In Zukunft gibt es Bio-Schafe aus dem Nationalpark Eifel

Das Bentheimer Landschaf (links) ist besser an rauhe Landschaften angepasst als das Merinoschaf (rechts) und das schwarzköpfige Fleischschaf (Bildmitte). | Foto: Nationalparkverwaltung Eifel
  • Das Bentheimer Landschaf (links) ist besser an rauhe Landschaften angepasst als das Merinoschaf (rechts) und das schwarzköpfige Fleischschaf (Bildmitte).
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Schleiden-Dreiborn, 6. Februar 2013Die Dreiborner Hochfläche im milden Winter. Himmel und Landschaft sind Ton in Ton. Es ist neblig und über die grünbraunen Grasflächen am Klusenberg ziehen feuchte Schwaden. Helle Punkte in der Ferne entpuppen sich beim Näherkommen als Schafe.

Kommt man noch näher, erkennt man wuchtige Schafe – manche mit schwarzem Kopf - und kleinere Schafe mit schwarzen Flecken im schmalen Gesicht. Hinter der Herde steht Schafhalter Peter Hilberath auf seinen langen Stock gestützt und ist auf die kleineren besonders stolz. Denn mit diesen Bentheimer Landschafen, einer vom Aussterben bedrohten alten Haustierrasse, will der Schäfer aus Merzenich bei Düren seinen Betrieb auf eine ökologische Landbewirtschaftung nach EU-Vorgaben umstellen. Peter Hilberath pflegt mit seiner Herde seit fast 40 Jahren die wertvollen Grünlandflächen auf der Dreiborner Hochfläche. Um die 800 Tiere umfasst seine Herde, wenn er im Frühjahr auf die Wiesen zieht. Den radikalen Nutzungswandel vom Truppenübungsplatz zum Nationalpark trägt er engagiert mit: „Ich will mich den hohen Ansprüchen bzw. dem Status des Nationalparks und auch den natürlichen Bedingungen auf der Dreiborner Hochfläche anpassen“, so der 53jährige Schäfer, der seine Herde gemeinsam mit Schäferin Julia Schneider und zwei Hütehunden betreut.

Die Beweidung des Nationalparkgrünlandes von April bis in den frühen Winter hinein dient der Entwicklung von ökologisch wertvollem, nährstoffarmem, aber artenreichem Grünland. Gleichzeitig sollen auch angrenzende Ginsterheiden mit ihrem abwechslungsreichen Mosaik aus Sträuchern und Grasflächen sowie attraktive Fernblicke für Nationalparkbesucher erhalten bleiben.

Die Hälfte des zu militärischen Übungszeiten noch 1.200 Hektar weiten Graslandes wird bis 2015 schrittweise aus der Pflege genommen. Diese Flächen werden sich langsam wieder bewalden. Das Ziel der Nationalparkverwaltung und der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben ist es jedoch, 600 Hektar auf der Dreiborner Hochfläche dauerhaft durch Wiesenmahd und Schafbeweidung zu sichern und weiterzuentwickeln. Dabei ist Peter Hilberaths Arbeit ein wesentlicher Stützpfeiler.

Von der Umstellung auf einen zertifizierten „Bio-Betrieb“ erhofft sich Schäfer Hilberath auch eine bessere Vermarktung seiner Tiere mit dem Bio-Label. Bevor Erzeugnisse von Tieren mit Öko-Kennzeichnung verkauft werden dürfen, müssen die Tiere eine festgelegte Mindestdauer – meist zwei Jahre - ökologisch gehalten werden.

Vorerst strebt Hilberath das EU-Zertifikat an, später kann er immer noch einem der Verbände wie Bioland oder Demeter beitreten, um noch höher gesteckte Anforderungen zu erfüllen. Bislang hat er allerhand damit zu tun, seinen gesamten landwirtschaftlichen Betrieb umzustellen:

Das heißt nicht nur Verzicht auf Pestizide, synthetischen Dünger – die in einem Nationalpark sowieso tabu sind - und auf vorbeugende Medizin. Sind die Tiere einmal krank, dann muss Peter Hilberath beispielsweise bei der Gabe von Medikamenten die doppelte Wartezeit bis zur Nutzung des behandelten Tieres einhalten. Jedoch hofft der Schäfer mit dem robusten Bentheimer weniger Krankheiten behandeln zu müssen. Zum Beispiel sind die Merinoschafe und die schwarzköpfigen Fleischschafe, die jetzt noch einen Großteil seiner Herde ausmachen, sehr anfällig für die Moderhinke, einer chronischen Entzündung der Klauen. „Außerdem kommen die Bentheimer Schafe besser mit dem nährstoffarmen Futter auf den Hochflächen zurecht“, so Hilberath. Das Bentheimer Landschaf ist von Haus aus den natürlichen Gegebenheiten viel besser angepasst.

Die Umstellung ist zunächst mit hohen Kosten verbunden, die Hilberath alleine, ohne die Hilfe durch Fördergelder nicht stemmen könnte. 70 Prozent finanzielle Förderung erhält er für die Zeit der zweijährigen Umstellung. Vor allem die Beschaffung von Kraftfutter aus ökologischem Anbau sei sehr teuer. Ebenso wie die seltenen Schafe. Für ein Bentheimer bezahlt er doppelt so viel wie für ein Merinoschaf. Kein Wunder. Sie sind schwer zu bekommen. Die Kriterien nach den Grundregeln der EG-Verordnung Nr. 834/2007 werden regelmäßig überprüft und nach der Umstellungsphase erhält der Nationalpark-Schäfer von der Dreiborner Hochfläche das begehrte Siegel. Das heißt, im kommenden Sommer wird diese Hürde genommen und dann gibt es bald Bio-Schaf aus dem Nationalpark Eifel.

Hintergrund
Das Bentheimer Landschaf ist nach der Grafschaft Bentheim im südlichen Niedersachsen benannt und stellt eine Kreuzung aus holländischen und deutschen Heideschafen dar. Wegen der Intensivierung der Landwirtschaft und fehlender Wirtschaftlichkeit gerieten sie in Vergessenheit: In den 70er Jahren gab es zeitweise nur noch 50 Zuchttiere. Heute hat sich die Rasse einigermaßen erholt. Dennoch ist sie in der „Roten Liste der vom Aussterben bedrohten Nutztierrassen“ der GEH (Gesellschaft zur Erhaltung alter Haustierrassen) als gefährdet eingestuft.

Bürgerreporter:in:

Karl-Heinz Huber aus Langenfeld

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