Viele Äpfel bleiben einfach an den Bäumen hängen
Manch einem kommen die wohlklingenden Namen, wie “Renette“, “Boskoop“, “Gravensteiner“ und “Goldparmäne“ noch irgendwie bekannt vor. Es sind die Namen von Apfelsorten, die früher fast jeder Landwirt und Gartenbesitzer in seinem Garten ebenso erntete, wie “Ontario“, “Jonathan“ oder “Schafsnasen“. Und wer keinen Garten besaß, fand diese Sorten meist bei seinem Kaufmann.
Jede Apfelsorte hatte ihren eigenen Geschmack und ihren speziellen Verwendungszweck, wie zum Backen, Kochen, als Brotaufstrich und Apfelsaft oder zum Einlagern über Winter. Irgendwann wurde den Menschen das Ernten und Verarbeiten zu mühsam. Es ist ja auch viel einfacher, seinen Bedarf mundgerecht, ganzjährig im Supermarkt auf der grünen Wiese, zu decken. Die Äpfel dazu reisen meist um den halben Globus – und sie schmecken alle gleich. Viele alte Apfelbäume wurden inzwischen zu Brennholz verarbeitet , andere stehen noch unbeachtet auf den Wiesen herum , ihre Früchte faulen an den Zweigen oder im Gras.
Doch wer schlau ist, schüttelt die Äpfel von den Bäumen und liefert sie an eine Kelterei oder an eine entsprechende Sammelstelle. Als Gegenleistung erhält er gegen einen geringen Kelterlohn seinen Vorrat an Apfelsaft und Apfelwein. Ein besonderer Genuss ist der Saft, denn er besitzt ein Aroma, das man fast meint, die vergessenen Apfelsorten herauszuschmecken. Kein Vergleich zum Tüten-Saft vom Discounter. Apfelwein ist nicht nur ein ideales Sommergetränk, heiß und mit Honig getrunken, hilft er aufkeimende Erkältungen unter einer dicken Bettdecke schnell auszuschwitzen. Auch wer selbst keine eigenen Äpfel anliefert, kann Saft und Wein in der Kelterei oder einer Sammelstelle frisch und natürlich ohne Zusatzstoffe kaufen.
Jeder, der von dieser Möglichkeit Gebrauch macht, hilft die noch vorhandenen Restbestände alter Apfelkulturen zu erhalten.
Bürgerreporter:in:Karl-Heinz Töpfer aus Marburg |
9 Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.