Flohmarkt – die spannende Jagd nach etwas unbekanntem.
Wann man einkaufen geht, entscheidet sich meist spontan. Anders bei den unregelmäßig stattfindenden Flohmärkten: Da notiert sich manch einer schon mal den Termin im Kalender. Denn für viele hat die Suche nach etwas, von dem man meist nicht einmal eine vage Vorstellung hat, einen ganz besonderen Reiz. Mitunter lohnt es sich, dafür das Haus nach alter Waidmannsart in aller Frühe zu verlassen, um möglichst ungestört auf die Pirsch zu gehen.
Werde ich etwas finden und vor allem was? Im Weitwinkelblick wird zunächst das Revier, der Markt abgesucht, um das eine oder andere Objekt der Begierde auszumachen und es zur näheren Begutachtung näher heran zu zoomen. Nein, doch nicht so gut? Die Suche geht weiter. Das Stöbern, wühlen, das In-die Hand-Nehmen, der Blick zum Partner – was denkt er? Dies alles ist Erlebnis, Abenteuer und Jagdfieber zugleich. Niedere Instinkte – wen stört es?
Und schließlich die lang ersehnte Beute, der Fund, von dem man eben noch nicht wusste, dass man ihn suchte und dass es ihn überhaupt gibt. Jetzt heißt es Ruhe zu bewahren, denn Freudengeschrei treibt nur den Preis in die Höhe! Also Desinteresse zeigen, so nebenbei fragen, was so etwas kosten soll. Erwartungsgemäß viel zu viel, dann das Handeln, das Feilschen um die letzten 50 Cent. Das finale „Also gut“ wirkt wie ein Blattschuss – die Beute gehört mir!
Diesmal war es der Rest einer Violine, zwar nicht mehr bespielbar, dafür eine wunderschöne Wanddekoration ist. Bei näherer Betrachtung des verstaubten Teils zu Hause fand sich im Bauch noch die Inschrift des Erbauers: „Johann Clemann Violin, Geigenbauer zu Augspurg“ , also ein sehr betagtes Schätzchen, das mit irgendeinem, längst verblichenen Zupfgeigenhansel den Weg gen Norden gefunden hatte.
Bürgerreporter:in:Karl-Heinz Töpfer aus Marburg |
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