ROCK AND ROLL IN MARBURG 1980

Individuelle Freiheit

Die Reaktionen auf meinen Artikel über den Rock and Roll im Marburger Hinterland geben doch zu denken, denn es ist mir nicht gelungen, klar zu machen, daß es nicht um Hüftwürfe und Verrenkungen ging. Deshalb lege ich hier und heute nach:

Rock'n'Roll war nicht zum ersten aber zum heftigsten Male eine Gegenkultur der Jugend gegen die Erwachsenenwelt in den USA (zunächst - später auch in Europa). Es ging immer nur um "das Eine", das alle weißen Erwachsenen hatten aber nicht ihre Jugend (offiziell).

Da hatten es doch die Farbigen erheblich leichter, mit ihrer gewachsenen natürlichen Sexualität und ihrem unverblümten Ausdruck in ihren Songs. "Shake, rattle and roll" hat eben nichts, aber auch gar nichts mit dem Geschirr in der Küche zu tun, wie uns der weiße Hillbilly Sänger Bill Haley in seinem von den Farbigen geklauten Song weiss machen wollte. Und wenn dann der weiße Pianist und Sänger Jerry Lee Lewis ("The Killer") von seinen "great balls of fire" sang, so war damit bestimmt nicht scharfer Paprika oder Chilli gemeint. denn er hatte Besseres zu bieten.

Das war damals unerhört und ist es auch heute noch.
Trotz aller Kulturrevolutionen sind wir total spießig geblieben und tun einfach so, als ob diese Texte harmlos wären. NEIN, DAS SIND SIE NICHT!

Rock and Roll war und ist die weisse Interpretation des schwarzen Rhythm & Blues und das bedeutet Sex - und nichts Anderes. Die öffentlichen Schallplattenverbrennungen in den USA in den 50er Jahren im Auftrag der Frauenvereine und der fundamentalistischen puritanischen Kirche waren absolut konsequent und hatten das gleiche Motiv wie die Bücherverbrennungen im "Nazireich".

Bürgerreporter:in:

Hans-Rudolf König aus Marburg

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