"Angsthoase, schpreng schun" - ein Kindheitserlebnis
Mit einem Blick in unsere alte fast leerstehende Scheune in Stausebach verbinde ich einen Rückblick in die Vergangenheit mit Streichen, Abenteuern und manch nicht ungefährlichen Spielen. Kinderspielplätze, Fernsehen und erst recht Computerspiele waren in den Nachkriegsjahren fremd. Scheunen, Ställe, Misthaufen, alte Schuppen boten viel Spielraum, um in der Zeit nach Erledigung der Schulaufgaben die Freizeit zu verbringen, am besten im Kreise einer Großfamilie auf dem Bauernhof. Zwischen gackernden, freilaufenden Hühnern, schnatternden Gänsen, einigen grunzenden Schweinen und einem ständig bellenden Hofhund "Tell" zog es die Kinder zum Spielen gerne auf die Höfe. Dort, wo viele Kinder zu Hause waren, fühlte sich die dörfliche Kinderschar am wohlsten.
Wenn die Scheune halb gefüllt war, kamen wir auf heute unvorstellbare Ideen. Mit "Fallschirmspringen in der Scheune" stellten wir uns unserer eigenen Mutprobe. Unbeobachtet von unserem Pätter, schlichen wir in die Scheune. Mit wackligen, zitternden Beinen, einem alten Regenschirm unter den Arm geklemmt, stiegen wir auf die steile senkrecht unter das Scheunendach führende Leiter. Aus schwindelnder Höhe auf den Resthaufen von Heu und Stroh schauend, überkam uns doch etwas Angst. Erst nach dem Zuruf "Angsthoase, schpreng schun" überwand ich alle Sperren im Kopf. Mutvoll nahm ich den Schirm in die Hand, und ohne, dass ich einen Luftwiderstand verspürte, begann der "Flug" nach unten. Schon beim ersten Zwischenbalken zerbarst der schon vorher etwas lädierte Schirm. Die Landung im weichen Heu war nicht schmerzhaft. Als jedoch die Reste des Schirms auf meinen Kopf schlugen und sich eine leicht blutende Wunde auftat, zeigte sich, wie gefährlich unser Spiel war. Erschrocken schrie ich auf und rief unseren Pätter, der solche Streiche überhaupt nicht mochte, auf die Tagesordnung. Für Mitleid hatte er keine Zeit. Während die Spielkameraden flüchteten, bekam ich die damals geltenden Erziehungsmethoden zu spüren.
Viele Jahre später auf dieses Abenteuer angesprochen, tat es "unserem Pätter" doch leid mit dem Spruch: "Hots ach da geschoht?" Na ja ...!
Bürgerreporter:in:Peter Gnau aus Kirchhain |
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