KREUZFAHRT, TEIL 11: DIE TEUFELSINSEL JAN MAYEN
Nach zwei Tagen Island benötigten wir eine Verschnaufpause auf See. Doch die beiden sich anschließenden Seetage hielten weitere Leckerbissen für uns bereit.
Nach einem mit Animationen gefüllten Vormittag und einer Glühweinparty an Deck näherten wir uns gegen Abend der norwegischen Insel Jan Mayen, 650 km nordöstlich von Island im kalten so genannten Grönlandstrom des hier bis zu 3000 Meter tiefen Nordatlantiks. Die 53 km lange und 16 km breite Insel ist erdgeschichtlich sehr jung und ausschließlich vulkanischen Ursprungs, hervorgerufen durch die Kontinentaldrift. Sie befindet sich auf dem gleichen Breitengrad wie das Nordkap und unterscheidet sich geologisch stark von allen anderen norwegischen Territorien. Die unwirtliche „Teufelsinsel“ des Eismeeres ist eine berüchtigte Wetterküche, wo sich viele westwärts ziehende Tiefs und Orkane bilden. Die Jahresmitteltemperatur liegt bei minus 3° Celsius mit einer Höchsttemperatur von plus 5,4° Celsius im August.
Um acht Uhr abends passierten wir bei ruhiger See und taghellem aber bewölktem Himmel den süd-westlichen Teil (Süd-Jan) mit seinen ca. 30 Vulkankratern, die zwischen 100 und 700 Meter hoch sind. Südlicher und nördlicher Teil (Nord-Jan) der Insel sind durch einen 220 Meter hohen schmalen Hügelzug miteinander verbunden. Es gibt keine Siedlung an Land aber eine einsame, von Norwegen geführte, Wetterstation. Nord-Jan, das wir anschließend passierten, wird weitgehend vom eindrucksvollen 2277 Meter hohen Beerenberg und seinen Gletschern beherrscht. Er ist stets von Wolken verhüllt und angeblich nur an drei Tagen im Jahr zu sehen. Wir hatten sensationelles Glück, denn als sich das Schiff Nord-Jan näherte, riss die Wolkenbank plötzlich auf und der mystische Beerenberg zeigte sich uns in voller Pracht. Dank der hellen Polarnacht (Mitternachtssonne) konnten wir sogar noch viele Fotos machen und vorbei ziehende Wale beobachten. Auf den Fotos sieht man sehr gut, wie schnell Bewölkung und Wetter wechseln.
Am anschließenden zweiten Seetag bewegte sich unser Schiff bei auffrischender Dünung weiter auf Kurs Ost/Nordost in Richtung Svalbard (Spitzbergen). Auf dem Pool-Deck gab es Spanferkel und Brezel. Eine besondere Ehre wurde meiner Frau und mir abends zuteil, als uns Kapitän Jens Thorn an seinen Tisch zum Kapitäns-Dinner einlud. Hier hatten wir endlich Gelegenheit, in entspannter Atmosphäre mit einem erfahrenen, weit gereisten „Seebären“ zu plaudern. An diesem Abend wurden wir wohl endgültig vom Kreuzfahrt-Virus infiziert.
Doch nicht genug des Guten, denn für heute Abend war Rock and Roll vom feinsten angesagt. Claus „Mr. Red Shoes“ Debusmann präsentierte uns an seinem Klavier den ganz heißen Rockabilly-Sound von Jerry Lee Lewis (The Killer). Mit Titeln wie „High School Confidential“, „Whole lotta shakin’s goin’ on“, „Lewis Boogie“, Shake, Rattle and Roll”, “Lucille”, “Great Balls of Fire”, “Breathless” u.v.a. heizte er uns so gut ein, dass einige ältere deutsche Schnulzenfans fluchtartig den Saal verließen.
Bürgerreporter:in:Hans-Rudolf König aus Marburg |
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