"Bet - Olan" - Jüdische Friedhofskultur
"Die Erde gehört allein den Toten dort, wo sie eingebettet sind", so steht es auf einer Tafel unterhalb des jüdischen Friedhofs am äußeren Rand des Rauischholzhäuser Schlossparkes. Nur über einen schmalen ausgetretenen Pfad durchs Unterholz erreiche ich den Friedhof. Der Zugang ist leider nicht möglich.
Nur wenige jüdische Friedhöfe im Marburger Land entgingen der Zerstörung ihrer Grabstätten durch die Nazis 1940. Durch eine Verpachtung des Friedhofs vom Eigentümer an einen Nichtjuden erfuhr dieses Schicksal die Gemeinde in Rauischholzhausen nicht. Der Pächter pflanzte Obstbäume und hütete dort seine Schafe und Ziegen. So blieben 129 Gräber auch nach den Kriegsjahren unentdeckt in ihrem ursprünglichen Zustand erhalten.
Die aus Sandsteinen gefertigten Grabsteine sind sehr schlicht. Die Inschrift auf der Vorderseite ist in hebräischer Sprache verfasst, die Rückseite in Deutsch. Als Zeichen der Vergänglichkeit werden Steine auf die Grabstätte gelegt, und man lässt die Fläche davor - ungeschmückt - mit Gras und Efeu überwuchern. Alle Grabsteine, die mit dem Davidstern und manchmal mit dem Löwen, dem Wappentier Judas, versehen sind, sind nach Jerusalem ausgerichtet. Auch gibt es keine Gemeinschaftsgräber.
Die Friedhöfe sind ebenso bedeutsam wie die Synagoge; deshalb gilt die Vorschrift für Männer, den Friedhof mit einer Kopfbedeckung zu betreten. Den Verstorbenen wird - bet - olan(hebr.) - "ein ewiges Haus", eine immerwährende Ruhestätte gewährt, da sie am Ende der Tage auf ein ewiges Leben warten.
Auch ich, der bisher die Tradition der jüdischen Toten-Geschichte nicht kannte, bin zur Bewahrung der jüdischen Kultur und der Erhaltung der Grabstätten mitverpflichtet. Die Gräber sind von großer kulturgeschichtlicher Bedeutung!
Bürgerreporter:in:Peter Gnau aus Kirchhain |
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