Gebäude mit Geschichte- Hofgut und Schloss Friedelhausen ein kaum bekanntes Ausflugziel

Das Schloss im Sommer
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Ich schreibe heute einmal über das Hofgut Friedelhausen und seine Geschichte. Ich beginne mit dem ältesten Gebäude dem ehemaligen Stall und heutigen Gärtnerhaus.
Ja, auch ein alter Stall kann unter Denkmalschutz stehen. Das ehemalige Stallgebäude wurde um1672 erbaut. Das Untergeschoss ist aus massivem Stein. In einer Schwelle des Obergeschosses kann man den Spruch ,, Dieser Bau ist erbaut Am 27. May Anno 1672 Gott gebe Glück Freud Leid. Alles zu seiner Zeit,, lesen. Ebenfalls im Fachwerk eingearbeitet ist der Spruch,, DU HERR ERHELTEST STETS FRIE NACH GEWISER ZUSAGE DEN MAN VERLESSET SICH AUF DICH ALLES WAS WIR AUSRGTEN HAST DU UNS GEGEBEN,, . An einer anderen Stelle kann man an einem Torbogen die Zahl d708 eingemeißelt im Stein finden. So bezifferte man das Jahr 1708. Das Gebäude hat also bereits kurz nach seinem erbauen die ersten Umbauten zu verbuchen. Burkhard von Selle der das Gut 1670 von Otto von Rolshausen gekauft hatte gab die genannten ersten Umbauten in Auftrag. Bereits 1675 wurde das Gut an die beiden Töchter von Sellen übergeben. Die jüngste heiratete den Obristen Leutnant von Düring. Dieser diente als Offizier in verschiedenen Landesheeren und hatte wenig Ahnung von Ackerbau und Viehzucht. Das Gut verwahrloste zunehmend und wurde 1852 an Adalbert Freiherr von Nordeck zu Rabenau verkauft. In dieser Zeit erblühte das Rittergut zu neuem leben. Bis heute ist das Gut noch im Familienbesitz der Familie von Schwerin in Londorf. Diese Familie von Schwerin in Londorf ist laut der Verwaltung des Hofgutes ein direkten Nachkomme derer von Nordeck zu Rabenau. Irgendwann zwischen 1900 und 1982 wurde das Gut nicht mehr bewirtschaftet. Das alte Stallgebäude, das jetzt Gärtnerhaus heißt, verfiel genauso wie die umliegenden Gebäude des Ritterguts. Die einstige Pracht der Anlage war kaum noch zu erahnen als im Jahre 1982 das Hofgut von der "Hofgemeinschaft für heilende Arbeit e.V." gepachtet wurde. Gemeinsam wurde die Sanierung in Angriff genommen. Das Gärtnerhaus war dann im Jahr 1998 bezugsfertig. Heute befinden sich neben der Verwaltung auch Wohnungen der Hofgemeinschaft für heilende Arbeit e.V in diesem Teil des Gutshofes.

