WELTREISE 2013, Teil 11: USHUAIA, DIE SÜDLICHSTE STADT DER WELT
Als wir Puerto Madryn verließen, hatten wir zwei Seetage Zeit, uns auf die südlichste Stadt der Welt zu freuen. Es war jetzt länger hell, sodass wir die Einfahrt in den Beagle-Kanal am frühen Morgen des dritten Tages ausgiebig genießen konnten. Das Meer war ruhig und die Sicht sehr gut. Waren wir jetzt in Norwegen oder in Südamerika? Fjordlandschaften und schneebedeckte Bergspitzen ließen berechtigte Zweifel aufkommen.
Und dann lag sie vor uns, die südlichste Stadt der Welt, Ushuaia, das Tor zum Argentinischen Nationalpark (Parque Nacional de Tierra del Fuego), zu Patagonien und Antarktis. Hier am Beagle Kanal (Fjord) machen alle Kreuzfahrer Station, bevor sie weiter südlich an der Isla Grande vorbei die eisigen Gewässer der Antarktis erreichen. Doch dahin wollten wir dieses Mal nicht, denn Kap Hoorn und die Umrundung der Südspitze des amerikanischen Kontinents waren unsere nächsten Ziele.
So schnell wie möglich verließen wir das Schiff und schnappten uns ein Taxi, das uns sechs Kilometer aus der Stadt hinaus zu einem abgelegenen Bahnhof bringt. Hier am Rande des Nationalparks ist noch immer eine von Sträflingen gebaute Schmalspurbahn – die südlichste Eisenbahn der Welt - in Betrieb. Mit der „Ferrocaril Austral Fueguiño“ rumpeln wir durch eine romantische Landschaft à la "Herr der Ringe". Eine alte Dampflokomotive zieht die winzigen Personenwagen über einige Kilometer langsam bergauf in den Park und wieder zurück. Unterwegs stoppt der Bummelzug an einer eiskalten Kaskade, deren Wasser von den schneebedeckten Gipfeln herab stürzt. Die stille Luft duftet nach wilden Kräutern.
Feuerland war bis 1947 Argentiniens Strafkolonie, und Sträflinge holzten damals so einige Wälder ab, um Brennholz für die Stadt zu liefern. Baumstümpfe in sumpfigen Wiesen bezeugen noch heute jene Umweltsünden. Doch das von plätschernden Bächen verwöhnte Tal, umgeben von schneebedeckten Bergen, lässt alle Besucherherzen höher schlagen. Ein dem Bahnhof angegliedertes Museum zeigt Gebrauchsgegenstände der Sträflinge und erzählt von deren entbehrungsreicher Fronarbeit. Sogar der berühmte Tangosänger Carlos Gardel soll als Jugendlicher hier eingesessen haben. Doch ich denke nicht an Carlos Gardel und seine schluchzenden Tangos sondern an Johnny Cash und seinen Song "Ride this train".
Nachmittags bummeln wir unter strahlender Sonne und einem skandinavischen Himmel durch einen warmen Spätherbsttag (Januar). Die Stadt ist mit unzähligen Lupinenbeeten in allen Farben geschmückt. Farbige Holzhäuser säumen die steil ansteigenden Straßen und viele zollfreie Geschäfte locken (uns vergebens). An der Hauptstrasse stoßen wir auf eine Zeitkapsel die sechs DVDs enthält und erst im Jahre 2492 geöffnet werden soll. Na, die werden was zu lachen haben!
Ob das ruhige Wetter wohl hält? Schon Morgen ist Kap Horn angesagt. Einige Passagiere haben einen solchen Respekt vor Kap Hoorn (und der Seekrankheit), dass sie bereits nach der morgendlichen Ankunft unseres Schiffes auf Busse umstiegen, um Chile auf dem sicheren und weniger schwankenden Landweg zu erreichen. Doch wir wollen Kap Hoorn nicht links liegen lassen, denn wir lieben Rock (Auf und Ab) and Roll (seitliches Schlingern des Schiffes) und kehren erwartungsvoll an Bord zurück. Denn Rock and Roll ist, wenn man's trotzdem macht!
Fortsetzung folgt
Siehe auch: http://www.myheimat.de/marburg/freizeit/weltreise-...
Bürgerreporter:in:Hans-Rudolf König aus Marburg |
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