Segeltörn Korsika - Giglio - Elba
Starker bis stürmischer Wind aus West beschert uns einen Hafentag. Tags darauf hat der Wind zurück auf Süd gedreht und merklich nachgelassen. Unser ursprünglich geplantes Ziel, die Insel "Capraia", lassen wir an Steuerbord liegen. Nach der Umrundung des Cap Corse, fällt, etwa eine Stunde vor Mitternacht, unser Anker im Golf von "Saint Florent" auf sandigem Grund, nahe der Hafeneinfahrt des gleichnamigen, korsischen Hafens. 85 Seemeilen zeigt die Logge.
Ein Besuch des malerischen Ortes fällt aus zwei Gründen aus. Zum einen hat unsere Yacht, eine "Sun Odyssey 479", zu viel Tiefgang. Zum anderen weht der ablandige Wind zu stark für eine Fahrt mit dem Dinghi.
Nur mit der Fock segeln wir mit der Yacht "Azzurra" bei 6 bis 7 Bft., mit 8 Knoten Fahrt, weiter Richtung "Calvi", im Nordwesten Korsikas. Entlang der Nordküste bestaunen wir die Tausender, die bis hinab auf 1600 Meter tief verschneit sind.
Wir sind drei Mitglieder der MSK 1909 Marburg e.V. mit vier Freunden aus den Kreisen Marburg und Giessen.
Auf einer Rundfahrt mit Pkw´s lernen wir den Norden Korsikas mit all seinen Facetten kennen. Was schert uns ein erneuter Tag mit Starkwind aus Südwesten. Zu viel gibt es in der Kolumbus - Stadt Calvi, die von ihrer imposanten Zitadelle überragt wird, zu besichtigen. Kurzweil ist angesagt. Das hohe, verschneite Gebirge verleiht dem Golf von Calvi das Flair eines Bergsees.
Weitgehend unter Maschine setzen wir den Törn in Richtung Süden fort. Entlang der Westküste erleben wir einzigartige Felsformationen. Vorbei an der Girolata - Bucht, dem Golf von Porto und nach der Passage der berühmt - berüchtigten Iles de Sanguinaires, erreichen wir nach 55 Seemeilen die Hauptstadt Korsikas - "Ajaccio".
Hier treffen wir im Hafen den Katamaran "Energy Observer", der in Ajaccio einen Stop während seiner Weltumrundung eingelegt hat. Er wird ausschließlich mit erneuerbaren Energien betrieben. Insbesondere mit Solarstrom.
Eine Besichtigung des Napoleon - Monuments gehört in Ajaccio zum Pflichtprogramm.
Auf dem Weg nach Bonifacio erwischt uns, noch vor erreichen des Leuchtfeuers "Senetose", Sturm aus Osten in voller Stärke. Auch mit drei Reffs im Großsegel und halber Fock, ist an ein Aufkreuzen gegen 8 Bft. nicht mehr zu denken. Die Böen erreichen bis zu 50 Knoten. Mit der Leeseite des Cockpits schöpfen wir hin und wieder Wasser. Es reicht! Kein Crewmitglied hat etwas gegen die folgende Entscheidung. Mit Höchstfahrt unter Segeln erreichen wir in kurzer Zeit die Marina des kleinen Ortes "Propriano", am Ende de Golfes von Valinco. Die Marina ist jedoch gnadenlos überfüllt, mit Yachten die hier überwintern. Die Capitaneri meldet sich auf keinem der angebotenen Kommunikationswege. Also fällt nordöstlich des Hafens unser Anker wieder einmal auf sandigem Grund. Die Länge der Ankerkette misst das Sechsfache der Wassertiefe. So trägt der Anker auch bei diesem Sturm und hält die Yacht sicher auf ihrer Position. 36 lange Stunden. Dann ist der Spuck vorbei!
Nach dem Lichten des Ankers erreichen wir recht zügig "Bonifacio", den südlichsten Hafen Korsikas. Zunächst unter Motor, aber schon bald mit frischem Westwind. Für die Besichtigung des Ortes, der Zitadelle und der Aragon -Treppe bleiben gerade mal drei Stunden. Also nur eine Stippvisite.
Noch schnell ein Eis, noch ein kleiner Einkauf im hafennahen Mercado, dann werden die Festmacher eingeholt und die Mooring los geworfen. Minuten später passiert die Yacht "Azzurra" die hohen Kreidefelsen beidseits der Hafeneinfahrt. Vorbei am Leuchtfeuer "La Madonetta", geht es zurück in die Straße von Bonifacio.
Hier sollte man bei Sturm nicht sein, wie die Erfahrung gelehrt hat. Deshalb beeilen wir uns, die hohen Kreideklippen der Südküste hinter uns zu lassen und auf Nordkurs an der Ostseite der Insel den Hafen "Porto Vecchio" zu erreichen. Der passende Segelwind, Südwest vier bis fünf Bft., macht es uns leicht.
15 Stunden dauert der Törn von Porto Vecchio bis zur Insel "Giglio", die durch die Katastrophe der "Costa Concordia" traurige Berühmtheit erlangte. Anfangs mit fantastischem Segelwind, der jedoch nach und nach schwächer wurde. Unser Anker fällt in den frühen Morgenstunden, gegen 03.00 Uhr, vor dem Örtchen "Seno di Campese" im Nordwesten der Insel.
Gegen Mittag verlegen wir in den Hafen "Giglio Port" an der Ostseite. Wir sind uns einig, dieses wunderschöne Inselchen ist jede Reise wert. Den malerischen kleinen Hafen, umrahmt mit bunten Häusern und den als Festung trutzig auf den höchsten Gipfel gebauten Ort "Castello", muss man gesehen haben.
In "Porto Azzurro" auf der Insel Elba finden wir für unser Abschiedsessen ein kleines Restaurant in der zweiten Reihe. Nudeln, Fisch oder Fleisch, vom Koch persönlich serviert. Für jeden ist etwas Schmackhaftes dabei.
Mit schwachem Südwind schippern wir am letzten Tag unseres Segeltörns gemütlich zur "Marina di Scarlino", unserem Ausgangshafen in der Toskana.
Bürgerreporter:in:Gerd Bartling aus Marburg |
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