Der Ennsradweg - eine Tour für sportlich ambitionierte Radfahrer
Radurlaub in Deutschland oder Österreich war für 2009 angesagt. Das hatten wir uns schon lange vorgenommen, aber dieses Jahr wurde das nun in die Tat umgesetzt. Dazu wurden viele Internetseiten gesichtet und die unterschiedlichsten Touren verglichen. Am Ende fiel die Entscheidung auf den Ennsradweg obwohl wir wegen Länge der Tagesetappen und wegen der kumulierten Höhenmeter doch ein paar Bedenken hatten. Die Strecke betrug 300 km die in 6 Etappen aufgeteilt war, beginnend in Radstadt auf 1500 Höhenmetern und endend in Linz an der Donau auf 200 Höhenmetern. Trotz des scheinbaren Gefälles ergaben sich über die Strecke 4800 kumulierte Höhenmeter. So ging es per Flug nach München, dort eine Übernachtung um dann mit der Bahn nach Radstadt zu fahren um die 1. Etappe zu starten.
Radstadt als Start für die 1. Etappe nach Öblarn wurde bei sonnigem Wetter erreicht. Die hochalpinen Berge die Radstadt umgaben waren schon beeindruckend und ließen uns erstmals ahnen dass die Radtour entlang der Enns doch schon mal anstrengend werden könnte. Trotzdem, Fahrrad übernehmen und erstmal das erste Hotel beziehen. Dann machten wir uns über das Kartenmaterial her um die Strecken noch mal genauer anzuschauen und zu überlegen, ob vielleicht Alternativrouten in Frage kommen. Am nächsten Tag wird ein gutes Frühstück eingenommen, die Koffer abgegeben, das Fahrrad gepackt und dann geht es auf die erste Etappe. Die Enns ist hier noch schmal, gerade mal 40 km entfernt von der Quelle in Flachau. Schon nach wenigen Kilometern macht es uns immer mehr Spaß, auch wenn es immer wieder mal bergauf geht. Auf jeden Fall müssen wir an diesem Tag das Rad nur einmal schieben. Und die Enns gewinnt an Breite, schon am Zielort des Tages - in Öblarn - hat sie schon das Aussehen eines Flusses. Und das Ziel gefällt, ein kleiner verträumter Ort und ein idyllisches Hotel. Sogar das Wetter hat mitgespielt, wir sind trocken und vor dem Schauer angekommen.
Von Öblarn nach Admont stellte die 2. Etappe dar. Am Abend vorher gab es erste Gespräche mit Radfahrern die ebenfalls die Tour fahren. Bei allen herrscht Begeisterung wegen der schönen Strecke und der herrlichen Landschaft. Wir freuen uns alle auf die nächste Etappe. So geht es dann am nächsten Tag nach dem Frühstück auf die Strecke. Wir sind schon mutig geworden und haben die ersten Abweichungen von der Hauptstrecke eingeplant, auch wenn diese anstrengend sein sollen. Der Regen hat nachgelassen und wir fahren bei bedecktem Himmel weiter und das Wetter wird von Stunde auf Stunde besser. Man ist immer noch in ländlichem Gebiet unterwegs. Die gut ausgeschilderte Route verläuft teils auf Forstwegen, dann wieder auf separaten Radwegen aber ab und zu auch auf wenig befahrenen Straßen. In Admont angekommen sind wir vom Ort nicht so begeistert, jedoch sind die umliegenden Orte und der Blick auf die Bergwelt und der erste Blick aufs "Gesäuse" schon beeindruckend.
Amont nach St.Gallen, die 3. Etappe. Heute gibt es die Möglichkeit eine kürzere Strecke mit viel Steigung oder den längeren Weg mit moderaten Steigungen zu wählen. Wir sind mutig und wählen die kürzere Route allerdings mit einem zusätzlichen Abzweig von 40 km Hin- und Rücktour. Es wird dadurch die längste und anstrengenste Etappe. Schon kurz nachdem wir Admont verlassen haben, ergibt sich ein atemberaubender Blick auf das Gesäuse. Im Gesäuse fließt die Enns auf kurzer Strecke in einem engen Tal und überwindet dabei 100 Höhenmeter. Ein beliebtes Ziel für Rafter. Hier ist es so eng, dass es auch keinen separaten Weg für die Radfahrer gibt. Zum Glück ist nicht Wochenende und der Verkehr hält sich in Grenzen. Uns hat es gut gefallen und wir entscheiden die zusätzliche Route zu fahren. Das bedeutet 20 km stetig aufwärts, am Ende werden wir aber mit dem herrlichen Leopoldsteiner See belohnt. Hier machen wir Rast und können uns auf dem Rückweg 20 km abwärts rollen lassen. Bis St. Gallen sind es dann noch ca. 15 km, jedoch werden diese wirklich anstrengend weil es dann nur noch bergauf geht. Absolut herrlich die Landschaft, aber wir sind dann doch froh, als es zum Schluss noch 3 km abwärts geht.
