St. Jost in Marburg: Von ewiger Ruhe keine Spur

Die Stille des Motivs täuscht
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St. Jost scheint einfach nicht zur Ruhe zu kommen. Vor seiner Haustür braust der Autoverkehr der Bundesstraße 3 gleich vierspurig vorbei und hinter seinem Friedhof donnern die Züge der Main-Weser-Bahn in kurzen Abständen – Tag und Nacht. Eine mehrspurige Straßenbrücke mit Ampelkreuzung rundet den Geräuschpegel nach oben hin ab.

Vom modernen Durchgangsverkehr ein wenig in die Ecke gedrängt, ist das St. Jostchen bzw. das Kapellchen, wie die Marburger ihr Kirchlein am Rande des Stadtteils Weidenhausen liebevoll nennen, eng mit Marburg, einem der wichtigsten Wallfahrtsorte des Mittelalters, verbunden. Allerdings von eher trauriger Bedeutung, denn die Kapelle gehörte einst zur städtischen Sieche, einem Hospitalkomplex, in dem vorwiegend leprakranke Pilger, isoliert von der Außenwelt ihr Dasein fristeten.

Das Leid vieler Pilger lässt sich heute nur noch erahnen. Die St. Jost-Kapelle aus dem 14. Jahrhunert wirkt dafür auf andere Weise ansteckend. So wird sie heute gern für Kindstaufen und Trauungen genutzt, aber auch zu regelmäßigen Andachten, zu denen das noch handbetriebene Glöcklein ruft.

Der besuchenswerte kleine alte Friedhof mit seinen teilweise originellen Inschriften auf den Grabsteinen ist der lauteste der Stadt. Das Kirchlein selbst dagegen eine stille Insel des Innehaltens von schlichter Schönheit trotz des umgebenden Verkehrslärms. Hörenswert ist die historischen Vorbildern nachempfundene Orgel neueren Datums.

Bürgerreporter:in:

Karl-Heinz Töpfer aus Marburg

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