Blaubeerenzeit und – meine Puppe
Meine erste und einzige Puppe nach der Vertreibung Anfang1945 aus Jägerhof/Bromberg in Westpreußen. Nach der Flucht wohnten wir seit einigen Monaten in Immensen bei einem Bauern.
Da stand sie im Laden unseres Bäckermeisters, der nicht nur frisches Brot, frische Backwaren und Lebensmittel sondern auch – heute sagen wir - non food Artikel verkaufte: eine schöne Puppe aus Celluloid. Meine Puppe. Ich wollte sie unbedingt haben. Aber meine Eltern hatten nicht so viel Geld übrig, um sie mir kaufen zu können.
Meine Mutter schlug vor, reichlich Blau- oder auch Bickbeeren (bicken = bücken) im nahe gelegenen Wald (Scharl) zu pflücken und zu verkaufen. Ältere Bauersfrauen nahmen sie gerne. Eifrig ging ich ans Werk. Tag für Tag, Woche für Woche kam so Groschen zu Groschen.
Endlich war es so weit: Stolz betrat ich mit Mutti den Laden und dufte die Puppe kaufen. Ich habe mich soooo gefreut und „meine Puppe“ vorsichtig an mich gedrückt. Ihr hübsches Papierkleid durfte ja keinen Schaden nehmen. Meine Tante konnte auf der Nähmaschine zaubern und so brachte mir der Weihnachtmann dann ein neues Puppenkleid, aus richtigem Stoff natürlich.
Heute hat „meine Puppe“ einen Ehrenplatz in der Vitrine.
Bürgerreporter:in:Brunhild Osterwald aus Lehrte |
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