KREUZFAHRT, TEIL 12: BIS 80 GRAD NORD

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SVALBARD; Spitzbergen ist der Name der größten Insel der norwegischen Inselgruppe Svalbard. Er wird aber im deutschen Sprachgebrauch auch für die ganze Inselgruppe verwendet. Die Inselgruppe bildet den nordöstlichen Abschluss des Europäischen Nordmeers und den nordwestlichen Abschluss der Barentssee. Im Norden beginnt das Nordpolarmeer. Im Winter kann das Packeis sogar bis zur Südspitze der Inselgruppe reichen.

Die mystische und sagenumwobene Insel Avalon erreicht man nur über das mit dichtem Nebel verhangene Meer. Das ging mir durch den Kopf, ich als morgens um 8.00 Uhr auf Deck stand und plötzlich das westliche Kap Linné von Spitzbergen aus dem Dunst vor mir auftauchte. Ganz langsam schlich sich unser Schiff in den Isfjord, um vor der größten Siedlung Svalbards fest zu machen.

Longyearbyen wurde 1906 von dem US-amerikanischen Unternehmer John Munroe Longyear als Bergarbeiterstadt gegründet. 1943 wurde der Ort von der deutschen Wehrmacht zerstört und nach dem Zweiten Weltkrieg wieder aufgebaut. Heute beschränkt sich der Steinkohlebergbau in Longyearbyen auf die Grube 7, die etwa 10 Kilometer südöstlich der Ortschaft liegt. Die abgebaute Kohle wird per Lastwagen in die Stadt transportiert, etwa ein Drittel der Kohle wird dort für das Kohlekraftwerk verwendet, der Rest wird verschifft. Die Kohle wird vollständig mechanisiert abgebaut. Die letzte Mine, in der noch von Hand abgebaut wurde war Mine 3, sie wurde 1996 geschlossen.

Während unseres zweistündigen Bummels durch den wenig attraktiven Ort wurde uns klar, dass man hier nur gewisse Zeit ausschließlich zum Geld verdienen leben kann. Wir trafen Arbeiter aus den Philippinen, die hier in wenigen Jahren so viel Geld verdienen, dass sie den Rest ihres Lebens davon in ihrer Heimat leben können. Stellt man sich dann noch vor, dass es hier im Winter fast sechs Monate überhaupt nicht hell wird, muss man schon sehr stark und zielgerichtet sein, um nicht schwermütig oder gar Alkoholiker zu werden. Beim Spaziergang sahen wir ein aus Holz geschnitztes Denkmal für den Grubenarbeiter und am Ortsrand einen weißen Polarfuchs aus großer Entfernung. Am Postamt entdeckten wir an der Eingangstür ein Schild, das besagte: „Eintritt nur ohne Waffen“, denn jeder, der sich außerhalb des Ortes bewegt, muss damit rechnen, von Eisbären angegriffen zu werden. Leider handelte es sich um eine automatische Schiebetür, sodass ich das sich ständig bewegende Schild nicht fotografieren konnte.

Zurück an Bord und um 13.30 erreichten wir den Tempelfjord mit seinem imposanten Gletscher, dem sich unser Schiff sehr vorsichtig näherte.

Um 16.00 folgte dann die Passage hinein in den Billefjord bis zum Gletscher am Ende. In diesem Fjord befindet sich die ehemals schwedische Siedlung Pyramiden, in der seit 1926 die Russen Kohle förderten. Seit 1998 der Bergbau dort aufgegeben wurde, ist Pyramiden eine Geisterstadt, die wir nicht betraten. Auch das russische Grumant, 1951/1952 die größte Siedlung auf Spitzbergen, ist heute verlassen. Gegen 20 Uhr passierten wir die russisch-ukrainische Siedlung Barentsburg, die mit rund 400 Einwohnern ebenfalls am Ufer des Billefjords liegt.

Am nächsten Morgen erreichten wir gegen 8.00 Uhr die Packeisgrenze auf 80 Grad Nord. Dort war der Nebel so dicht, dass wir kein Packeis sehen konnten. Allerdings hörten wir ab und zu kleinere Eisschollen am Schiffsrumpf schleifen. Gegen 10.30 Uhr bogen wir in den Ayerfjord mit dem verlassenen Örtchen Raud ein und schlichen uns bis zum Gletscher am Fjordende. Dort entdeckten wir mit dem Fernglas einen Eisbären in freier Wildbahn, der sich gemütlich auf einem Felsen sonnte. Gegen 13.30 passierten wir die dem Smeerenburgfjord vorgelagerte Amsterdaminsel (Amsterdamöya, Dansköya), die seit 1660 verlassen ist. Um 17.00 Uhr erreichten wir die berühmte Magdalenenbucht mit dem vom Albert I. Land herab stürzenden Gletscher, der in das grüne, glasklare Wasser des Fjordes kalbt. Ein Picknick am Ufer fiel leider aus, weil das Wetter schon wieder wechselte und uns riesige Nebelbänke in den Weg stellte, was bei den engen Ein- und Ausfahrten der Fjorde nicht ungefährlich ist. Also flüchteten wir möglichst schnell auf die offene See.

Unser letzter Tag auf Svalbard begann mit einem zünftigen Lachs- und Sektfrühstück morgens um 6.00 Uhr auf dem Pooldeck – denn es wurde ja nicht dunkel. Um 9.00 Uhr erreichten wir Ny Alesund im Kongsfjord. Hier befindet sich das nördlichste Postamt der Welt und das Hotel „Nordpol“ (siehe Fotos). Der Ort ist ein wichtiges norwegisch-internationales Forschungszentrum, in dem zwischen 40 und 100 Forscher ständig tätig sind. Siehe auch: http://de.wikipedia.org/wiki/Ny-%C3%85lesund

Seit Island hatten wir nunmehr keine dunkle Nacht gehabt. Die Sonne schlich immer knapp über oder knapp unter dem Horizont entlang. Wir verloren absolut das Gefühl für die Uhrzeit und waren stets total relaxet und euphorisch beschwingt. Eben auf einem Trip durchs Eismeer – von jetzt an südwärts in Richtung Nordkap.

Bürgerreporter:in:

Hans-Rudolf König aus Marburg

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