Tier des Monats Januar: Der Dachs setzt jetzt im Winter auf erneuerbare Energien
Sein größter Feind: der Straßenverkehr - nicht der Frost!
Tier des Monats Januar des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV NRW) ist der Dachs.
Der bis zu 16 Kilogramm schwere und 80 Zentimeter große Dachs verharrt jetzt die meiste Zeit im Waldboden in Winterruhe. Doch die Ruhe täuscht: Denn jetzt ab Januar bis März erwartet Grimbart, wie der Dachs auch im Volksmund genannt wird, zwei bis sechs Junge - und die brauchen Wärme, wollen es gemütlich haben!
Dafür hat die Dachsfamilie vorgesorgt: In den Waldboden hat sie einen unterirdischen Bau gegraben und ihn gegen die Kälte mit trockenem Laub, Farn und Moos gedämmt. In sogenannten Kammern lagert feuchtes Laub, das mit Hilfe von Bakterien verfault. Dabei entsteht die sogenannte Bio-Wärme – bekannt aus jedem Komposthaufen. Sie verteilt sich im Dachsbau. So nutzt der Dachs den jährlichen Laubabwurf praktisch als Quelle einer sich jährlich „erneuernden“ Energie. Frieren muss hier also Keiner, selbst wenn die Minusgrade an der Oberfläche zweistellig werden. Zum Frühjahr hin wird dar Energielieferant Laub dann einfach erneuert. Für frischen Sauerstoff und gute Durchlüftung sorgt das sorgfältig gebuddelte Gangsystem. Der Bau ist weit verzweigte und wird bis zu fünf Meter tief in die Erde gegrabenen, enthält mehrere Stockwerke mit Tunnelgängen, die 800 Meter Länge erreichen und 50 Kammern enthalten können.
Reinlich wie er ist, verlässt der Dachs seinen Bau, um Harn und Kot in Kotgruben abzulassen. Über der Erde steckt der Dachs seine Grundstücksansprüche durch das so genannte “Stempeln“ ab: Wo Menschen beim Kauf Unterschriften leisten, setzt Grimbart Duftnoten! Liegen Futterquellen zu weit entfernt, werden kleine Nebenbaue gegraben. Die Nahrung des Allesfressers besteht aus Regenwürmern, Mäusen, Insekten, Schnecken, aber auch Beeren, Wurzeln, Eicheln, Pilze, Obst oder Mais.
Meles meles, so der wissenschaftliche Name des Allesfressers mit den schwarzen und weißen Kopfstreifen, ist sozial eingestellt: Nicht nur, dass die Dachskommune über Generationen zusammenlebt und den Bau über Jahrzehnte erweitert. Auch Füchse, die nicht gerne buddeln und sich lieber ins gemachte Nest setzen, Wildkaninchen und Kleinsäuger werden vom Dachs in nicht mehr genutzten Gängen geduldet. Dachse bleiben ein Leben lang zusammen, sind standorttreu und betreiben gegenseitige Fellpflege.
Früher wurde Grimbart unter anderem wegen seines Pelzes, seines Fleisches und seines Fetts stark bejagt. Auch Fuchs-/Dachsbaubegasungen und Tollwutepidemien dezimierten die Bestände erheblich. Und da die Bauern wenig begeistert waren, wenn Dachse die Feldfrüchte plünderten, stellte man ihm verstärkt nach. Das ging so weit, dass er 1979 auf die Rote Liste der gefährdeten Säugetiere kam. Tollwutimpfungen per Köder sowie die Abschaffung der Begasungen sorgten dafür, dass sich die Bestände in den 80er Jahren wieder erholten.
Heute dürfte der Straßenverkehr der größte Feind des Dachses sein. Geht man in NRW von einem Gesamtbestand über 3.500 Individuen aus, so macht die 2011 als Fallwild registrierte Zahl mit 1.309 Dachsen immerhin 37% aus!
Werden die Winter in den nächsten Jahren milder, wird Grimbart vielleicht öfter aus seinem Bau kriechen, um draußen herumzustromern. Aber auch dann ist es noch schwer, ihn zu Gesicht zu bekommen, denn der Dachs ist ein dämmerungs- und nachtaktives Tier und daher den meisten Menschen aus der Natur vor ihrer Tür gänzlich unbekannt.
Bürgerreporter:in:Karl-Heinz Huber aus Langenfeld |
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