ARTE-Themenabend: Meinungsmache
»Die bewusste und zielgerichtete Manipulation der Verhaltensweisen und Einstellungen der Massen ist ein wesentlicher Bestandteil demokratischer Gesellschaften. Organisationen, die im Verborgenen arbeiten, lenken die gesellschaftlichen Abläufe. Sie sind die eigentlichen Regierungen in unserem Land. Wir werden von Personen regiert, deren Namen wir noch nie gehört haben.«
Diese Sätze schreibt Edward Bernays, ein genialer Meinungsmacher, in brutaler Offenheit in seinem wichtigsten Buch „Propaganda - Die Kunst der PublicRelations“. Bernays gilt als Vater der "Public Relations". Er selbst prägte für seinen Beruf die Bezeichnung PR-Berater (Public Relations Counselor).
Während des Themenabends von ARTE, dem deutsch-französischen Fernsehkanal, sind am Dienstag, den 10. September 2019 einige Dokumentarfilme rund um die Begriffe „Fake News“, „Propaganda“, „Die Macht der Lüge, von Spindoktoren, PR-Beratern und Marketingstrategen“ und „Wahrheit und Lüge“ zu sehen.
Besonders beeindruckend ist für mich der Film „Edward Bernays und die Wissenschaft der Meinungsmache“ von Jimmy Leipold aus dem Jahr 2017. Er ist vor allen Dingen deshalb beeindruckend, weil er die Mechanismen zeigt, mit denen die "Lämmer" zu allen Zeiten zum Schweigen gebracht werden. Und wie schnell Feindbilder auf- und abgebaut werden, wenn die Interessen von großen Wirtschaftsunternehmen oder Staaten beeinträchtigt werden.
Im Ankündigungstext zum Film heißt es:
Ab dem Ende des 19. Jahrhunderts stellte sich die Frage, wie die Massen in demokratischen Systemen zu steuern seien. So benötigte 1917 die USA für den Kriegseintritt die Zustimmung der Öffentlichkeit. Theoretiker der Massenpsychologie arbeiteten an einer Methodik der Meinungsbeeinflussung, die schon bald zu einem der florierendsten Geschäftsfelder unserer Zeit wurde …
Wie kann man die Massen in demokratischen Systemen steuern? Mit zunehmenden Arbeiterrevolten entstanden am Ende des 19. Jahrhunderts Methoden zur Beeinflussung der öffentlichen Meinung – ein Propagandainstrument, dessen sich erstmals die USA vor ihrem Eintritt in den Ersten Weltkrieg bedienten. In weniger als 50 Jahren entwickelte sich daraus eines der blühendsten Geschäftsfelder unserer Zeit: Public Relations.
Einer der führenden Theoretiker und Architekten der Meinungsmache war Edward Bernays, Neffe von Siegmund Freud. Seine Eltern wanderten in die USA aus, als er gerade ein Jahr alt war. Das „Life“-Magazin erwähnte ihn als eine der 100 einflussreichsten amerikanischen Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts. Obwohl in der breiten Öffentlichkeit unbekannt, übte Bernays entscheidenden Einfluss auf die Staatslenkung in den Vereinigten Staaten aus – und in der Folge auf alle liberalen Demokratien.
Wer nichts über Bernays weiß, kann die sozialen, politischen und wirtschaftlichen Umbrüche des letzten Jahrhunderts nur schwer nachvollziehen. Bernays Werk war zum Beispiel, dass Bacon aus dem typischen US-amerikanischen Frühstück nicht mehr wegzudenken ist und Frauen anfingen, als Zeichen der Emanzipation Zigaretten zu rauchen. Auf dem Höhepunkt seiner Karriere soll er sogar maßgeblich zum Sturz der Regierung in Guatemala 1954 beigetragen haben. Getreu dem Erbe seines berühmten Onkels war Edward Bernays der Erste, der psychoanalytische Konzepte zur Meinungsbeeinflussung einsetzte, um kritisches Denken zu umgehen. Anstatt auf tatsächliche Bedürfnisse einzugehen, schürte er irrationale, unbewusste Wünsche.
In Zeiten von „Fake News“ zeigt der Film sehr schön, wie die ‚Bevölkerung gezielt von großen Organisationen, seien sie auf Gewinn ausgerichtet oder nicht, für ihre Zwecke instrumentalisiert werden.
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Bürgerreporter:in:Hajo Zeller aus Marburg |
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