IN 160 TAGEN UM DIE WELT (TEIL 23): WIR LAGEN NICHT VOR MADAGASKAR

Ja doch - sooo blau ist der Indische Ozean
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31.3.08: Ankunft am Pier von Port Louis auf Mauritius. Was machen die Girls? Genau – shoppen!
Wir Jungens mieten uns zu dritt ein Taxi mit einem indischen Moslem als Fahrer und schauen uns die Insel an. Zunächst besuchen wir in Stadtnähe einen erloschenen kleinen Vulkankrater namens Trou aux Cerfs mit Blick auf die Stadt und anschließend den schönen Pamplemousses-Garden. Schmutzig und ungepflegt erscheinen mir dagegenStadt und Land. Überall sehen wir unzählige Tempel und Moscheen. Am berühmten oberkitschigen Hindu-Tempel bei Trou aux Biches überrascht uns ein heftiger Regenguss. Durch dampfende Landschaften fahren wir über die Berge, besuchen den unscheinbaren Wasserfall Rochester Falls, der im Dickicht versteckt liegt, sowie den Charamel-Wasserfall, umgeben von üppiger Vegetation (kaum einsehbar). Schließlich halten wir noch bei den Terres de Couleurs, wo man Hügel vulkanischen Ursprungs in vielen Farben bewundern kann (fast so schön wie auf Teneriffa). Abschließend werfen wir noch einen Blick auf den Morne Brabant, einen Basaltklotz an der Südwestspitze der Insel. Dann rauschen wir durch die tropischen Regenschauer zurück nach Port Louis dessen Straßenbild von Asiaten geprägt und beherrscht wird. Ich kaufe noch heimischen Rum, Tee und Gewürze und ein T-Shirt mit der „Blauen Mauritius“ bevor ich wieder an Bord gehe. Leider war keine Zeit mehr für das Postmuseum. Alles in Allem war Mauritius für mich eine Enttäuschung, weil meine Erwartungen an Traumstrände und Südseeidylle nicht erfüllt wurden. Die gibt es wahrscheinlich nur in den Touristen-Ressorts, die wir links (oder rechts) liegen ließen.

1.4.08: Morgens um 8 Uhr macht das Schiff im Hafen von St. Denis auf La Reunion fest. Diese Insel gehört geographisch zur Gruppe der Mascarenen (wie Mauritius und Rodriguez), politisch zu Frankreich (Département) und somit zur EU. Heinz, Jörg und ich stürmen zum Mietwagenbüro, wo schon drei Pärchen vor uns warten. Das einzige Rent-Car-Büro ist noch nicht geöffnet. Erst gegen 9.30 Uhr kommt eine männliche Brillenschlange angeschlurft, baut einen Tisch und Stuhl im Freien auf, öffnet umständlich seine Aktentasche mit den Vertragsformularen und versucht sich am Niederschreiben ausländischer Kundennamen und anderen schwierigen Vertragsdetails. Es wird 10 Uhr bis das erste Formular besiegt ist. Dies bedeutet, dass wir als vierter Mieter nicht vor 11.30 Uhr hier wegkommen werden und somit fast den ganzen Vormittag verlieren. Hinter uns stehen inzwischen noch mehr Möchte-gern-Mieter. Mir schwillt der Kamm. Ich bemächtige mich eines Vertragsformulars und fülle es ruck-zuck schon mal für uns aus, was bei unserer Schlafmütze ein unglaubliches Staunen hervorruft. Jetzt verlangen natürlich alle anderen Anwesenden ebenfalls Formulare zwecks Ausfüllung. Doch nun fällt unserem Blitzdenker plötzlich ein, dass er ja insgesamt nur vier Autos zu Verfügung hat, unsere Gruppe also die letzte ist, die überhaupt einen Wagen bekommen kann. Nun gut, ich knalle ihm den Vertrag auf den Tisch und verlange den Schlüssel. In Seelenruhe geht er mit uns zum Auto, zeigt uns vorhandene Kratzer, obwohl wir eine Vollkasko Versicherung abgeschlossen haben und entschuldigt sich, dass es leider nur ein Diesel-Fahrzeug ist.

Diesel hin – Diesel her, wir brausen los, zunächst in die hübsche, saubere Stadtmitte, die allerdings auch wieder von Hindu Tempeln und Moscheen beherrscht wird. Die Nordküste entlang bis zur Kirche St. Anne, die von einem Lavastrom fast verschluckt wurde. Dann über 400 Serpentinen hinauf in die Berge durch den Luftkurort Cilaos. Unser Diesel schnauft und stottert, doch ich dresche ihn weiter dem Himmel entgegen. Schließlich wollen wir hinauf zum Vulkan Piton und der Plaine des Sables. Fünf Kilometer vor dem Piton gibt unser Dieselchen auf knapp 3000 Meter Höhe den Geist auf. Gutes Zureden, Fluchen und Treten interessiert die total ausgefallene Elektronik überhaupt nicht mehr. Der Esel ist platt. Abseits jeder Zivilisation. Ich hebe den Daumen und immer wieder ziehen voll besetzte Touristen-Autos an uns vorbei. Plötzlich kommt ein Bus um die Kurve gebrummt. Mit einem wunderschönen Schild, das da lautet „Delphin-Voyager“ (unser Schiff). Stopp: drei Sitzplätze hat er noch frei. Die freundliche einheimische Reiseleiterin informiert unsere Mietfirma, wo sie ihre Mistkarre abholen kann. Das nächste Ziel des Busses ist ein gutes Restaurant, nicht weit entfernt. Dort wird die Ausflugsgruppe spartanisch abgefüttert. Wir drei Havaristen stellen uns zur Belohnung unser eigenes Menu zusammen, begleitet von einem herrlichen Rosé der Insel. Aus unserem Piton-Ausflug wird nichts mehr, denn der Bus muss sich wieder bis zur Küste hinab quälen. Dort setzen wir uns sofort von der Busgruppe des Schiffes ab, denn es bleibt uns noch Zeit für einen Bummel durch die exotischen Markthallen von St. Denis und kleine Rum-Einkäufe. Fazit: eine wunderschöne Vulkaninsel, Teneriffa sehr ähnlich, von der wir jedoch dank südfranzösischem Diesel-Esel leider nur die Hälfte sahen.

Abends an Bord gibt es dann ausnahmsweise einmal gute Unterhaltung: Hill Gutt (Sängerin) präsentiert Musik und Mode der 20-er Jahre. Kompliment!

2.4.08: „Erholung auf See“. Ich setze die Vorlesungen aus meinem Buch für die nächsten drei Tage fort. Abends „Alle Mann an Bord“, die Unterhaltungsshow der Crew zum 6. Male.

3.4.08: „Erholung auf See“. Bayerischer Frühschoppen „East of Africa“. Abends gute Swing-Show mit Peter Petrel.

4.4.08: „Erholung auf See“. Letzter Seetag vor Afrika. Morgens Shanty-Chor auf dem Pool-Deck mit viel Wodka. Mit einem zweiten Sängerknaben singe ich weiter. Wir spielen zusammen auf einer Gitarre und finden kein Ende. Abends Abschiedsgala für die scheidenden Passagiere. Ende der 6. Weltreise-Etappe wird Morgen in Durban sein. Siehe auch:
http://www.myheimat.de/marburg/beitrag/76581/in-16...

Bürgerreporter:in:

Hans-Rudolf König aus Marburg

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