Backhausbrot immer wieder lecker, am Beispiel Ginseldorf.
Kulinarisch verwöhnte Großstädter träumen davon einmal ein in einem Dorfbackhaus gebackenes, mit richtigem Sauerteig angesetztes Bauernbrot, auf dem Tisch haben zu dürfen. Für Backhausbrot und hessischer rote Wurscht lasse ich alles was es im KaDeWe zu kaufen gibt links liegen. So sagt es mir meine in Berlin lebende Schwester bei ihren Besuchen in der Cappeler Heimat immer wieder. Es ist schon etwas besonderes wenn man auch im Landkreis Marburg-Biedenkopf ein von Hand gemachtes Bauernbrot ergattern kann. Viele funktionierenden Dorfbackhäuser gibt es ja nicht mehr. Deshalb finde ich es umso wichtiger wenn es noch Leute gibt, die sich um den Erhalt, die Sanierung und den Betrieb von alten Backhäusern kümmern. Diese Tradition darf einfach nicht verloren gehen. Da ist es schon gut wenn Bürger eines Ortes sich für den Erhalt ihres dörflichen Backhauses einsetzen um dieses alte Kulturgut zu erhalten und die Tradition des Brotbackens an die jüngere Generation weitergeben. Im Verein „Hessische Volkskunstgilde“ werden immer wieder Backkurse angeboten die sich großer Beliebtheit erfreuen. In der Öffentlichkeit sind die Bemühungen um den Erhalt dieses Kulturgutes viel zu wenig bekannt. Deshalb finde ich die Idee, die Ginseldorfer Trachtengruppe mit den „Backfrauen“ stellvertretend für die vielen noch in Betrieb befindlichen Backhäuser mit einem Preis auszuzeichnen. Lesen Sie daher, den mit viel Herzblut geschriebenen Vorbericht der in der Oberhessischen Presse erschienen ist. Wer am Sonntag nicht nach Ginseldorf kommen kann der kann ja am Samstag nach Gisselberg fahren, denn da ist auch ein Backhausfest.
Im folgenden ein Text zum Backhausfest und ein paar Fotos aus dem Backhaus Ginseldorf und Cappel. Wer kennt noch die Abläufe des Brotbackens und wer kennt noch die Bezeichnungen der Gerätschaften die die Ginseldorfer Backfrauen in den Händen halten?
Verleihung der 12. „Jakobsmuschel an der Tür“ an die Tanz- und Trachtengruppe Ginseldorf , am Sonntag dem 2. September 2012 ab 14:00 Uhr am Ginseldorfer Backhaus
Im Rahmen eines Backhausfestes wird am nächsten Sonntag die Tanz- und Trachtengruppe Ginseldorf mit der „Jakobsmuschel an der Tür“ ausgezeichnet. Diesen Preis hat der „Arbeitskreis Dörfliche Kultur“ (ADK) im Jahre 2000 nach dem von Irmgard Bott entwickelten Konzept ins Leben gerufen. Der Preis wird verliehen für besondere Verdienste zur Erhaltung und Nutzung von dörflicher Kleinarchitektur und der Pflege von Traditionen. „Dies trifft nun insbesondere auch auf die Tanz- und Trachtengruppe Ginseldorf zu, die sich mit Ihrem Wirken der Pflege von Volkstanz, Trachten, Mundart und Brauchtum verschrieben hat“, begründet Kirchhains Stadtverordnetenvorsteher und Sprecher des ADK Willibald Preis die Entscheidung der diesjährigen Preisverleihung an die Gruppe. Da die „Jakobsmuschel an der Tür“ für die meisten noch unbekannt zu sein scheint, gibt Willibald Preis hierzu folgende Erläuterung: „Gläubige, die von der Pilgerfahrt zum Grabmal des heiligen Apostels Jakobus des Älteren zurückkamen, brachten als Beweis dafür, dass sie in Compostella waren, eine Jakobsmuschel mit. Von den Jakobswegen, die aus Hessen nach Santiago führten, verlief auch einer auf der