GENIE UND WAHNSINN
Teneriffa. Lasst mich einfach mal voraussetzen, dass jeder der geneigten Leser DIE amerikanische Band BEACH BOYS aus den 60ern und 70ern kennt. Wenn nicht, bitte mal im Internet oder You Tube blättern: http://www.youtube.com/watch?v=mN7Xs9WVNBU
Kopf und Bauch der Band war ein Sensibelchen namens Brian Wilson: „Ich wurde ängstlich geboren“. Die Schläge seines tyrannischen Vaters, das Melodienkarussell in seinem Kopf und
seine unglaubliche Musikalität trieben ihn im Laufe der Jahre in eine Paranoia, aus der ihn weder Drogen noch Psychotherapeuten holen konnten. Er führte die Band zu goldenem Ruhm und versagte überall in seinem chaotischen Leben. Während seine Brüder und Freunde musikalisch im Jahre 1965 stehen blieben und als Beach Boys Ruhm und Geld schaufelten, griff ihr Meisterkopf Brian Wilson nach den Sternen. Seine Genialität trieb den armen Brian immer weiter auf seinem Weg hinab in seine eigenen Abgründe.
Ab 1966 arbeitete Brain Wilson mit seinem kongenialen Freund und Texter Van Dyke Parks monatelang an der Urfassung von „Smile“, mit der er dann 37 Jahre lang schwanger ging und schließlich zum berühmt-berüchtigtsten aller nicht veröffentlichten Alben der Popgeschichte avancierte. Der Mythos des unerhörten, ungehörten Werkes verselbständigte sich, denn Brians Werk überschritt damals den musikalischen Horizont seiner Plattenfirma sowieso, aber auch den der eigenen Band, deren Mitglieder es als "Avantgarde-Schrott" bezeichneten – allerdings auch seinen eigenen mentalen Zustand. Er schwankte damals zwischen religiösen Wahnvorstellungen, Paranoia und Realitätsverlust. Obwohl geniale Popsongs wie "Surf‘s Up", „Good Vibrations“ und "Heroes and Villains" als Single-Veröffentlichungen zu Hits wurden, glaubte kein Mensch an das Konzeptalbum, das seiner Zeit um ein Jahrzehnt voraus sein sollte.
Doch nach 37 Jahren überraschte uns Brian nicht nur mit seiner Rettung aus der Paranoia, sondern auch mit der Fertigstellung und Veröffentlichung seiner musikalischen Selbstoffenbarung. Mit einer exzellenten Backing-Band stieg Brian aus der Gruft und präsentierte uns DAS frischeste, köstlichste Meisterwerk der Popmusik des 20. Jahrhunderts: „SMILE“ live. Kritiker und Fans überschlugen sich, denn „SMILE“ ist und bleibt ein zeitloses Album, das alle eingefahrenen Kompositionsweisen vom Tisch fegt und Brian als DEN zeitgenössischen Komponisten zeigt, der sogar seine großen Vorbilder George Gershwin und Phil Spector übertrifft. "Rhapsody in Blue" war wohl einer der Auslöser für diese Suite oder Rhapsodie, diesen Song- und Melodiereigen, aus dem man kein einzelnes Stück isolieren sollte, denn sie sind allesamt kleine musikalische Geniestreiche. Bei diesem facettenreichen Panorama aus Klangfarben, Stimmungen und Tempiwechsel, aus Harmonie und Dissonanz, Melancholie und Komik langweilt man sich keine Sekunde. Just „SMILE!“
Brian war clever genug, das Album (die CD) erst nach einer Live-Tournee neu im Studio einzuspielen und zu veröffentlichen. Die CD bietet als Bonus ein liebevoll gestaltetes Booklet. Die DVD der „live“-Tournee berichtet auch über das „Making“ und Brians schreckliche Selbstzweifel und Geburtswehen. Brian Wilson meint heute, „SMILE“ soll uns (trotz Allem) zum Lachen bringen und alle Sorgen verjagen. Er hat erfolgreich seine Dämonen bekämpft - und so können wir Fans dieses wunderbare Lächeln genießen und zurückgeben: „Keep smiling, Brian! How can anyone not like this album? its amazing.“
Siehe: http://www.youtube.com/watch?v=JsmelwOoj2A&feature...
http://www.youtube.com/watch?v=GWoXotlVqwU&feature...
http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Brian_Wi...
Bürgerreporter:in:Hans-Rudolf König aus Marburg |
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