Hier bog ich nach Norden ab und fuhr durch Gommern an der Wasserburg vorbei in das kleine Örtchen Wahlitz südöstlich von Magdeburg, wo ich von Freunden bereits erwartet wurde.

Am dritten Tag galt es zunächst Magdeburg zu durchqueren. Mein Wahlitzer Freund begleitete mich entlang des Klusdammes, einem früheren wichtigen Handels- und Postweg, der die sumpfige Elbaue durchquert, in die Stadt. Danach fuhr ich auf einer in der Literatur beschriebenen, unbeschilderten Route auf allen erdenklichen Wegen, von der Bundesstraße mit und ohne Radweg angefangen bis zum durchweichten und mit Löchern übersäten Feldweg ca. 40 km Richtung Westen bis nach Eggenstedt, wo sich eine der Quellen der Aller befindet. Auf dem Allerradweg wollte ich die nächsten Tage bis zur Weser gelangen.
Zunächst war vom vielbeschriebenen idyllischen Allerradweg nicht viel zu bemerken. Häufig ging es Landstraßen entlang, das Rinnsal Aller sah man bestenfalls beim Überqueren von einer Brücke aus. Auch wurde ich zweimal von Sperrungen des beschilderten Radweges ohne Umleitungsempfehlung überrascht. Bei den steigenden Temperaturen war es auch nicht möglich, in einem der zu durchquerenden Dörfer Speisen oder Getränke zu erhalten. Gut, dass ich alles Notwendige bei mir hatte. Als ich nach Marienborn kam, wollte ich die Gelegenheit nutzen und einen Blick auf die Gedenkstätte „Deutsche Teilung“ werfen, hatte aber nicht bedacht, dass montags in Deutschland alle Museen geschlossen haben. Schnell am Endlager für radioaktive Abfälle Morsleben vorbei fahrend, verließ ich erstmals Sachsen-Anhalt, um 2 km hinter der Grenze in Grasleben zu nächtigen.

Bürgerreporter:in:

Gerd Henschel aus Naumburg (Saale)

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