Lehrte: Mehr Artenschutz und weniger Schottergärten

schade: wo ist hier Natur?

"Stadt soll in Sachen Ökologie noch stärker in die Offensive gehen /
Beitritt zu Bündnis für ökologische Vielfalt vorgesehen"

Dienstag, 16. März 2021 HAZ - Lehrte

Von Achim Gückel

"Die Stadt Lehrte soll ökologischer werden. Darin sind sich lokale Umweltpolitiker aller Lager einig. Im Umweltausschuss unterstützten sie jetzt einmütig ein Sofortprogramm mit drei Punkten. Dazu gehört auch eine Offensive gegen Schotter- und Steingärten sowie ein Artenschutzprojekt für Wildbienen.

Grünflächen für die Wildbienen

Die Ratsmehrheit aus SPD, Grünen und Die Linke hatte das Drei-Punkte-Papier unlängst vorgelegt. Im Umweltausschuss betonte Sozialdemokratin Petra Drescher, dass auch eine Kleinstadt wie Lehrte einen entscheidenden Beitrag gegen das Insektensterben leisten könne. Schottergärten, wie sie immer häufiger vor Häusern zu sehen seien, bezeichnete sie als „lebensfeindliche Flächen“. Es gebe zu ihnen gute und wenig arbeitsintensive Alternativen.

Der Vorstoß der Mehrheitsgruppe sieht zunächst vor, dass Lehrte ein Artenschutzprojekt für Wildbienen auflegt und gleichzeitig Flächen ökologisch aufwertet. Das Projekt solle dem Modell der „Bienenstadt Braunschweig“ in Kooperation mit dem Julius-Kühn-Institut folgen. Die Stadt Lehrte möge nun prüfen, welche städtischen Grundstücke dafür infrage kämen – etwa Park-, Grün- oder Ackerflächen sowie Friedhöfe. Auch landwirtschaftliche Betriebe und Kleingartenvereine sollen einbezogen werden.

Darüber hinaus soll Lehrte in das Bündnis „Kommunen für biologische Vielfalt“ eintreten – ein Zusammenschluss von Städten und Gemeinden, die im Naturschutz engagiert sind. Darin kooperieren die beteiligten Kommunen miteinander, zeigen sich gegenseitig ihre Projekte sowie den Weg zu Fördergeld und bekommen außerdem Hinweise für kostenlose Kongresse und Workshops. Es gehe außerdem darum, sich als „Kommune in Richtung Nachhaltigkeit zu profilieren“, meint Rot-Grün-Rot in seinem Antrag. Der Mitgliedsbeitrag in dem Bündnis sei mit 165 Euro im Jahr zudem sehr gering.

Stadt soll Vorbild sein

Und schließlich sind da noch die Schottergärten: Die Stadtverwaltung soll prüfen, welche planungsrechtlichen Vorgaben gegen die „Versteinerung von privaten Gärten“ (Zitat aus dem Antrag) möglich sind, etwa für künftige Baugebiete, und wie man bereits bestehende Schottergärten zurückbauen könne. Die Stadt selbst müsse dabei Vorbild sein, indem sie eigene Steinwüsten zu blühenden Grünflächen umwandelt, schlägt die Ratsmehrheit vor.
Im Umweltausschuss rannte sie mit all diesen Forderungen offene Türen ein. Hans-Jürgen Dankert (Linke) etwa sprach davon, man müsse „Versteinerungen von Vorgärten rückgängig“ machen. Christdemokrat Martin Schiweck befürwortete das Wildbienen-Projekt ebenso entschieden wie den Beitritt zum Bündnis für ökologische Vielfalt. Bei den Schottergärten jedoch müsse man genau hinschauen, welche Versiegelungen illegal seien und welche erlaubt.

„Ein Armutszeugnis“

Dirk Werner (SPD) bezeichnete Schottergärten rundweg als „Armutszeugnis“. Die Erleichterung bei der Pflege, die Grundstücksbesitzer durch derartige Gestaltung zu erreichen hofften, sei „schnell verpufft“, von Artenreichtum und Wildbienen hänge indes das ökologische Überleben ab.

Stadtbaurat Christian Bollwein kündigte bereits in der Sitzung an, dass die Stadt das Thema Schottergärten nun genauer unter die Lupe nehmen werde. Entscheidend für die Anweisung, solche Anlagen zu beseitigen sei aber, ob sie zum Erdreich hin abgedichtet, also wasserundurchlässig, sind. „Das ist in der Praxis nicht gut erkennbar“, gab Bollwein zu Bedenken.

Lehrte hatte Anfang 2020 ein kommunales Klimaschutzprogramm verabschiedet. Seit einigen Wochen ist Klimaschutzmanager Christian Helmreich für die Stadt tätig, damit die Beschlüsse von vor einem Jahr in die Tat umgesetzt werden.

Im Haushalt für 2021 hatte der Rat erst vor wenigen Wochen zudem beschlossen, ein Konzept zu erstellen, das aufzeigen soll, wie Lehrte bis 2040 klimaneutral werden könnte. Dafür stehen in diesem Jahr 48 000 Euro zur Verfügung. Darüber hinaus beschloss das Stadtparlament, dass noch in diesem Jahr 80 000 Euro zusätzlich für Baumpflanzungen auf öffentlichen Flächen aufgewendet und für 150 000 Euro der Ausbau von Fotovoltaikanlagen auf städtischen Gebäuden forciert werden soll."

https://epaper.haz.de/webreader-v3/index.html#/899...
(leider mit Paywall = gegen Gebühr oder mit Abo)

Bürgerreporter:in:

Karl-Heinz Schnare aus Hannover-Groß-Buchholz

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