Die Hessen, ein Volk von Spinnern?
“Die spinnen, die Hessen“. Auf einer Werbetafel in der Marburger Oberstadt fand ich endlich einmal diese klare Kernaussage über uns Hessen, Herrn Obelix in den Mund gelegt. Gut erkannt dachte ich mir. Denn obwohl der Begriff des Spinners im Sinne von Sonderling, Außenseiter, Eigenbrötler oder Schwätzer vom Volksmund eher negativ belegt ist, ist eigentlich genau das Gegenteil zutreffend.
Die so gescholtenen Spinner sind meist Menschen mit Eigenschaften, die halt nicht jeder besitzt: Sie entwickeln ungewöhnliche, spinnerte Ideen, haben andere, kreative Denkweisen und blicken als Querdenker selbst über fremde Tellerränder hinaus. Meist findet man unter ihnen Künstler, Literaten, Unternehmer, Forscher, Philosophen und Tüftler.
Wer glaubt, im waldreichen Hessen gebe es keine Spinner, der irrt gewaltig. Denn begibt man sich erst einmal auf Spurensuche, so wird man schnell fündig. Allein die in Hessen geborenen Persönlichkeiten füllen rasch eine beachtliche Liste, wobei stellvertretend nur an einige erinnert werden soll, wie….
Johann Wolfgang von Goethe, einer der größten Dichter aller Zeiten,die Komponisten der Moderne Rudolf und Paul Hindemith, den Flugzeugkonstrukteur Wilhelm Messerschmitt, der unter anderem das erste Düsenflugzeug und später den Kabinenroller entwickelte. Wir erinnern Otto Hahn, den Entdecker der Kernspaltung, Heinrich Hoffmann mit dem Struwwelpeter und Justus Liebig, den Erfinder des Phosphatdüngers und Urvater der Tütensuppen und Brühwürfel.
Uns fallen die Märchen der Brüder Grimm ein, die Brüder Michael und Thomas Wulfes, der eine ein bekannter Filmregisseur, der andere ließ die Affen “Nichts ist unmöööglich" singen, der Schauspieler Hannes Jaenicke und Adolf Gaston Eugen Fink, den Erfinder der Kontaktlinsen.
Und weiter geht es mit dem Philosophen Theodor Adorno, dem Schriftsteller und Revolutionär Georg Büchner, dem Comedian Martin Schneider, genannt Maddin und mit Anika Decker, der Drehbuchautorin der Keinohrhasen und Zweiohrküken. Kleine Erfrischung zwischendurch gefällig? Kein Prblem, Jacob Schweppes hilft. Seine Limonaden sind heute noch in aller Munde.
Flieger kennen Käthe Paulus, die den Paket-Fallschirm erfand, Motorrad –Liebhaber verehren Friedel Münch und seine legendären Maschinen und Philipp Reis machte durch seine Erfindung des Telefons die heutigen Flatrates erst möglich. Nähmaschinen, Fahrräder und Automobile, der Unternehmer Adam von Opel hatte einen Riecher für gute Geschäftsideen. Myheimat wäre nicht möglich ohne Konrad Zuse mit seinen ersten programmierbaren Computer. Wir denken schließlich noch an den Maler Otto Ubbelohde , dessen Illustrationen den meisten von uns aus den Märchen der Brüder Grimm bekannt sind. Und Fritz Henkel, der Erfinder des Waschpulvers PERSIL und vieler anderer wurde 1848 in Vöhl geboren.
Die Aufzählung ließe sich noch endlos fortsetzen. Und dass man einige Herrschaften einst boshaft als Spinner abtat, hat ihnen mitnichten geschadet. Denn jeder für sich hat die Welt, wenn nicht gerade verändert, so doch ein wenig bunter und besser gemacht. Bedanken wir uns bei allen mit einem Strauß Maiglöckchen deren Heilkräfte übrigens von dem Mediziner Johann Christian Senckenberg erkannt wurden.
Darum spinnt nur munter weiter ihr Hessen! Besonderen Dank auch an Herrn Obelix aus dem fernen Gallien, der den Mut besaß, das auszudrücken, was wir Hessen bei aller Bescheidenheit nie an die große Glocke zu hängen wagten . Ein größeres Kompliment konnte er dem Volksstamm in Deutschlands grüner Mitte nicht machen.
Bürgerreporter:in:Karl-Heinz Töpfer aus Marburg |
10 Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.