Das nächste Gebäude über das ich schreibe hat viele Namen. Einige nennen es,, Das alte Schloss,, Friedelhausen. Die Bewohner des Hofgut Friedelhausen nennen es,, die Burg,, und aus andere schreiben von einem Herrenhaus. Um das besser zu verstehen sollte man bei der Geschichte des Erbauers und der seiner Siedlung anfangen. Die erste urkundliche Erwähnung hat die damals noch Fredelhußen genannte Siedlung des Friedrich im Jahr 1311. In einer Lehnsurkunde. Die Adelsfamilie von Rolshausen wohnte aber nicht auf ihrem Lehn. Sie hatten ihren Sitz in Staufenberg wo sie als Burgmannen tätig waren. Die Gebäude die damals auf dem Hofgut standen waren vermutlich sehr schlicht und einfach und sind heute nicht mehr erhalten. Friedrich von Rolshausen ( 1520- 1585 ) war eine Berühmtheit seiner Tage.
Man erzählt und schreibt das er wohl in seiner Jugend so arm gewesen sei, das er selbst den Pflug durch den Acker führen musste. Als man in Hessen die Werbetrommel für den Kriegsdienst rührte folgte auch der verarmte Adelige dem ruf. Er machte Karriere! 1545 wurde er Feldknechthauptmann und war für die Landsknechte verantwortlich. 1553 war er bereits Hofmarschall und Ratgeber des hessischen Landgrafen. 1552 zog er mit der hessischen Ritterschaft gegen Kaiser KarlV. nach Tirol. Philipp der Großmütige schickte ihn mit 2000 Reitern und ebenso vielen Hakenschützen nach Frankreich. Dort unterstützte er die Protestanten unter Prinz Conde in der blutigen Schlacht von Dreux. Dort machte er sein Geld. Maulesel um Maulesel soll er mit Krontalern beladen in die Heimat gesendet haben. Friedrich von Rolshausen wurde unter Landgraf Wilhelm IV. Hofmeister in Kassel und Landvogt an der Diemel. 1568 führte er Wilhelm von Oranien , dem Urvater des Niederländischen Königshauses einen beachtlichen Reiterhaufen zu. Friedrich von Rolshausen spielte also eine bedeutende Rolle in der hessischen Geschichte und damit auch sein kleines Lehn Friedelhausen. Das alte Schloss wurde nachweislich auf den Grundmauern einer bereits bestehenden Burganlage im Jahr 1564 erbaut. Also direkt nach seinem Frankreichfeldzug. Das Schloss steht in der Nähe der alten Heerstraße Gießen - Marburg. Von außen erscheint das Gebäude schlicht aber Wehrhaft. Es ist zweigeschossig und wurde aus Bruchstein und Sandstein gebaut. Es hat ein hohes gaubenbesetztes Krüppelwalmdach und von mächtigen Konsolen gestützte Eckerker. Auf der Rückseite sind gleich 3 besondere Erker. Es sind Aborterker, also die mittelalterliche Toilette.Ebenfalls auf der Rückseite ist der Treppenturm mit der Wächterstube zu sehen. Die Fenster haben Klappläden die im Erdgeschoß vergittert sind. Um in das Innere des alten Schloßes zu gelangen darf man durch das rundbogige Renaissanceportal schreiten. An der Seite sind Nieschen und Sitzkonsolen angebracht . Der Schlussstein zeigt die Zahl 1564. Darüber ist das nachträglich angebrachte Wappen der von Selle und Wolff von Gutenberg-Düring aus dem Jahr 1741. Eine Innschrift lautet ,, Benediktus v Düring Fürstl Hes Obrist Lieut G V Sellen AA Wolff aus Friedelh v Gutenberg. Die andere lautet ,, von Gott durch mich gesetzt wird bleiben unverletzt Johanna Louise von During geb v Selle auf Friedelh. Sie war eine Tochter des 2. Besitzers des alten Schlosses. Von Außen also ein Stattliches Herrenhaus das ich so nicht als eine Burg oder Schloß erkennen würde. Dann schritt ich durch dieses Portal und stand in diesem Mittelflur. Rechts und links gehen die Wirtschaftsräume der Burg ab. Man schaut auf eine kleine Gallerie die sich als Wehrgang erweißt. Geht man durch die niedrige Tür die Wendeltreppe nach oben gelangt man in den Bereich der einem klar macht das es eine Burg ist. Ursprünglich war in diesem Stockwerk nur ein Raum. Der Rittersaal. Im 18. Jahrhundert wurde dieser Raum unterteilt. Gut zu erkennen an den unterschiedlich gestalteten Türen. Der Rest des Rittersaals ist mit gut erhaltenen Wandmalereien verziert. Diese Malereien haben mich total fasziniert. In diesem Rittersaal werden heute Trauungen der Stadt Lollar vollzogen und Konzerte gegeben. Natürlich kann man das alte Schloss auch besichtigen. Dies jedoch nur wenn vorher eine Anmeldung erfolgt ist. Auch in diesem Teil des Hofgut Friedelhausen sind Wohnbereiche der Hofgemeinschaft für heilende Arbeit e. V. untergebracht. Anmeldung unter hofgemeinschaft@friedelhausen.de oder einfach mal anrufen.

