MUSIK, DIE WELLEN REITEN KANN
Seit nunmehr fast 50 Jahren läuft eine musikalische Riesenwelle um die Welt, die in allen Ländern ihre Spuren hinterlässt und bis heute ständig neue Interpreten und Fans findet.
Dieser musikalische Tsunami begann seinen Endloslauf bereits Ende der 50-er Jahre in California/USA. Die Jugendlichen griffen das Freizeitvergnügen Wellenreiten von Hawaii auf und praktizierten es an den Goldstränden Südkaliforniens. Schnell entstand dort eine jugendliche „In“-Szene, mit eigener Kultsprache, eigenen Tanzschritten ("Surfers' Stomp"), eigener Mode wie „Ripped Baggies“ (zerrissene Bermuda Shorts oder Jeans) und Statussymbolen wie „Custom Boards“ (künstlerisch gestaltete Surfbretter), „Woodies“ (alte Holzautos, in und auf denen die Bretter transportiert wurden), Strand Partys und eine unkonventionelle Musikszene mit jugendlichen Instrumental-Bands und Gesangsgruppen.
Die spezielle „Szene“- Musik entwickelte sich einerseits aus instrumentalen Rock and Roll-Nummern, wie sie die Ventures, Johnny & Hurricanes oder Duane Eddy spielten und andererseits aus der „Barbershop“-Musik der 30-er Jahre mit mehrstimmigen Vokalharmonien, wie sie immer noch von weißen etablierten Männergruppen (Four Freshmen, Four Aces, Lettermen, Hi-Los, u.v.a.m.) für den erwachsenen Plattenfan dargeboten wurden.
Auf der instrumentalen Seite der „Surf-Musik“ gab es einen Dick Dale (King of the Surf Guitar), der zusammen mit der Firma Fender einen elektrischen Gitarrenverstärker weiterentwickelte, um so einen „nassen“ gewaltigen Gitarrenklang zu kreieren, wie er von den bereits etablierten RnR Bands niemals erreicht wurde. Mit diesem Klang und einer ungeheuren Fingerfertigkeit gelang es Dick, das Rollen und Brechen der Brandung musikalisch dar zu stellen. Entlang der Küste gab es so genannte „Ballrooms“, wo sich am Wochenende tausende von Jugendlichen trafen, um zur Live-Musik der „Surfing-Bands“ abzutanzen.
Andererseits gab es Gesangsgruppen, die selbst Songs und Texte über die Wellenreiter-Szene schrieben und sangen. Singer-Songwriter wie Gary Usher (+)(Superstocks), Brian Wilson (Beach Boys), Jan Berry(+)(Jan & Dean), u.a. eroberten zunächst die kalifonische Hitparade und lösten schließlich in ganz USA eine „Surfing“-Hysterie aus.
Diese Musik kam damals, genau so wenig wie der Sport, nicht bis nach Deutschland. Ausnahme bildeten drei instrumentale Nummern, die jeder von uns auch heute noch im Ohr hat, aber niemand kennt sie dem Namen nach („Pipeline“ von den Chantays und „Misirlou“ von Dick Dale, viel später als Titelmelodie im Film „Pulp Fiction“ verwendet). Die wohl bekannteste „Surf“- Nummer in Deutschland war und bleibt „Wipe-out“ von den Surfaris, weil am Anfang eine lachende Männerstimme schreit: „Ha-ha-haaa-wipe-out“. Dieser Ausruf bedeutet, dass ein Wellenreiter von seinem Brett gefegt wurde. Es folgt ein sich ständig wiederholendes kurzes Thema in den gängigen Gitarrenharmonien C, F und G7, begleitet von einem harten Schlagzeug mit viel „Teller“-Einsatz, wegen des „nassen“ Sounds, der von den Kids gefordert wurde.
Die Beach Boys, die niemals zur „Szene“ gehörten, sondern vielmehr über sie sangen, hatten in den USA eine nicht abreisende Welle von Hits, die sich alle um das Thema, Wellenreiten, Strand, Girls, Autos drehten. Erst viel später, nämlich Ende der 60-er Jahre landeten die Beach Boys auch in Europa einen Riesenhit mit „Good Vibrations“, der aber gar nichts mit der „Surfmusik“ zu tun hat.
Die Welle der „Surfmusik“ rollte langsam aber kräftig um die Welt. Heute gibt es wohl kein Land auf dem Globus ohne „Surfing-Bands“. So genannte „Revival“ (Wiederbelebung)- Bewegungen gibt es alle paar Jahre, weil diese Musik eine starke Lebensfreude und positive Schwingungen enthält, wie sie keine andere Pop-Musik bieten kann. Dies gilt nicht nur für die internationale Jugend, sondern auch wir „Oldies“ spüren, dass uns diese musikalische Ausdrucksform erheitert und beschwingt. Hört doch mal rein:
http://www.youtube.com/watch?v=W5D07c0dJuQ
http://www.youtube.com/watch?v=wW74LBz9W-s&feature...
http://www.youtube.com/watch?v=ZIU0RMV_II8&feature...
Bürgerreporter:in:Hans-Rudolf König aus Marburg |
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