Jubiläumskonfirmation in Cappel

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Goldene, Diamantene und Gnadenkonfirmation in Cappel

Gleich drei Konfirmandenjahrgänge wurden am Sonntag bei einem Jubiläumsgottesdienst in der Evangelischen Kirche Cappel von Pfarrer Wolf Glänzer neu eingesegnet. Nach fünfzig, sechzig und siebzig Jahren konnte Goldene-, Diamantene- und Gnadenkonfirmation gefeiert werden. Vor dem Gottesdienst wurde auf dem alten Cappeler Friedhof den bereits verstorbenen Mitkonfirmanden gedacht. Die Predigt legte ein Vers aus Lukas, Kapitel 1 aus. Das Bibelwort brachte dem Anlass entsprechend Dank zum Ausdruck und lobte Gott: „Gott erlöst uns und gibt, dass wir ihm dienen ohne Furcht unser Leben lang.“ Zur feierlichen Gestaltung des Gottesdienstes trugen der Chor N-Joy unter der Leitung von Matthias Heuser, Kirchenvorstandsmitglieder, zwei Damen aus dem Goldenen Konfirmationsjahrgang sowie Konfirmanden des aktuellen Jahrgangs bei. Dominik Röglin an der Orgel begleitete den Festgottesdienst zu dem u.a. Lieder von Paul Gerhardt wie: „Geh aus mein Herz und suche Freud“ und „Du, meine Seele singe“, gesungen wurden. Getrennt nach den Jahrgangsstufen tauschten die Jubilare am Nachmittag alte Erinnerungen aus. Die weiteste Anreise hatte Katharina Gläsing geb. Naumann, die extra aus Kanada zur Jubiläumsfeier anreiste.

Goldene Konfirmation
Heidemarie Bamberger geb. Rayer, Brigitte Engel geb.Schlapp, Heidrun Grebe geb. Naumann, Renate Kahle geb. Pache, Rosemarie Ranft geb. Koch, Monika Rusch geb. Suchan, Erna Sturm geb. Schott, Christa Wetenkamp geb. Bepperling, Rudolf Baier, Kurt Greif, Werner Heil, Manfred Knies, Wilfried Müller, Reinhold Naumann, Heinz Nazahn, Helmut Pfeif, Heinz Schneider, Hans-Joachim Siebmann, Rudi Smolinka, Klaus Wiegand.

Diamantene Konfirmation
Gisela Beck geb. Niepoth, Anni Beimborn geb. Donges, Irmgard Bingel geb. Fuchs,
Katharina Gertenbach geb. Heuser, Katharina Gläsing geb. Naumann, Annemarie Gröb geb. Dülfer, Erika Keller geb. Brunet, Margot Klages geb. Löwer, Emma Muth geb. Siebert, Edith Peil geb. Schneider, Gisela Pilz geb. Dröge, Christa Quell geb.Elmshäuser, Elisabeth Rösser geb. Scherer, Elisabeth Staffel geb. Hermann, Lieselotte Umann geb. Elmshäuser, Elfriede Wiegand geb. Eckel, Helmut Althaus, Werner Emmerich, Karl-Heinz Debelius, Georg Mengel, Hans Peter, Hans Georg Rübeling.

Gnaden Konfirmation
Justus Keßler, Elisabeth Keßler geb. Fischer, Leonie Menkel geb. Breiner, Wilhelm Menkel,
Katharina Thiele geb. Rein, Maria Rein geb.Eidam, Margarethe Kirchhain geb. Preis, Wilhelm Capeller

Konfirmation im Kriegsjahr 1942 in Cappel
Erinnerungen von Justus Kessler

Zweiter Weltkrieg in „Großdeutschland“, wie wir uns damals nannten.
Die Wehrmacht war 1941 in Russland eingefallen, um das arische Reich auch nach Osten zu erweitern. Aber ein strenger Winter hatte diesen idiotischen Plänen ein Ende bereitet und es ging rückwärts und bergab. In der Heimat war es noch verhältnismäßig ruhig, denn der Krieg fand noch außerhalb Deutschlands statt. Viele Väter und Brüder waren als Soldaten in ganz Europa eingesetzt.
Cappel war ein Arbeiter- und Bauerndorf von ca. 1300 Einwohnern. Zur Arbeit fuhr man mit der Kreisbahn oder mit dem Fahrrad. Die größten Arbeitgeber waren die Behringwerke in der Marbach, die Tabakfabrik Niderehe in der Schwanallee, die Landeheilanstalt zwischen Cappel und Marburg, die heutige Klinik für Psychiatrie und die Universität Marburg.
Es gab in Cappel noch keine Kanalisation. Das Abwasser lief in eine Rinne am Straßenrand und weiter in einem Graben zur Lahn. Für das Schmutzwasser hatte jedes Haus eine eigene Klärgrube, deren Inhalt mit einem Jauchefass in den Garten bzw. auf den Acker gebracht wurde.
Es gab nur wenige Häuser mit einem Bad, die Toilette befand sich im Stallgebäude oder Keller und der Abfluss lief in die Klärgrube.
Wenn man telefonieren wollte, ging man zur öffentlichen Fernsprechzelle an der Post.
Es gab die ersten Radios, Volksempfänger genannt, wo man die propagandistischen Durchhalteparolen der Nazis hören konnte.
Straßennamen waren in Cappel noch nicht eingeführt, die Häuser wurden fortlaufend nummeriert.
Die meisten Familien hatten einen Garten, einen Acker und eine Wiese zur Ernährung von Mensch und Tier, denn ein Schwein und eine Ziege oder Kuh gehörten dazu.
Die Kirchenglocken wurden zu der Zeit noch von Hand geläutet. Der „Kirchendiener“ musste deshalb jeden Tag mehrmals zur Kirche gehen, um zu läuten.

Wir wurden damals von Pfarrer Stauber konfirmiert, am Palmsonntag, dem 29. März 1942, und waren 17 Konfirmanden, von denen sieben verstorben sind. Je ein Konfirmand kam aus Ronhausen und Wolfshausen. Vier Mitschüler / -innen gehörten der reformierten Kirche an und wurden am gleichen Tag in der Universitätskirche in Marburg von Pfarrer Ritter konfirmiert.
Bei den vorhergehenden Konfirmanden war es üblich, dass die Konfirmandinnnen und Konfirmanden einen gemeinsamen Spaziergang zum Frauenberg unternahmen. Bedingt durch die getrübte Stimmung hat das bei uns leider nicht mehr geklappt.
Gefeiert wurde im kleinen Kreis. Mein Vater war als Soldat in Finnland. Als einziger Gast war meine Großmutter zu Fuß aus Moischt gekommen. Als Geschenk bekam ich einen selbst gestrickten weißen Rollkragenpullover aus Schafwolle.
Für die meisten von uns begann dann dreiTage später, am 1. April 1942 die Lehrzeit und damit der Ernst des Lebens.

Bürgerreporter:in:

Bernhard Hermann aus Marburg

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