DIE UNGARISCHE VOLKSTANZ- UND TRACHTENGRUPPE MARBURG, TEIL II
Im September 2008 berichtete Friederike Haack hier in „myheimat“ über die ersten Jahre der
Marburger Ungarngruppe. Mein damaliges Versprechen, den zweiten Teil der Geschichte der Gruppe hier zu schildern, löse ich nun hiermit ein.
Wir erinnern uns: Am 4. Juli 1953 ging aus der bereits seit einigen Jahren bestehenden „Ungarngruppe Marburg“ anlässlich eines Heimatabends die „Ungarische Volkstanz- und Trachtengruppe“ hervor, die schon damals Mitglied in der Hessischen Vereinigung für Tanz- und Trachtenpflege (HVT) wurde. Getragen wurde diese Tanzgruppe von ungarischen Emigranten. In den späten 60-er und 70-er Jahren erlebte die Gruppe einen Niedergang, weil zum einen viele Gründungsmitglieder zu alt wurden, um auf den Bühnen noch zu beeindrucken, zum anderen, weil viele der jüngeren Mitglieder aus beruflichen oder privaten Gründen von Marburg weg zogen.
Erst Ende der 70-er Jahre machte die Gruppe wieder von sich reden, nachdem einige neue Mitglieder ohne ungarischen Emigrationshintergrund eingetreten waren. Durch unsere Begeisterung und Aktivität wurde die Tanzgruppe zu neuen Ufern geführt. Es wurden neue Tänze ins Programm aufgenommen, konsequent geübt, und engagierte Öffentlichkeitsarbeit geleistet. Viele Teilnahmen an Folkloreveranstaltungen in ganz Deutschland wurden organisiert, so dass fast jedes Wochenende ein neuer Termin anstand. Hier nur wenige Beispiele:
Intern. Folklorefestival Ludwigshafen, Bundessportfest in Lüdenscheid, Salatkirmes Ziegenhain, unzählige Mühlen- und Heimatfeste in der näheren Umgebung von Marburg,
Sommerfestspiele im Schlosspark, Europeade Ziegenhain, Europäisches Weinfest Frankfurt, verschiedene Hessentage,
Weinlesefest Ulm (von Friederike eingeladen), Pfarrfest Seeheim-Jugendheim, Oktoberfest München.
Das 30-jährige Bestehen der Gruppe wurde 1983 im Berggarten Marbach gefeiert.
Die temperamentvollen Tänze voller ungarischer Lebensfreude und Melancholie, bei denen der Tanzschritt des Csárdás dominiert, reißen Tänzer und Publikum unweigerlich mit. Ein Grund dafür ist sicherlich der Unterschied zu den deutschen Walzer-, Dreher- und Polkaschritten. Die Csárdásschritte imponieren durch blitzschnelle Bewegungen und fast schon artistisch wirkende Sprünge. Es gelang uns einige Male, die Bühnenbretter mit unseren Stiefeln beim feurigen „Burschentanz“ zu demolieren, was natürlich zu Applausstürmen seitens des Publikums führte.
Das erfolgreichste Jahr der UV&T sollte 1984 werden. Mehr als 50 Termine hatten wir wahrzunehmen und organisierten außerdem ein ungarisches Folklorefestival in Marburg. Dazu hatten wir aus Eger/Ungarn eine 45-köpfige Tanzgruppe eingeladen, deren Mitglieder wir alle bei uns privat unterbrachten. Die fast schon professionellen Tanzdarbietungen dieser großen Gruppe beeindruckten nicht nur das Marburger Publikum, sondern auch uns wohl am allermeisten. Im Abendprogramm brillierte ebenfalls die Gruppe „Rezeda“ aus Frankfurt mit feurigen ungarischen Tänzen.
1985 folgte ein weiterer Höhepunkt in der Geschichte der Marburger Ungarngruppe. Wir erhielten eine Einladung nach Budapest zum „Magyar Nepmüveszeti Festival“. Dort trafen sich ungarische Tanzgruppen aus aller Welt. Wir vertraten die Bundesrepublik Deutschland. Das Festival fand auf der Margarethen-Insel in der Donau statt. Abschluss und Höhepunkt bildete ein gemeinsamer Tanz hunderter von Tänzern aller ungarischen Gruppen aus der ganzen Welt.
1986 verließen meine Frau und ich die Ungarische Volkstanz- und Trachtengruppe Marburg, weil wir nach Teneriffa auswanderten. Angeblich besteht noch heute eine kleine ungarische Gruppe in Marburg.
http://www.myheimat.de/marburg/beitrag/52124/die-u...
Bürgerreporter:in:Hans-Rudolf König aus Marburg |
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