Buchtipp: Alpenwestern „Das finstere Tal“ von Thomas Willmann

Der Erstling von Thomas Willmann ist ein furioser Einstieg in die Welt der Literatur. Eine Geschichte über Liebe, Leid, Hass und Vergeltung. Dieser Roman lässt sich in kein bestimmtes Genre einordnen. Er hat von allem etwas: Heimatroman, Kriminalgeschichte, Thriller. Er beginnt damit, dass ein Mann in einem langen Mantel auf einem Maultier in ein Dorf in einem von der übrigen Welt abgeschnittenen alpinen Hochtal einreitet, über dem eine beklemmende Atmosphäre liegt. Das erinnert an Clint Eastwood und den Film „Ein Fremder ohne Namen“ und nun wissen wir, was wir lesen: einen Alpenwestern.
Fünf raubeinige Gesellen lassen es erst zu, dass Greider, so nennt sich der Fremde, Quartier für den Winter bekommt, als er einen gut gefüllten Geldbeutel zückt und mehr davon verspricht. Der Mann bezieht bei einer Witwe mit erwachsener Tochter ein schlichtes Zimmer und im ersten Drittel des Buches, geschrieben in einer altertümlich anmutenden Sprache, passiert nicht viel, außer dass Greider die Gegend erkundet und wie angesagt, Skizzen von Häusern, Bergen und Menschen zeichnet. Dann sterben scheinbar durch Unfälle kurz hintereinander zwei Männer, Söhne des die Gemeinschaft beherrschenden Bauern Brenner. Jetzt nimmt die Geschichte Fahrt auf. In einem Rückblick erfährt der Leser erschreckende, nahezu unglaubliche Geschehnisse und er ahnt, dass Greider kein harmloser Maler ist. Dieses zu lesen ist nichts für Sensible und als Bettlektüre nicht gerade schlaffördend. Auch der finale Showdown im Schnee hat es in sich. Als Greider beim ersten Anzeichen des Frühjahrs das Tal verlässt, sind die Menschen befreit von einem ungeheuerlichen Joch, doch nicht alle sind restlos zufrieden. Sei es auch nur, weil man sie sich nicht selbst gegen die jahrzehntelange Unterdrückung gewehrt hat und erst ein Fremder kommen musste, um den Dorfbewohnern ein neues, angstfreies Leben zu ermöglichen.
Thomas Willmannn, geboren 1968, als Journalist für verschiedene Medien tätig, hat für diesen Roman, den man nicht schnell zwischendurch lesen kann und dann lange nicht vergisst, den Stuttgarter Krimipreis 2011 für den besten deutschsprachigen Debütroman bekommen. In einer Danksagung am Buchende zitiert der Autor als seine „Schutzheiligen“ den Heimatdichter Ludwig Ganghofer und den Filmregisseur Sergio Leone.
Bibliographische Angaben: Thomas Willmann: Das finstere Tal. Ullstein Taschenbuch 2011. Euro 9.99

Bürgerreporter:in:

Ingrid Wittich aus Mücke

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

9 folgen diesem Profil

2 Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.