OSTWÄRTS UM DIE GANZE WELT - TEIL 4: AOTEAROA
Neuseeland. Über die unruhige Tasmansee (die Biskaya Australiens) dampfen wir der Nordinsel Neuseelands entgegen. Drei Tage auf See und wir fühlen uns schon wie zu Hause auf der „Amadea“. Dann heißt es „Kia Ora“ (Willkommen) in der „City of Sails“, Aukland. Die größte Stadt Neuseelands liegt am Isthmus der Nordinsel auf einer schmalen Landzunge des Hauraki Golfs zwischen dem Pazifik und der Tasmansee. Da wir schon einmal hier waren und die City kennen, machen wir zunächst einen kleinen Ausflug mit der Fähre zum ruhigen und gepflegten Vorort Devonport, der genau gegenüber der Stadt auf einer Halbinsel liegt. Von hier aus genießen wir den Panorama-Blick vom Victoria-Hill auf die schöne Stadt jenseits der Bucht.
Die City von Aukland bietet dem Besucher wunderschöne Grünanlagen rund um den Uni-Campus und den herrlichen Aotea-Platz. Der Sky-Tower im Stadtzentrum ist mit 382 Metern das höchste Gebäude der südlichen Hemisphäre. Wir hatten ihn bereits vor drei Jahren besucht. Statt dessen kraxeln wir nachmittags auf den „Mount Eden“, einen erloschenen Vulkankrater am südlichen Stadtrand, der für die Maoris stets ein heiliger Platz gewesen ist. Hier kann man allerdings nicht von „Nomen est Omen“ sprechen, denn für uns ist der steile Aufstieg bis zum Kraterrand nicht gerade der Weg ins Paradies, sondern eine echte Strapaze, die ich noch ein paar Wochen lang im linken Knie spüren werde (ach ja, die Jahre!). Am Hang des Vulkankegels sieht man noch heute die terrassenähnlichen Anlagen einer früheren Besiedlung durch Europäer. Auf dem Grunde des Kraters entdecken wir zurück gelassene Kultgegenstände, die leider nicht unsere Gliederschmerzen beseitigen. Was soll’s, dann muss ich eben über die vor uns liegenden Südseeinseln humpeln.
Unser nächster und letzter Hafen in Neuseeland soll die Bay of Islands sein. Doch es kommt anders als geplant, denn aus Papeete (Hauptstadt von Tahiti) erhält der Kapitän die unerfreuliche Nachricht, dass man dort der „Amadea“ nicht wie geplant und versprochen genügend Treibstoff zur Überquerung des Pazifiks von Papeete nach Acapulco zu Verfügung stellen kann. Also muss eine komplette Volltankung des Schiffes noch in Neuseeland durchgeführt werden, damit wir ohne Paddeln über den Pazifik kommen. Eine Betankung in der Bay of Islands ist wegen fehlender Tankanlagen nicht möglich. Doch die Stadt Tauranga in der Bay of Plenty (Nomen est Omen) sagt ja. Also lassen wir die Bay of Islands backbord (links) liegen und schippern direkt nach Tauranga am berühmten Mount Manganui.
Frühmorgens passieren wir mit Hilfe eines an Bord gekommenen Lotsen die Hafeneinfahrt von Tauranga zwischen dem malerischen Mount Manganui und der direkt gegenüber liegenden sandigen Insel Matakana. Der erloschene Vulkankegel, dem die Stadt ihren Namen verdankt, ist 232 m hoch und dominiert das weitgehend flache Umland. Er ist öffentlich zugänglich und ein beliebter Ort für Ausflüge. Vom Gipfel kann man eine große Strecke die Küste entlang sehen, im Westen sogar bis zu den Kaimai Ranges.
Das Volltanken des Schiffes wird den ganzen Tag in Anspruch nehmen. Mit zwei anderen Passagieren mieten wir uns ein Auto und rauschen landeinwärts. Die Landschaft ist wunderschön und erinnert uns an Schweden. Mit einem der vielen Schafsfarmer plaudern wir auf seiner Farm und verstehen kaum ein Wort dank seines herrlichen Down-Under Akzentes.
Wir besichtigen das beeindruckende, nach Schwefel stinkende Thermaldorf Whakarewarewa bei Rotorua und seine Umgebung. Vulkanische Aktivitäten, Geysire und heiße Quellen allenthalben wie in Island. Besonders gut gefällt uns der „Champagner-See“, dessen heißer Inhalt allerdings nicht genießbar ist. Später fahren wir am großen Taupo-See entlang, sehen auf unserem Rückweg eine Kiwi-Platage und brausen im Linksverkehr zurück nach Tauranga, um rechtzeitig an Bord zu sein, bevor das inzwischen vollgetankte Schiff ablegt.
Ein anstrengender Tag mit ungewöhnlichen Eindrücken und die Bay of Plenty liegen schon bald hinter uns, denn abends legt unser Schiff ab in Richtung Paradies: die schönsten Inseln der Welt warten auf uns.
Bürgerreporter:in:Hans-Rudolf König aus Marburg |
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