Social Media
Sind unsere Mediengewohnheiten demokratieschädlich?
Wer kann sich vorstellen, ohne Facebook, Instagram und WhatsApp zu leben? Viele werden sich da wohl nicht melden. Die Social Media-Angebote sind für uns einfach zu verführerisch. Anders formuliert: Die Programmierer haben ganze Arbeit geleistet. Ihre Algorithmen nutzen konsequent unsere menschlichen Eigenarten.
Unser Handy wurde unser Dauerbegleiter – stets in Griffweite, täglich stundenlang. Und so kommunizieren wir mit Freunden, Verwandten, Bekannten, Kollegen, Vorgesetzten, Kunden – gerne auch rund um die Welt.
Aber wir kommunizieren nicht nur mit dem Handy. Nein, wir informieren und bilden uns auch mit ihm. Das ist naheliegend. Sind doch mittlerweile fast alle professionellen Medien auch mit eigenen Plattformen im Internet unterwegs. Viele professionelle Inhalte sind allerdings kostenpflichtig.
Vielleicht ist dies auch der Grund, warum viele – vor allem jüngere – Bürger für Informationen zu Wirtschaft und Politik überwiegend die vermeintlich kostenfreien sozialen Medien nutzen. Qualitätsjournalismus dagegen kostet Geld.
Themen aus Wirtschaft und Politik sind oft komplex. Da hilft es, wenn Fachleute die Aspekte verständlich erklären, einordnen und bewerten. In der Regel wird schnell deutlich, dass ein Schwarz-Weiß-Denken den Themen nicht gerecht wird. Unsere Welt besteht aus Grautönen.
Plattformen wie Facebook oder Instagram haben vorrangig das Ziel, uns möglichst lange online zu halten. Deshalb wählt der Algorithmus auch konsequent Inhalte für uns aus, von denen er weiß, dass sie uns interessieren. Je länger wir online sind, umso mehr Werbung konsumieren wir. Das Geschäftsmodell von Social Media ist sehr oft Werbung.
Für die politische Bildung ist dies eine verhängnisvolle Entwicklung. Unsere Recherchen bestätigen auf diesen Plattformen immer wieder dasselbe Meinungsbild. Am Ende sind wir in einer Meinungsblase gefangen, abgeschnitten vom umfassenden Diskurs.
Wenn immer mehr Bürger aus ihrer Meinungsblase nicht mehr herausfinden, droht der gesellschaftliche Meinungsdiskurs in eine demokratieschädliche Richtung zu laufen. Wer die Zusammenhänge erkennt, kann und muss selbst aktiv werden. Politische Meinungsbildung ist in einer Demokratie eigenverantwortliche Bürgerpflicht.
Leider steht uns an diesem Punkt unsere menschliche Natur im Weg: Wir bilden uns in aller Regel sehr schnell eine Meinung. Und wir sind nur sehr widerwillig bereit, diese Meinung zu ändern. Zahlen, Daten, Fakten, die nicht zu unserer Meinung passen, blenden wir liebend gerne aus.
Fake News, Propaganda und interessengeleitete Manipulationen gab es immer schon. Die Social Media-Welt hat dieses Problem allerdings massiv verschärft. Weltweit senden Bürger, Institutionen und Staaten ihre Botschaften rund um den Globus. Wir stehen vor einer riesigen Informationsflut.
Das ist einerseits sehr bereichernd. Ein vielstimmiger Meinungschor hilft uns, eine fundierte Meinung zu bilden. Nur wie gelingt es uns, Fake News zu erkennen oder uns vor Manipulationen zu schützen?
Ich denke, auch hier gilt: ohne Fleiß, kein Preis. Eine gründliche Recherche – aus unterschiedlichsten Quellen – reduziert unser Risiko, die Dinge falsch einzuschätzen. Wer Qualitätsjournalismus nutzt, spart Zeit und Geld. Hier haben Profis bereits vorgefiltert.
Das ist für eine fundierte Meinungsdiskussion sehr wertvoll. Mit jedem Abonnement in Sachen Qualitätsjournalismus fördern wir aktiv unsere Demokratie – und bekämpfen gleichzeitig Fake News und Propaganda.
Immer im Hinterkopf: Auch Qualitätsmedien spiegeln Meinungsrichtungen wider. Es ist deshalb empfehlenswert, entweder zahlreiche Qualitätsmedien parallel zu nutzen oder – falls das zu teuer ist, die gewählten Medien regelmäßig zu wechseln – immer mit der Einstellung: Auch der andere könnte recht haben.
Bürgerreporter:in:Wolfgang Hastenpflug aus Mering |
2 Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.