Soeben ausgelesen: "Götterfunkeln" von Andrea Schacht
Die 31-jährige Helena hat vor zwei Jahren ihren Mann verloren. Sie trauert noch immer und lässt keine neue Beziehung zu. Nachdem ihre Mutter die Sachen des verstorbenen Julian in die Altkleidersammlung gegeben hat, kommt es zu einem heftigen Streit. Helena rennt wütend aus dem Haus direkt in die Arme ihrer Freundin Zara. Diese überredet sie zu einem äußerst merkwürdigen Trip. Einer Gruppe von Maya-Jüngern, die ja bekanntlich auf den Untergang der Welt im Jahr 2012 warteten, wurde angeblich von Außerirdischen die Möglichkeit geboten, das Jenseits zu testen.
Nach einem letzten, etwas bitter schmeckenden Glas O-Saft, steigt Helena in Begleitung ihres roten Katers Dante in ein UFO und findet sich wenig später im "Paradiespark Eden" wieder, eine Art Jenseits-Themenpark, wo der schönste aller Götter, Apollo, sie willkommen heißt, "Chef" Jupiter ihr ziemlich unverfroren in den Po kneift und Götterbote Hermes auf Inlineskates seine Extrablätter unter die Leute bringt.
Die 21 "Auserwählten" sollen die Vorzüge und Nachteile der einzelnen Bereiche, die allerdings wegen "Rezession, fehlender Einnahmen u. nachlassender Arbeitsfreude" gerade in der Umorganisation sind, testen und dann später entscheiden, wo sie eventuell endgültig bleiben wollen.
Helena und ihre neuen Freunde durchwandern die verschiedenen Jenseitswelten, vom Olymp, wo sie Goethe treffen, der sich hier schrecklich langweilt, über die Hölle, wo es ziemlich amüsant pikant zugeht, im Gegensatz zum tristen, grauen christlichen Himmel. In Walhall wird "Freibier und Met" angeboten, gesprochen wird in Stabreimen und mit Runensteinen Strip-Poker gespielt. Während die Gruppe von einem Jenseits in das nächste gelangt und ein Abenteuer nach dem anderen zu bestehen hat, werden sie von ihren Angehörigen auf der Erde, allen voran dem Barbesitzer Joe Galmann, der Helena aufrichtig liebt, verzweifelt gesucht.
Am Ende der "Reise" hat Helena das Rätsel um die "vergessene Göttin", die krank, hilflos und unbeachtet vor den Toren des paradiesischen Freizeitparks sitzt, gelöst, sie hat ihre Trauer verarbeitet, Julian endlich losgelassen und ist bereit für ein neues Leben an der Seite von Joe.
Andrea Schacht, bekannt u.a. für ihre historischen Kriminalromane um die Begine Almuth und Autorin etlicher Katzenromane, präsentiert mit "Götterfunkeln" einen augenzwinkernden Blick auf das Jenseits und seine seltsamen Bewohner. "Die Götter sind [hier im Themenpark] so wie ihr sie euch vorstellt", sagt der Hüter der Schwelle vor dem Nirwana. Ein durchaus nachdenkenswerter Satz. Der Leser soll sich mit der Lektüre dieser Geschichte einige vergnügliche Stunden bereiten, sie aber nicht allzu ernst nehmen und auf keinen Fall Angriffe auf irgendwelche Glaubensrichtungen hinein interpretieren.
Bibliographische Angaben: Andres Schacht: Götterfunkeln. Sieben-Verlag. 2010. Euro 14.90
Bürgerreporter:in:Ingrid Wittich aus Mücke |
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