Reaktionen die mir weh tun und mich wütend machen.
Es geschieht immer mal wieder wie heute hier am Rhein. Ein Tourist kommt und fragt einen älteren Menschen. „Sind Sie von hier? Dann wissen sie doch bestimmt, dass auf der anderen Seite des Rheins ein Lager war.“
Heute war die Antwort mit Verachtung im Gesicht: „Nein, dort war kein Lager“. Der Fremde erstaunt: „Aber doch“. Sein Gegenüber: „Ich weiß von nichts“.
Ich griff in das Gespräch ein und erklärte, dass drüben auf der Seite ein Kriegsgefangenenlager der Amerikaner für deutsche Soldaten war: die „Goldene Meile“. Der Fremde antwortete mir: „Ich weiß, ich war selbst dort als Gefangener bei den Amerikanern. Ich bin mit 16 Jahren von Hitler in den Krieg geschickt worden und mit 17 Jahren in Gefangenschaft geraten“. Ich erzählte ihm, dass auch mein Onkel dort gefangen war und er bemerkte nur: „Dann wissen Sie ja bestimmt von Ihrem Onkel wie es dort war. Ich bin das erste Mal wieder am Rhein und wollte noch einmal sehen, wo wir damals eingesperrt waren“.
Während des gesamten Gespräches stand der Andere bei uns mit einem höhnischen Lächeln auf den Lippen. Ich dachte bei mir: auch für diesen Menschen, der damals noch ein Kind war, war der Soldat in den letzten Kriegstagen dem Grauen ausgesetzt und hat jahrelang in Gefangenschaft gesessen. Das versetzt mich in Wut. Ich habe schon mehrmals miterlebt, dass die ehemaligen Soldaten verhöhnt werden, als Feiglinge bezeichnet werden. Dass diese Menschen mal ihr Leben riskieren mussten für das Deutsche Volk, davon will keiner mehr was wissen.
http://de.wikipedia.org/wiki/Goldene_Meile_(Kriegsgefangenenlager)
Bürgerreporter:in:Gisela Görgens aus Quedlinburg |
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