Zwischen Auto und Wild kracht’s seltener
DJV legt Wildunfallstatistik 2012 vor: kein Grund zur Entwarnung
djv Berlin - Reh, Hirsch und Wildschwein: In Deutschland sind die Verkehrsunfallzahlen im Jagdjahr 2011/12 (1. April 2011 bis 31. März 2012) gegenüber dem Vier-Jahres-Mittel um 17 Prozent zurückgegangen.
Zu diesem Ergebnis kommt der Deutsche Jagdschutzverband e.V. (DJV) nach Auswertung der aktuellen Erhebungen durch Jäger. Mit 29 Prozent ist der Rückgang bei Wildschweinen am höchsten, beim Rehwild sind es 16 Prozent weniger und beim Damwild minus zwölf Prozent. Die Unfälle mit Rotwild sind auf gleichem Niveau geblieben.
„Ich freue mich natürlich, dass die vielfältigen Bemühungen der Jäger Wildunfälle zu vermeiden, so erfolgreich sind und danke allen Organisationen wie ADAC, Autoversicherern oder Straßenbauverwaltungen für ihre tatkräftige Hilfe. Von einer Trendwende kann jedoch noch keine Rede sein“, so Dr. Klaus-Hinnerk Baasch, im DJV zuständig für Wildunfälle. Er prognostiziert ein Frühjahr mit vielen Gefahren: Nach dem rekordverdächtigen Winter haben vor allem Pflanzenfresser wie Reh und Hirsch Heißhunger. Setzt das Tauwetter ein, gehen sie verstärkt auf Futtersuche und legen mehr Fressphasen ein als üblich. Für Autofahrer bedeutet das: Achtung Wildwechsel! Besonders unfallträchtig sind Bereiche, in denen die Straße Wald und Wiese trennt. „Da verläuft die Straße sozusagen zwischen Wohnzimmer und Esszimmer“, sagt Dr. Baasch.
Zwei weitere Faktoren kommen gefährdend hinzu: Durch die Zeitumstellung am 31. März fällt der morgendliche Berufsverkehr plötzlich wieder in die Dämmerung – die aktivste Phase der Wildtiere. Denn Dämmerung bietet ihnen Schutz vor Fressfeinden. Außerdem beginnen im Frühjahr die Territorialkämpfe des Rehwildes. Einjährige Böcke werden von den männlichen Rivalen vertrieben und müssen sich ein eigenes Revier suchen. Dabei machen sie nicht vor Straßen halt.
Hintergrundinformationen zum Wildunfallgeschehen
Der Straßenverkehr ist seit Jahren auf einem hohen Niveau: Seit 1975 hat sich der Verkehr vervierfacht. Gleichzeitig haben sich die Wildunfälle verfünffacht.
Auf Autobahnen fahren durchschnittlich 48.000 Fahrzeuge innerhalb von 24 Stunden. Auf Bundesstraßen sind es in derselben Zeit 9.000 Fahrzeuge. Das Projekt „Barrieren überwinden“ des Deutschen Jagdschutzverbandes hat gezeigt, dass bis zu einer Verkehrsdichte von 10.000 bis 15.000 Fahrzeuge in 24 Stunden die Unfallgefahr mit Reh, Hirsch oder Wildschwein steigt. Die Folgen des zunehmenden Verkehrs können Inzucht und genetische Verarmung sein, da Tiere nicht mehr wandern und sich deshalb mit nahen Verwandten paaren.
Der Straßenverkehr trägt bei Rehwild mit sechs Prozent zur Gesamtsterblichkeit bei. Höher ist die Gefahr bei seltenen Arten wie Fischotter, Luchs und Wolf: Dort tragen Verkehrsunfälle bis zu 50 Prozent zur Gesamtsterblichkeit bei.
Die Hochzeiten für Wildunfälle sind im Jahresverlauf April und Mai sowie Oktober und November. Verstärkt wird dieses Phänomen durch die Zeitumstellung. Im Tagesverlauf sind die unfallträchtigen Zeiten zwischen 6 und 9 Uhr sowie abends zwischen 17 und 20 Uhr – genau dann, wenn sich die Wege von Berufspendlern und Tieren auf Nahrungssuche kreuzen.
Was ist zu tun, wenn ein Wildunfall geschehen ist? Unfallstelle sichern und die Polizei benachrichtigen! Diese nimmt den Unfall auf und wird den zuständigen Jäger informieren. Dieser kann eine Wildunfallbescheinigung für die Versicherung ausstellen und das verunfallte Wild entsorgen. Wichtig: Auch wenn Wildtiere nach einem Unfall flüchten, unbedingt die Polizei oder den Jäger informieren – aus Tierschutzgründen. Mit speziell ausgebildeten Hunden finden Jäger schwer verletztes Wild und können es von seinen Qualen erlösen. Tipps zum richtigen Verhalten bei einem Wildunfall gibt es hier: http://www.jagdverband.de/naturschutz/wildunfaelle/
Bürgerreporter:in:Karl-Heinz Huber aus Langenfeld |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.