Matthias Laarmann
Mit zwei christlichen Tattoos verkörpert der Lünener das, was er verkündigt/Wie Matthias Laarmann seinen Glauben auf der Haut trägt
Lünen Ein Tattoo sollte wohl überlegt sein, denn es bleibt ein Leben lang auf der Haut. Der Name eines geliebten Menschen, die Geburtsdaten der Kinder, eine Lebensweisheit: Motive für Tattoos sind so individuell wie die Menschen, die sie tragen. In der Regel spiegeln die Motive etwas von dem wider, was diesen Menschen wichtig ist – so auch bei Dr. Matthias Laarmann. Er trägt seinen christlichen Glauben buchstäblich auf der Haut.
Seinen rechten Oberarm ziert eine Mariendarstellung, vor einigen Monaten ist ein zweites großflächiges Tattoo auf dem Rücken hinzugekommen. Es zeigt das Coesfelder Kreuz. „Es begleitet meine Familie und mich seit Generationen. Das Kreuz ist die intensivste Form, wie Gott mir begegnet: als Christus am Kreuz. Und das nun ständig“, erklärt der 59-Jährige. Er unterrichtet als Studiendirektor unter anderem Latein, Religion und Philosophie an einem Dortmunder Gymnasium und ist als Privatdozent für Dogmengeschichte an der Theologischen Fakultät Paderborn tätig. „Was ich verkündige, möchte ich auch verkörpern. Ich möchte Profil zeigen, auch auf die Gefahr hin, auf Ablehnung zu stoßen“, fügt er hinzu. Das Coesfelder Kreuz zeige nicht den majestätischen, sondern einen leidenden Christus. „Für mich als modernen Menschen ist dies ein starkes Zeichen einer überlieferten Kreuzesfrömmigkeit, die ich aber weiterdenken will für mich und die Menschen um mich herum“, sagt er.
Den Anstoß für sein erstes Tattoo habe übrigens seine Tochter gegeben. „Sie war auf der Suche nach einem Motiv. Das hat mich inspiriert“, berichtet er. Für ihn sei klargewesen, dass es auf jeden Fall eine Mariendarstellung sein sollte. Maria sei eine starke Frau gewesen, die ihrem Kind immer beigestanden habe. In einem Bildband stieß er zufällig auf die „Mutter der Demut“, die Andrea di Bartolo aus Siena um 1410 schuf. „Die Gottesmutter bekommt vom Jesuskind eine mystische Rose geschenkt. Das hat mich sofort begeistert“, erklärt er.
Dann galt es, einen Tätowierer zu finden, der diese Vorlage künstlerisch umsetzen konnte. „Ich wollte kein farbiges Tattoo. Das ist für mich eine Frage der Ästhetik. Es ist ein hochintensiver, aber auch sich im Laufe der Zeit verändernder Körperschmuck. Deshalb braucht es gute Tätowierer, die das ins Schaffbare umsetzen“, ist Laarmann überzeugt. So einen Künstler fand er in Luis Castillo – alias „Smize“ – aus Ecuador. „Er ist ein gefragter Tätowierer, ein Künstler und in vielen Ländern unterwegs.“
Laarmann, der seit 2020 dem Pfarreirat in St. Marien Lünen vorsteht und sich zudem als Vorsitzender der Kreisdekanatskonferenz des Kreisdekanats Coesfeld engagiert, vertraute ihm. Nach den ersten guten Erfahrungen ließ er sich von Castillo in einem Studio in Schwerte ebenso sein zweites Tattoo stechen. „So etwas haben sie dort auch noch nicht gesehen. Sechs Stunden hat er für mein Coesfelder Kreuz gebraucht. Bei einigen Rückenpartien war es durchaus schmerzhaft“, gibt Laarmann zu. Aber er habe sich sehr entschieden gefühlt und ist mit dem Ergebnis mehr als zufrieden.
Er wolle mit den beiden Tattoos nicht missionieren und sei sich bewusst, dass er damit nicht nur auf Verständnis stoße. „Aber es ist die Verdichtung meiner spirituellen Biografie durch die Bildtraditionen, die wir in der christlichen Geschichte haben. Es zeigt meine persönliche Frömmigkeit“, erklärt er. Wenn er sich als Kommunionhelfer und Lektor engagiere, trage er liturgische Kleidung, denn dann wünsche er für sich Neutralität.
Bei der Suche nach einem geeigneten Motiv, sei er immer tiefer in das Thema eingestiegen. Und als begeisterter Forscher und Wissenschaftler habe er sich ebenso historisch mit dem Thema Tätowierungen vor allem im kirchlichen Bereich beschäftigt. „Es gibt verschiedene Quellen, die belegen, dass sich Getaufte schon ganz früh tätowieren ließen. Unter den ersten Christen galten Tätowierungen wie etwa Kreuze oder Fische als Erkennungszeichen. Und wenn Paulus im Brief an die Galater schreibt, dass er die Leidenszeichen Jesu an seinem Körper trage, hat dies im Mittelalter Mystiker wie Heinrich Seuse motiviert, sich selbst die Chiffre IHS auf seine Brust zu tätowieren“, berichtet er. Doch auch heute gebe es eine Szene, in der sich Menschen aus unterschiedlichen Gründen für spirituell inspirierte Tätowierungen entschieden.
„Ich fühle mich innerlich gestärkt mit einer neuen Achtsamkeit für meinen Körper. Die beiden Tattoos zeigen, dass ich mit Maria und meinem Erlöser in dankbarer und erinnernder Weise zusammen sein möchte.“ Für ihn sei es ein innerer Ruf gewesen, und die Tattoos machten ihn kompletter. Fortsetzung nicht ausgeschlossen.
Bürgerreporter:in:Heinz Kolb aus Gelsenkirchen |
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