TEIL 2: Buongiorno, Gelatoland! Mein Reisetagebuch aus 46 Tagen Italien
Attraversiamo!
Hinübergehen. Lass uns hinübergeben. Attraversiamo! (Und so schnell habe ich Elizabeth Gilbert’s italienisches Lieblingswort verraten). Diesmal war es gar nicht mal so schwierig „hinüberzugehen“ in dieses fremde Land. Es war nicht schwierig das Flugticket zu buchen und auch nicht schwierig ins Flugzeug zu steigen. Schließlich hatte ich das alles schon einmal hinter mir UND ich würde schließlich nur für 46 Tage dort bleiben. Trotzdem war ich nervöser als ich es bei meinem ersten Au Pair-Abenteuer in Irland war. Bis ich das allerdings selbst realisierte saß ich schon im Flugzeug nach Verona. Um mich herum fast ausschließlich deutsche Touristen. Pärchen, Rentner, Kleinfamilien, Großfamilien – die typische Mischung Freizeiturlauber eben. Ich war nervös aus vielen verschiedenen Gründen und betrachtete die Wolken, die unter dem Flugzeug auftauchten und wieder verschwanden. Zum einen wusste ich natürlich nicht was mich dort in Italien erwartete und wie mein Sommer letztendlich verlaufen würde. War die Gastfamilie nett? Würde ich mit den Kindern zurechtkommen? Würde ich Freunde finden? Und so weiter und so weiter. Die deutschen Urlauber schnatterten voller Vorfreude von ihren Urlaubsplänen, lachten, stritten und vertrugen sich wieder als geklärt war wie viel Zeit sie am Pool verbringen wollten, wie viel Zeit im Hotelzimmer und wie viel Zeit am Buffet. Wie kann man nur ernsthaft in Betracht ziehen, Zeit am Pool zu verbringen, wenn es nur ein Katzensprung bis zum Gardasee war?! Naja, egal. Neben mir schnarchte ein kleinerer, dickerer, älterer Mann und er war der Grund wieso meine Nervosität im Laufe des Fluges drastisch anstieg. Während ich ihn beobachte, dachte ich nur: Wow, typisch Italiener. Muss ich denn immer schon auf den Flügen in andere Länder klischeemäßig so bedient werden? Nachdem er aufwachte, versuchte er mit seinem Mitreisenden Kontakt aufzunehmen. Leider saß der fünf Reihen hinter ihm. Er fuchtelte und wedelte und kurze Zeit später hatte er dessen ungeteilte Aufmerksamkeit. Eine hitzige Diskussion durch das halbe Flugzeug entbrannte. Viele fühlten sich gestört doch das war gar nicht mein Problem. Ich wollte dass die Herren Italiener weiterdiskutierten - doch schön, dass ich einfach mal NICHTS verstand und in eine Art stillschweigende Panik verfiel. Wie sollte ich mich je richtig verständigen? 10 Minuten später drehte sich mein Sitznachbar um. Es schien als habe er sich vollständig mitgeteilt, doch irgendwie war er trotzdem nicht so ganz zufrieden. Gedankenversunken drehte er seinen Kopf zu mir und seufzte: Mamma Mia! Ich grinste ihn an mit einem Lächeln, das wohl an den Joker aus Batman erinnerte. Ganz recht: Mamma Mia! Er merkte, dass irgendwas nicht richtig war und entschuldigte sich – vermutlich für die Störung durch das laute Gespräch. Als er merkte, dass ich ihn nicht richtig verstand, sagte er sanft: „Exscusa me. Italia not speak good Inglese“. Ich winkte ab, lächelte (normal) und dachte: Verdammt, der zweiwöchige Italienisch-Intensivkurs war wohl nicht genug. Schließlich würde ich mich zwar mit meiner deutsch-italienisch-englisch-sprechenden Gastfamilie verständigen können, doch die wohnen ja nicht in einem Schutzbunker, abgeschottet vom Rest der italienischsprachigen Welt.
Meine Zweifel fanden jedoch ein schnelles Ende als ich bei meiner Gastfamilie einzog – dort am Rande von Desenzano del Garda, zwischen den Weinfeldern gelegen in einem Haus aus Stein. Noch bin ich unschlüssig welche heldenhaften Namen ich den kleinen Protagonisten meines nächsten Eintrages geben soll, doch bleiben sie für jetzt „Die drei Fragezeichen“. Die nächsten 46 Tage meines Abenteuers sollte ich nämlich mit drei wunderbaren, kleinen Jungs verbringen. 3 kleine Jungs unter 3 Jahren, zwei davon Zwillinge, ähm ein Paar Zwillinge ähm Zwillingsbrüder von 7 Monaten und ein 2,5-jähriger Junge … verheißen Erwähnungen von vieeeeeelen Legobauwerken und Um-die-Wette-krabbel-Wettbewerben.
Ganz sicher habe ich hier einmal die richtige "Straße" überquert. Attraversiamo. Ein wunderschönes Wort. (Aber nicht mein Lieblingswort).
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TEIL 3: Ein Leibchen für Sherlock Holmes http://www.myheimat.de/marburg/freizeit/teil-3-buo...
Bürgerreporter:in:Annika Ludwig aus Wohratal |
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