Der raue und lange Weg zur Hauptrolle auf dem stillen Örtchen. 

Die Rolle hat unserem Leben erst den richtigen Sinn gegeben
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Das Geschäft mit dem Geschäft boomt, die Nachfrage nach Klopapier erreicht gigantische Höhen. Kein Wunder, mit dem Kampf um seine Rolle in der Welt verteidigen wir zugleich unser westliches Wertesystem, wie es scheint, sogar den einzigen Wert, der in unserem Leben noch eine Rolle spielt. Das war nicht immer so. Was haben wir eigentlich gemacht, als die Klorolle noch nicht erfunden war?

Das von den Chinesen bereits ca. 600 Jahre nach unserer Zeitrechnung erfundene Papier war noch zu wertvoll, so dass seine Verwendung als Klopapier nur den royalen Hintern der Kaiser vorbehalten war. In erster Linie wurde es daher verwendet, das aufzunehmen, was dem menschlichen Geist entsprang und nicht etwa, was dessen Körper verlässt.

Die römischen Cäsaren und Senatoren schrubbten dagegen ihre Allerwertesten mit an Stöcken befestigten Schwämmen, die sie nach der Verrichtung in Salzwasser reinigten, damit die Vorrichtung weiter verwendet werden konnte. Da wo vorhanden, aber auch in südostasiatischen und arabischen Ländern setzte man allerdings damals schon auf die reinigende Wirkung von vorzugsweise fliesendem Wasser.

Die alten Germanen waren in punkto Hygiene weitaus abgehärteter. Genügsam strapazierten sie ihre Hinterteile und ergriffen kratziges Stroh, Laub oder die Blätter der Pestwurzen, die in Bayern heute noch in Bayern unter dem Namen „Arschwurzen“ geläufig ist. Daran änderte sich bis weit ins Mittelalter nicht viel, mal abgesehen von der Soft-Variante in Form eines Moosklumpens. Glaubt man alten Überlieferungen, vergriffen sich die Leute auf dem Land zur Not auch am umherlaufenden Federvieh, wenn sonst nichts zur Hand war.

Nahezu fünf Jahrhunderte später wandte sich das Blatt. Dank moderner Herstellungsmethoden wurde Papier preiswerter und gelangte so allmählich auch als Klopapier in die tristen Aborte. In Deutschland verwendete man noch bis nach dem Zweiten Weltkrieg vorzugsweise billiges Zeitungspapier, häufig von älteren Familienangehörigen in handliche Stücke geschnitten. Das brachte in den 20er Jahren den deutschen Unternehmer Hans Klenk auf die Idee, Klopapier in Rollenform anzubieten und versah es mit einem aus den Anfangsbuchstaben seines Namens abgeleiteten Markenzeichen: „HAKLE“.

Im Laufe der Jahrzehnte entwickelte sich unser Toilettenpapier, dank zahlreicher, den Benutzungskomfort erhöhenden Eigenschaften zu einem begehrten Kulturgut. Und niemand hätte jemals gedacht, dass es sogar einmal die Rolle eines krisenfesten Wertpapiers einnehmen würde.

Die Rolle hat unserem Leben erst den richtigen Sinn gegeben
Stilles Örtchen anno dazumal, meist abseits vom Wohnhaus
Bürgerreporter:in:

Karl-Heinz Töpfer aus Marburg

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