Weiter ging es auf der 4. Etappe von St.Gallen nach Großraming. Heute gibt es wieder zwei Möglichkeiten, entweder durch die Kalkalpen mit einem sehr steilen Abschnitt oder der längere Weg der nicht so beschwerlich sein sollte. Da der Weg durch die Kalkalpen empfohlen wurde, stand der Entschluss schnell fest: Schwer aber schön sollte es sein. Und es fing anfänglich harmlos an, jedoch zeigten sich zwischenzeitlich schon Abschnitte mit Herausforderungen: 20 % Gefälle und dann wieder hoch. Aber der angekündigte schwere Teil war noch nicht erreicht. Ein paar Kilometer weiter war es dann soweit: 20 % Steigung bedeuteten vom Fahrrad absteigen und 4 Kilometer schieben. Zum Glück war am Ende der Steigung eine Alm erreicht und man konnte sich dort herrlich stärken. Ab da an ging es nun kontinuierlich 20 km bergab. Jedoch mußte man hier besonders vorsichtig sein da es anfangs ein unbefestigter Waldweg war der von Geröll übersät war. Es zeigte sich jedoch sehr schnell, diese Etappe war die landschaftlich abwechslungsreichste und schönste Strecke die wir befuhren. Auf der Strecke mussten wir auch 5 Tunnel befahren, der längste war 1 km lang. Darin war es stockfinster und nebelig, aber die Durchfahrt war eben ein nicht alltägliches Erlebnis. Auch die Regelroute verließen wir heute erneut. Das führte dann allerdings auch nochmals dazu, dass wir wieder ein Stück schieben mussten. Dafür wurden wir mit einer schönen Strecke und einem wunderschönen Hotel am Zielort belohnt. Um das Hotel zu erreichen mussten wir jedoch erst noch einmal die mittlerweilen 100 m breite Enns überqueren und nochmals 1 km mit 15 % Steigung überwinden. Am Abend gab im Kirchenwirt bei einem guten Essen viel zu erzählen, allen hatte der Abschnitt sehr gut gefallen.
Nächster Tag, Weiterfahrt auf der 5. Etappe von Großraming nach Steyr. Wir hatten gedacht das die schweren Abschnitte geschafft waren. Aber auch heute zeigte sich die Strecke noch einmal sehr wellig, besonders auf den ersten 20 Kilometern. Aber man merkt jetzt schon, dass sich die Landschaft allmählich verändert. Die Berge links und rechts des Ennstales sind jetzt nicht mehr hochalpin, es sieht schon eher nach Mittelgebirge aus. Wir sind jetzt auch schon nur noch auf 500-600 Höhenmetern, am Ziel werden es dann sogar nur noch 200 m sein. Auch heute weichen wir wieder von der Hauptroute ab, wieder schwerer als der Regelweg, aber wir fahren mittlerweilen gern durch die "Hölle". So hieß ein Ort auf der Strecke. Dann folgen einige Kilometer direkt neben der Enns und wir nähern uns unweigerlich immer mehr dem vorletzten Etappenort Steyr. Hier haben wir erneut ein schönes Hotel in der wunderbaren Altstadt. Am Nachmittag war noch mal Zeit für einen Stadtrundgang wo wir uns dann den Zusammenfluss der Steyr und der Enns aus exponierter Cafehaus-Lage anschauten. Am Abend trafen wir dann noch einmal die anderen Ennstour-Fahrer bei einem "Achtele" Zweigelt. Abschied von denen für die die Tour in Steyr endet und Aufbruchstimmung zur letzten Etappe bei den restlichen Fahrern die noch nach Linz wollen.
Endspurt, mit Wehmut auf der letzten Etappe von Steyr nach Linz. Die letzte Etappe ist unwiderruflich angebrochen, es macht sich wirklich Wehmut breit. Leider verändert sich auch die Landschaft immer mehr und es wir immer flacher dafür aber auch immer wärmer. Wir fahren immer langsamer und legen immer öfter Pausen ein, wir wollen das Ziel nicht wirklich erreichen. Wir fahren in Richtung Donaufähre. Plötzlich liegt sie vor uns, die "blaue Donau" die im Vergleich zur Enns dann doch eher trüb und grau ist. Wir setzen über und sind dann auf dem "Donauradwanderweg". Pause. Den Radweg hatten wir bei unserer Planung auch als Tour in Erwägung gezogen, jetzt waren wir froh, dass wir diese Tour nicht gewählt hatten weil die Strecke erbarmungslos mit Radfahrern überfüllt war. Dagegen war der Ennsradweg wirklich leer, ein echter Geheimtipp für diejenigen, die es ein wenig ruhiger lieben. Am Nachmittag ist Linz erreicht und die Fahrräder werden wieder abgegeben. Es folgt noch ein schöner Abend bei hochsommerlichen Temperaturen in der Altstadt und in den Gastgärten von Linz. Nach der Übernachtung im Highend-Hotel erfolgt am nächsten Tag die Rückfahrt von Linz per Bahn. Unser Fazit: Einer von vielen Urlauben aber einer der schönsten Urlaube die wir je gemacht haben. Wir wollen das wiederholen, vielleicht noch mal an der Enns oder aber an der Etsch von Tirol nach Italien.
Etappen des Ennsradweg
Ennsradweg Teil 1
Ennsradweg Teil 2
Ennsradweg Teil 3.1
Ennsradweg Teil 3.2
Ennsradweg Teil 4
Ennsradweg Teil 5
Ennsradweg Teil 6
Bürgerreporter:in:Jürgen Walter aus Lehrte |
7 Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.