Köln-Leibziger Handelsstraße, die von Brabant/Köln kommend über Herborn, an Marburg und Amöneburg vorbei weiter nach Leipzig führte. Zur Orientierungserleichterung wurde in den Ortschaften an markanten Gebäuden des Ortskernes eine Jakobsmuschel an der Tür befestigt. Die Muschelspitze zeigte dabei die einzuschlagende Richtung an“. Die Wanderungen auf dem Jakobsweg sind in den letzten Jahren in Mode gekommen. Für viele Wanderer bedeutet die Begehung des Jakobsweges ein Höhepunkt ihres Wandererlebens. Frei nach dem von Entertainer Hape Kerkeling geschriebenen Buches heißt es dann: „Ich bin dann mal weg“. Ganz das Gegenteil haben sich Mitte der 80er Jahre die Ginseldorfer Brauchtumspfleger gedacht. Sie waren nicht weg. Sie waren da, als im Zuge der Dorferneuerungsmaßnahmen das alte Backhaus dem Straßenverkehr geopfert und abgerissen werden sollte. Gemeinsam mit dem „Ginseldorfer Bürgerverein“ wurde das kleine Kulturdenkmal vor dem Abriss gerettet, renoviert und umgebaut. Mit viel Eigenleistung und finanzieller Hilfe der Stadt Marburg ist daraus ein schmuckes Kleinod im alten Ortskern Ginseldorfs geworden. Seither kann das Gebäude wieder zum Backen genutzt werden. Der Vorsitzende der Tanz- und Trachtengruppe Werner Kißling ist froh in dem Gebäude einen Vereinsraum gefunden zu haben. Die weiteren Nebenräume werden als kleines Heimatmuseum genutzt. Diese Nutzung ist Garant dafür, dass das Gebäude auch weiterhin mit Leben gefüllt wird und die Tradition des Brotbackens an die jüngere Generation weitergegeben werden kann.
Das Programm: Darbietung des Ginseldorfer Backhausspiels durch Mitglieder des Kinderchores,
Musikvorträge von der Flötengruppe der Kirchengemeinde Bürgeln, Auftritt der Tanz- und Trachtengruppe, Liedvorträge durch den Gesangverein Cäcilia, Prof. Dr. Siegfried Becker von der Uni Marburg, spricht zum Thema: Dorfbackhäuser und Politik, Bewirtung mit Kaffee, Kuchen und weiteren Backhausprodukten, Überreichung von Muschel und Urkunde durch Vertreter des ADK, Begleitende Ausstellung vom ADK: „Rund ums Brot“.
Wir laden Sie herzlich zur Teilnahme ein: Arbeitskreis Dörfliche Kultur,
Tanz- u. Trachtengruppe Ginseldorf e.V.
Foto 1 innen: Die Backfrauen freuen sich darauf die Gäste mit allerlei Backhausspezialitäten versorgen zu dürfen.
V.li. Ursula Kraus, Marita Sturz, Irmgard Nebel,Marga Wege, Anna Nebel-Klüh, Johanna Nebel, Helga Pfeifer, Rosa Pöltl
Foto 2 außen v.li: Irmgard Nebel, Marita Sturz, Anna Nebel-Klüh,Marga Wege, Johanna Nebel, Rosa Pöltl, Helga Pfeiffer, Ursula Kraus.
Auf den Fotos fehlen: Lena Wiegand, Katharina Ludolph, Regina Kraus.
Text und Fotos: Bernhard
Bei der Durchsicht meiner Tarachtenfotos habe ich dann auch noch einige Fotos gefunden, die vor dem Ginsldorfer Backhaus entstanden sind.
Haben Sie noch ein Backhaus in Ihrem Ort, ist funktionstüchtig, backen Sie noch, haben Sie Rezepte zum Brotbacken oder Erlebnisse rund um das Backhausgeschen zu erzählen? Lassen Sie es mich wissen, ich mach was draus.
Gruß
Bernhard Hermann
Vorsitzender der Cappeler Volkstanzgruppe "Capp ean Cäppche",
Pressesprecher der Hessischen Volkskunstgilde und freier Mitarbeiter der Oberhessischen Presse.
Bürgerreporter:in:Bernhard Hermann aus Marburg |
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