Alte Marburger Geschichten – Teil 6 – Ein Esel wird hochträchtig verkauft

Zu Zeiten, als die Marburger Metzger ihren Schlachthof noch am Biegen hatten und es der Brauch war, dass am Montag jeder Woche die Bauern den Marburger Metzgern ihr Vieh auf dem Maximilianhof in der Nähe des Chausseehauses hinter Cölbe anboten, hat sich folgende Geschichte zugetragen:

Für die Bauern war der Geschäftsführer Schäfer zuständig. Dieser machte die Preise für das Vieh und hat die Preise verhandelt zwischen den Marburger Metzgern und den Bauern aus den umliegenden Dörfern.

Ein Händler aus Ockershausen hatte einen Esel, den er verkaufen wollte. Um einen wohlfeilen Preis zu bekommen, hatte er es geschafft - er war als sehr gerissen bekannt. um es mal in dieser Art auszudrücken –, dass mit Zufuhr von sehr viel Flüssigkeit der Esel einen sehr dicken Bauch vorweisen konnte.

Der Esel war demnach hochträchtig.

Den mit Wasser voll gepumpten Esel hatte Schäfer so taxiert, dass demnächst Nachwuchs und ein zweiter Esel zu erwarten war. Der Preis war dementsprechend – immerhin für bald zwei Esel – hoch angesetzt worden. Der Esel fand auch seinen Käufer, der einiges Geld investiert hatte.

Die Sache flog natürlich bald auf. Der Käufer war reingelegt worden. Und der stadtbekannte Verkäufer, in Ockershausen so gefürchtet wie geachtet, besaß noch die Frechheit, bei dem Käufer in der nächsten Woche anzurufen, ob der Esel schon Nachwuchs bekommen hätte.

Die Marburger Metzger, in Kenntnis dieser Angelegenheit, hatten sich köstlich amüsiert. Schadenfreude ist die beste Freude.

Bürgerreporter:in:

Karl-Heinz Gimbel aus Marburg

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