Der satirische Kuhstall.
Es ist ein alter Stall nebst Schmiede und Maschinenhalle. Natürlich ein denkmalgeschütztes Gebäude. Um die gesamte Satiere an diesem Gebäude zu verstehen, muß man wissen wer der Erbauer ist und was er so beruflich außer Landwirtschaft getan hat. Ich schreibe über den ,,neuen Kuhstall,, des Hofgut Friedelhausen. Bauzeit von 1880 bis 1887 da man stets an und umbaute. Der Erbauer ist kein geringerer als Adalbert von Nordeck zu Rabenau. Wieder eine gestandene Persönlichkeit der hessischen Geschichte. Adalbert von Nordeck zu Rabenau kaufte das Hofgut 1825 mit seiner Frau Clara und brachte den damals herunter gekommenen Hof wieder zu neuem Glanz.
Er studierte von 1835 bis 1839 Rechtswissenschaften an den Universitäten Bonn, Berlin und Gießen, wo er auch promovierte. 1842 wurde er Kammerjunker, später Sekretariatsakzessit am Landgericht Grünberg. 1847 wurde er Kreissekretär in Grünberg. 1873 war Adalbert von Nordeck zu Rabenau als Landwirtschaftsrat tätig. 1863 wurde er Kammerherr. Er war Präsident des landwirtschaftlichen Vereins für die Provinz Oberhessen des Großherzogtums Hessen-Darmstadt. Er war mehrfach Abgeordneter der 2. Kammer der Landstände des Großherzogtums Hessen und vertrat dort konservative Positionen. Er wurde 1851 für den Wahlbezirk Oberhessen 8/Herbstein und 1872 bis 1892 für den Wahlbezirk Oberhessen 6/Grünberg gewählt. Er war Mitglied des Reichstages des Norddeutschen Bundes, Mitglied des Deutschen Reichstages für den Wahlkreis Hessen 1 (Gießen-Grünberg-Nidda). 1871 war er eines der 30 Mitglieder der Kaiserdeputation des Reichstages des Norddeutschen Bundes in Versailles, die unmittelbar die Reichsgründung miterlebten. Also man darf behaupten daß Adalbert von Nordeck zu Rabenau ein sehr politischer Mensch war, der mit seiner Meinung nicht hinter dem Berg hielt, und er verschonte auch seinen Kuhstall nicht vor seinem satirischen Humor.
Wen wundert da noch der Spruch an der linken Außenecke zum Herrenhaus zeigenden Spruch ,, SO JEMAND IST AUF ERDEN DER ALLEN LEUTEN RECHT TUN KANN SO BITT ICH IHN IN ALLEN EHREN DASS ER MICH DIESE KUNST MÖCHT LEHREN ADALBERT VON RABENAU 1881,, Die um das Jahr 1880 datierte Gefachmalerei am Giebel einer Scheune bringt einem auch heute noch zum schmunzeln. Auf vier nebeneinander liegenden Fachwerkgefache sind von links nach rechts ein Geistlicher mit dem Spruch ,, Ich bet für euch,, dann ein Ritter mit dem Spruch ,, Ich fecht für euch,, Daneben ein Richter,, Ich recht für euch,, und zum Schluß der Bauer,, Ich bin der Bauer der die Eier legt,, Eine eindeutig politische Botschaft die jetzt als,, Seltene figürliche Darstellung mit sinnbezogenen Inschriften eine hohe volkskundliche Bedeutung,, hat laut Denkmalamt. Das Stallgebäude ist ein gründerzeitlicher aus teilweise Londorfer Lungenstein gebauter Massivbau. Er hat auffallende Zwerchgiebel und Zierfachwerk. An der rechten Ecke des Stalls findet man auf einem Zierstein den Spruch,, Erbaut 1887 Adolf von Nordeck zur Rabenau
Gott schütze das Haus,, Adalbert von Nordeck zu Rabenau hatte 2 Töchter und einen Sohn. Ob Adolf der Name des Sohnes war oder hier als Kurzform von Adalbert benutzt wird ist mir nicht bekannt. Der Sohn verstarb noch vor dem Vater. Eine der Töchter heiratete den Grafen Karl Viktor Hans Bogislav Graf von Schwerin. Noch heute ist das Hofgut in Besitz der Familie der Gräfin. Allein die Sprüche an den Wänden des Stalls machen den Menschen Adalbert von Nordeck zu Rabenau für mich interessant. Sein Kuhstall ist ein besonderer Kuhstall der auch heute noch gültige satirischen Humor dazu eine Portion Pracht ausstrahlt.

Das Schloss Friedelhausen
Nachdem man sich im Hofgut gestärkt hat, kann man den Weg durch zwei gemauerte Säulen in den Wald gehen. Zu sehen ist es noch nicht. Nur alte dicke Laubbäume durch deren Blätter die Sonne blitzt und ein breiter Waldweg sind zu sehen. Es schaut aus wie das Tor vom Wald in den Wald. Wie die Tür in ein Märchenland. Man wandert durch das Tor ohne Tür weiter und plötzlich landet man optisch in England. Auf einer Waldlichtung hinter einer niedrigen Hecke und einem kleinen Park steht Schloß Friedelhausen. Aus Londorfer Lungenstein gebaut steht das im Jahr 1851 erbaute Schloß an einem Hang. Der englische Architekten John Dobson plante das in englisch, klassizistischer Neugotik gebaute Schloß. Nur einer der Türme ist begehbar. Ein Schloß das mit seinem Stil zum Träumen und Dichten einläd. Rainer Maria Rilke war in den Jahren 1905 und 1906 jeweils für einige Wochen zu Gast auf Schloß Friedelhausen. Das Schloß ist teilweise bewohnt und kann nicht besichtigt werden. Sein Anblick von Außen ist aber sehr beeindruckend. Im Wald steht noch eine Gedenksäule. Sie erinnert an die alte Familie ind deren Besitz das Anwesen Friedelhausen auch heute noch ist.
Friedelhausen ist ein Ausflug wert. Man erreicht Friedelhausen leicht mit der Bahn. Der Besuch mit dem PKW ist auch möglich, aber nicht so romantisch. Man verpasst den Weg vorbei am alten Bach mit den tollen alten Bäumen und die schroffen Felsen. Viel Spass bei einem Besuch der Anlage.

Bürgerreporter:in:

Nicole Freeman aus Heuchelheim

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